Investmentfonds

„Unser Value-Ansatz kombiniert die Suche nach gesunden Geschäftsmodellen mit dem Sicherheitsmargenprinzip.“

Seit einigen Jahren präsentieren sich die meisten Value-Fonds am breiten Markt eher schwach. Eine Ausnahme bildet der Amundi Funds II – European Equity Value Fund, den Andreas Wosol managt. Mein Geld fragte den Fondsmanger, wie er die Auswahl für seine Investments trifft.

 

Andreas Wosol                        Leitender Fondsmanager –      Head of Multi Cap Value                Amundi Asset Management

        

Herr Wosol, seit über zehn Jahren managen Sie einen Value-Aktienfonds. Was verstehen Sie unter Value?

Wir verfolgen den Ansatz, den Benjamin Graham und David Dodd Mitte der 1930er Jahre geprägt haben. Das heißt, wir investieren in Unternehmen mit einem Abschlag zum inneren Wert beziehungsweise der sogenannten Margin of Safety.

Worauf beruht dieser Ansatz?

Unser Value-Ansatz kombiniert die Suche nach gesunden Geschäftsmodellen mit dem Sicherheitsmargenprinzip. Diese Sicherheitsmarge dient der Risikobegrenzung und dem Kapitalerhalt des Investors.

Wie kommen die überdurchschnittlichen Renditen zustande?

Der Erfolg unserer Anlagestrategie beruht sowohl auf unserer Fähigkeit, aus unserer Sicht unterbewertete Titel mit hoher Sicherheitsmarge zu identifizieren, als auch auf unserem disziplinierten Portfoliokonstruktions-Ansatz. Dabei gilt bei uns die strenge Priorität, zu allererst Kapitalverluste zu vermeiden.

Wie wählen Sie Ihre Titel aus?

Mit 15 Analysten, die uns mit Investmentideen versorgen, haben wir eines der größten und erfahrensten Buy-Side-Teams der Branche. Wir legen besonderen Wert auf die detaillierte Analyse der “Lebensfähigkeit “ des Geschäftsmodells eines potenziellen Portfoliotitels sowie dessen signifikante Unterbewertung am Markt. Zudem setzen wir auf eine Sicherheitsmarge von durchschnittlich mindestens 30%, die wir konsequent berücksichtigen. Mit dieser Valuestrategie schaffen wir die Basis für eine mögliche Überrendite. Unser Rebalancing-Prozess, der auf die Einhaltung der Gleichgewichtung aller Titel des Portfolios achtet, ist dann ein weiterer Faktor: Denn durch ihn entstehen risikoadjustierte Renditen – Rebalancing bedeutet ja nichts anderes, als teilweise zu verkaufen, wenn die Kurse steigen und zu kaufen, wenn sie fallen. So gesehen sind unsere überdurchschnittlichen Renditen der Disziplin in unserem Anlageprozess und der Ausnutzung der Marktineffizienzen geschuldet.

Welche Unternehmen/Branchen haben 2018 die größten Beiträge zur Rendite geliefert?

Der Blick auf wenige Monate, bringt selten relevante Erkenntnisse – das werten wir im Fachjargon eher als „Noising“, also irrelevante Informationen. Mit Blick auf die letzten zwölf Monate kann man sagen, dass insbesondere die Einzeltitelselektion für unsere positive Performance verantwortlich waren. Und diese sind sowohl regional als auch nach Sektoren breit gestreut. Interessanterweise befanden sich darunter zwei Unternehmen, die übernommen wurden und darauf im Kurs stark zulegen konnten – ein Effekt, der bei unterbewerteten Qualitäts-Unternehmen, wie wir sie selektieren, naturgemäß und erfreulicherweise immer wieder vorkommt.

Schauen wir nach vorne – welche Sektoren und Unternehmen werden Ihrer Meinung nach 2019 die Renditetreiber sein?

Da haben wir keine erklärten Präferenzen, insbesondere bezüglich bestimmter Sektoren. Als Stockpicker mit einem gut diversifizierten Portfolio sind wir der Überzeugung, dass sich viele Unternehmen aus unserem Portfolio positiv entwickeln werden: Denn wir haben die Solidität und Lebensfähigkeit ihres Geschäftsmodells eingehend geprüft und zum Kaufzeitpunkt eine deutliche Unterbewertung festgestellt.

Welche Rolle spielt die Marktentwicklung beim Amundi Funds II – European Equity Value?

Wann genau der Markt diese Ineffizienz in Form steigender Kurse wieder ausgleicht, ist für uns als langfristig orientierte Investoren von untergeordneter Bedeutung. In der Mehrzahl der Anlageentscheidungen erzielen wir – aufgrund unsere disziplinierten Strategie und unserer langjährigen Erfahrung – zwischen Kauf und Verkauf ein positives Ergebnis. Unsere sogenannte „Hit-Ratio“ beträgt rund 60% und ist damit überdurchschnittlich gut.

Bei Ihnen spielt die Einzeltitelselektion also die entscheidende Rolle?

Ja. Für den Amundi Funds II – European Equity Value lässt sich sagen, dass die Überrendite auch in der langfristigen Betrachtung immer Ergebnis einer gewissenhaften Einzeltitelselektion war und nicht einer speziellen Sektorallokation.

Wie hoch ist das Gewicht britischer Unternehmen? Und wie reagieren Sie auf mögliche Brexit-Risiken?

Unser UK-Anteil liegt aktuell bei rund 20%. Aber ein Listing in Großbritannien heißt nicht automatisch, dass es sich bei dem Unternehmen um eines handelt, dass beim Brexit negative Entwicklungen zu befürchten hat. Deshalb schauen wir konsequent danach, wie global und diversifiziert das Geschäftsmodell eines UK-Unternehmens ist. Sollten wir starke lokale Abhängigkeiten ausmachen, dennoch aber von einem konkreten Unternehmen überzeugt sein, erhöhen wir die Sicherheitsmarge entsprechend.

Größte Branche im Portfolio sind Financials. Wie identifizieren Sie in dieser Branche günstig bewertete Unternehmen und wie gestalten Sie das Risikomanagement?

Wir sehen den Sektor Financials differenziert: Eine Bank ist natürlich etwas anderes, als eine Versicherung und auch in anderer Weise von Veränderungen, beispielsweise durch die Regulierung, betroffen. Doch wie bei Werten aus anderen Branchen auch, konzentrieren wir uns konsequent auf Analyse der “Lebensfähigkeit” des Geschäftsmodells und auf die Differenz zwischen Preis und innerem Wert – und da gibt es aus unserer Sicht gerade bei Financials Ineffizienzen im Markt, die sich gezielt zum Vorteil unserer Investoren nutzen lassen.

Können Sie uns diesen Punkt etwas genauer erklären?

Gerne. Natürlich sind wir bei den Financials besonders selektiv: Gerade bei den Banken, die etwa 15% unseres Portfolios ausmachen, achten wir sehr darauf, dass es sich um dominante Retail- und Commercial-Banken handelt – bevorzugt mit starker Bilanz und hohem Equity. All unsere Bankenholdings sind in Kern- und Nordeuropa angesiedelt und haben die Herausforderungen durch die Auswirkungen der Finanzkrise sowie der folgenden Regulierung aus eigener Kraft erfolgreich überstanden. So sind wir zwar bei Financials besonders wählerisch, das laufende Risikomanagement genügt dann allerdings den gleichen hohen Ansprüchen, wie bei jedem anderen Qualitätstitel in unserem europäischen Value-Portfolio.

Herr Wosol, wir danken für das Gespräch!

(MG)

Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 17.12.2018. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen. Der Amundi Funds II – European Equity Value ist ein Teilfonds des Amundi Funds II, eines „Fonds commun de placement“ mit verschiedenen, voneinander getrennten Teilfonds, aufgelegt nach luxemburgischem Recht von der Amundi Luxembourg S.A.

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