Ungeachtet der anhaltenden Stärke der Weltwirtschaft und der rückläufigen Erwartungen einer geldpolitischen Straffung scheinen sich die Aktienmärkte in den Industrieländern in einer Phase der Konsolidierung zu befinden.
„Die anhaltend positiven Trends beim Gewinnwachstum und das insgesamt positive makroökonomische Umfeld dürften den Aktienmärkten aber weiter zugutekommen. Zudem deutet die Charttechnik mittelfristig auf eine anhaltende Aufwärtsentwicklung an den meisten Aktienbörsen hin“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck im aktuellen Marktkompass September 2017.
Aktuelle Entwicklungen: Weltwirtschaft weiterhin robust
Die Stärke der Weltwirtschaft hält an. Ausschlaggebend hierfür sind weiterhin im Wesentlichen die Industrieländer, allen voran der Euroraum. Aber auch in den Schwellenländern gibt es eine Vielzahl positiver Konjunkturindikatoren. Von besonderer Bedeutung sind die erfreulichen Meldungen aus China. Darüber hinaus manövrieren sich Brasilien und Russland gerade aus der Rezession.
Das globale Nachfragewachstum und die steigende Wirtschaftstätigkeit werden durch den Anstieg der Preise für Industrierohstoffe in aller Welt getragen. Die Gesamtinflationsraten in den meisten Volkswirtschaften sind in diesem Jahr gestiegen. Dieser Trend scheint seinen Höhepunkt jedoch erreicht zu haben, denn nahezu überall ist der Inflationsdruck gering.
Seit kurzem beginnen die Zentralbanken – insbesondere die Fed, EZB und Bank of England – mit einer Abkehr von der lockeren Geldpolitik. Jedoch scheint das Ausbleiben eines ernstzunehmenden Inflationsdrucks eine strengere Geldpolitik zu bremsen.
Aktien: anhaltende Aufwärtsentwicklung möglich // Anleihen: Sorge um plötzlichen Anstieg der Renditen
Die meisten Börsen in den großen Industrienationen scheinen sich zu konsolidieren. Die Trends beim Gewinnwachstum sind aber anhaltend gut. Zudem ist das allgemeine makroökonomische Bild weiter solide, besonders in der Eurozone, wo das Wirtschaftswachstum auf ein Mehrjahreshoch von etwas über 2 Prozent geklettert ist. „Dementsprechend gewichten wir Aktien weiterhin über“, so Greil.
Sorge bereite dagegen ein plötzlicher Anstieg der Anleiherenditen, möglicherweise ausgelöst durch einen harten Wechsel in der bisherigen Geldpolitik der EZB. Auch die technische Analyse deute auf einen Renditeanstieg hin. Nachrangige Bankanleihen weisen in der Regel eine längere Duration auf und stellen somit ein erhebliches Risiko bei einem Renditeanstieg dar. Deshalb hat Merck Finck ihre Position in nachrangigen Bankanleihen reduziert.
Währungen: Euro-Rally erscheint überzogen // Rohstoffe: Industrierohstoffe ziehen an
Merck Finck hält den Anstieg des Euro/US-Dollar-Kurses auf weit über 1,19 für übertrieben und geht von einem Rückschlagpotenzial auf vielleicht 1,15 Euro/US-Dollar aus. „Die Euro-Rally erscheint überzogen. Im Zuge der Erholung des US-Dollars ist mit einem Rückgang zu rechnen“, sagt Greil. Das Pfund Sterling dürfte schwach bleiben. Neben dem Brexit bereitet auch der schwächere Ausblick für die britische Wirtschaft Sorgen. Der Ausblick für den Yen ist ebenfalls negativ.
Neben dem Anstieg des Euros ist das Anziehen der Preise für Industrierohstoffe in jüngster Zeit eine der auffälligsten Entwicklungen an den Finanzmärkten. Das ist ein Beleg für die robuste Nachfrage der globalen Wirtschaft und insbesondere in China. Außerdem spiegelt es die US-Dollar-Schwäche wider. Sogar das Erdöl (Brent) erholte sich wieder und stieg auf 53 US-Dollar. Das Gold nähert sich ebenfalls seinen Jahreshöchstständen. (Merck Finck)