Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen gibt es ununterbrochen Veränderungen im Kandidatenfeld. Zwar zeigten sich zu Beginn des zweiten Quartals die Märkte des Landes noch einigermaßen standhaft. Globale Ereignisse sowie ein Streik der Lastwagenfahrer lösten jedoch einen breiten Ausverkauf von lokalen Unternehmensanleihen sowie einen Abschwung der Landeswährung aus.
„Obwohl die Wahlen in Brasilien erst Anfang Oktober stattfinden und vermutlich rund drei Wochen später in die zweite Runde gehen, bleibt das politische Bild weiterhin verschwommen“, sagt Cathy Hepworth, Co-Head des Emerging Market Debt Team bei PGIM Fixed Income. „Sowohl landestypische Faktoren als auch eine gesteigerte Risikoaversion haben in dem südamerikanischen Land bereits zu einem breiten Ausverkauf geführt – sowohl von lokalen Unternehmensanleihen als auch einen Abschwung der Landeswährung. Der Markt sieht diese Entwicklung als Belastungsprobe für die brasilianische Zentralbank. Allerdings hält die Banco Central do Brasil einen Zinsanstieg, wie in anderen Schwellenländern, für nicht zwingend notwendig: Die Position des Landes ist robust, ausreichend Reserven sind vorhanden und die Auslandsschulden sind derzeit sehr niedrig.
Fast alle Kandidaten unterstützen die Rentenreform, die für die Stabilisierung der lokalen Schuldendynamik entscheidend ist. Wir gehen derzeit davon aus, dass in Hartwährung notierende Staats- und Quasi-Staatsanleihen sowie Anleihen in Lokalwährung eine Wertsteigerung erfahren dürften. Aufgrund der unsicheren Stimmung im Land nehmen wir jedoch momentan eine vorsichtigere Haltung in Bezug auf die Währung ein.
Im Mai dieses Jahres zeigte sich der Markt irritiert vom Streik der LKW-Fahrer. Denn trotz teilweise lahmgelegter Städte, fand dieser landesweit Unterstützer – primär von Bürgern, die frustriert mit der Regierungspolitik sind. Ausgelöst wurde der Protest aufgrund steigender Treibstoffpreise. Er führte zu einer teilweisen Aufhebung einer früheren Entscheidung, die es dem halbstaatlichen Mineralölunternehmen Petrobras erlaubte, sich unabhängiger auf Preise zu verlassen, die vom Markt festgelegt wurden. Konsequenterweise wurden sowohl Petrobras als auch andere brasilianische Unternehmen und Vermögenswerte vom Markt abgestraft – und Wachstumsprognosen stark nach unten korrigiert.
Nun hat die brasilianische Zentralbank die Entscheidung getroffen, Devisenswaps zu erhöhen und Lokalanleihen auf Staatskosten zurück zu kaufen, um den Markt zu unterstützen und zu stabilisieren. Durch das Befürworten langfristiger Strukturanpassungen seitens offizieller Gläubiger, soll politische Glaubwürdigkeit vermittelt werden. Wir interpretieren die Aussichten für Brasilien derzeit relativ positiv. Sie sollten den Markt zumindest aus momentaner Sicht zukünftig stützen.“
(PGIM)