Investmentfonds

Wie lässt sich Nachhaltigkeit messen?

Nachhaltiges Investieren hat die Nische für Idealisten verlassen und ist zu einem wachsenden Teil des Mainstreams geworden. Jetzt braucht es eine glaubhafte Orientierung zu den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: der ökologischen, der sozialen und der wirtschaftlichen.

 

Carlo Jaeger ist Ökonom und Professor an der Universität Potsdam, an der Arizona State University und der Beijing Normal University. Sein Forschungsinteresse richtet sich auf Strategien zur Bewältigung systemischer Risiken wie denen des internationalen Finanzsystems und des globalen Klimawandels. Seine Ausbildung erwarb er an der Universität Bern, der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt und der ETH Zürich. Prof. Jaeger ist einer der Gründer und heute der Leiter des Global Climate Forums, eines internationalen Think Tanks mit Sitz in Berlin. Er ist Autor von über einem Dutzend wissenschaftlicher Bücher und über fünfzig Aufsätzen in Fachzeitschriften. Carlo Jaeger ist international bekannt durch seine Arbeiten zu einer investitionsorientierten Klimapolitik und zur Theorie systemischer Risiken.

Zur Ökologie: Wie nachhaltig ist ein Unternehmen, das in großem Maßstab erneuerbare Energien produziert, aber auch Energie aus Öl und Gas? Wenn wir keine ideologischen Grabenkriege wollen, braucht es eine nachvollziehbare Unterscheidung in „hellgrüne“ und „dunkelgrüne“ Investitionen. Eine solche Firma ist dann hellgrün. Die Nachhaltigkeit von Investitionen lässt sich nicht mit einer Skala wie dem Metermaß messen, aber in die drei Gruppen „nicht nachhaltig“, „nachhaltig im weiten Sinne“ und „nachhaltig im engen Sinne“ einteilen.

Ähnlich sieht es mit der sozialen Dimension aus. Ist ein Unternehmen nachhaltig, das in einem armen Land legale Kinderarbeit einsetzt, aber dabei für Ausbildungschancen und gesunde Arbeitsbedingungen sorgt? Auch hier braucht es ein weites und ein enges Nachhaltigkeitsverständnis.

In der wirtschaftlichen Dimension liegen die Dinge anders, weil in diesem Bereich weltweit – auch bei den LeserInnen von „Mein Geld“ – professionelle Expertise vorliegt. Zwei wichtige Punkte müssen aber geklärt werden. Erstens bedeutet ein Fokus auf Nachhaltigkeit eine Einschränkung des Anlageuniversums, wodurch die Diversifizierung von Risiken schwieriger werden kann. In der Praxis wird sich das aber nur auswirken, wenn nur wenige nachhaltige Anlagemöglichkeiten gegeben sind. Vor fünfzig Jahren wäre das vielleicht noch der Fall gewesen; heute kann davon keine Rede sein. Zweitens verlangt ein Fokus auf Nachhaltigkeit, dass Klumpenrisiken explizit vermieden werden – ein Portfolio nur für Windenergie in Deutschland würde diesem Kriterium nicht genügen.

Nachhaltige Investitionen können in großem Maßstab zu einer Erfolgsstory werden, wenn es anerkannte Spezialisten gibt, die im Rahmen des heutigen Anlageuniversums auf nachvollziehbare Weise zwei Untergruppen definieren. Die erste besteht aus Investitionen, die in ökologischer und sozialer Hinsicht einem weiten Nachhaltigkeitsverständnis entsprechen und die ohne wirtschaftliche Einbußen zu Investitionsportfolios kombiniert werden können. Die zweite Gruppe schränkt die erste auf Investitionen ein, die einem engen Nachhaltigkeitsverständnis entsprechen und dabei Portfolios ohne wirtschaftliche Einbußen ermöglichen. Auf diesem Weg können Investoren, die nicht nur Geld verdienen, sondern dabei auch eine erfreuliche Zukunft mitgestalten wollen, das ohne Risikosteigerung und ohne Renditeverlust tun.

(C. Jaeger)

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