Hinzu kommt, dass der sich anbahnende Führungswechsel in Brasilien in den vergangenen Wochen Hochstimmung ausgelöst hat.
Dem ersten Faktor, also dem freundlicheren Umfeld für EM-Werte infolge steigender Rohstoffpreise, was zum Teil auf den lebhafteren Immobilienmarkt in China zurückzuführen ist, haben wir durch Glattstellung unserer untergewichteten Positionen in EM-Aktien und EM-Devisen Rechnung getragen. Unsere Untergewichtung bei Brasilien behalten wir indes bei. Das liegt vor allem an der extrem ungünstigen öffentlichen Schuldendynamik in Lateinamerikas größtem Land. Das nominale Haushaltsdefizit beträgt knapp 11 Prozent des BIP und steigt weiter. Infolgedessen liegt der jährliche Anstieg der öffentlichen Verschuldung als prozentualer Anteil am BIP derzeit bei zehn Punkten. Brasilien abraucht weitreichende Fiskalreformen bzw. Sofortmaßnahmen, um das Defizit kurzfristig zu senken. Bei einer realen BIP-Zuwachsrate von aktuell minus 6 Prozent ist das wahrhaft eine Herkulesaufgabe, selbst in einem ruhigen politischen Umfeld. In Brasilien, wo die gesamte politische Situation derzeit durch Korruptionsskandale und der möglichen Amtsenthebung von Präsidentin Rousseff gelähmt ist, sind jedoch in nächster Zeit keine sinnvollen haushaltspolitischen Schritte zu erwarten. Das dürfte sich auch bei den Preisen für brasilianische Assets niederschlagen. Ohne mutige Fiskalmaßnahmen steigt das Risiko, dass die Verantwortlichen das Defizit monetarisieren. Das treibt die Inflationsrate in die Höhe und schwächt die Währung. Insgesamt sind die Makro-Risiken in Brasilien sehr hoch. Die notwendigen Reformen werden nur mit einer neuen politischen Führung möglich sein. Doch der Amtsenthebungsprozess – falls es überhaupt dazu kommt – wird aller Wahrscheinlichkeit nach langsam und schwierig sein.