Damit würde die Zeit der ultralockeren Geldpolitik endlich Früchte tragen. Im vergangenen Jahr sind die Konjunkturindikatoren überall gestiegen, das weltwirtschaftliche Wachstum beschleunigte sich.
„Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Zinssätze als Reaktion darauf weiter steigen werden. Dieser Prozess wurde im vergangenen Jahr bereits angestoßen. Viele der großen Zentralbanken haben mit der Abkehr von ihrer lockeren Geldpolitik begonnen“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, im aktuellen „Marktkompass“ Januar 2018. Die Bank gehe nicht davon aus, dass dieser Trend eine große Bedrohung für die weltweiten Aktienmärkte darstellen werde, allerdings verschlechtere sich dadurch das Risikoprofil von Anleihen.
Aktuelle Entwicklungen: dynamische US-Aktienmärkte, Risiken für den Euroraum
Die US-Aktienmärkte haben sich weiter dynamisch entwickelt und die anderen großen Märkte überholt. Dass die Steuerreform der Republikaner verabschiedet wurde, ist ein entscheidender Faktor. Die letzte Leitzinsanhebung der US-Notenbank hat die Begeisterung für US-Aktien nicht gedämpft. Die Fed trifft damit Vorkehrungen für ein stärkeres Konjunkturwachstum, um zu verhindern, dass der schon sehr ordentliche wirtschaftliche Aufschwung überhitzt.
Aktien aus dem Euroraum hatten es trotz positiver Konjunkturdaten schwerer. Teilweise ist das sicherlich auf die Stärke des Euro zurückzuführen, der 2017 gegenüber dem US-Dollar um fast 15 Prozent zulegte. Außerdem spiegelt sich darin das Näherrücken der Parlamentswahlen in Italien wider, mit denen eine Reihe von Risiken für den Euroraum verbunden sind.
Gewichtung bei Unternehmensanleihen gesenkt
Bei anhaltend starken Aktienmärkten lagen im Dezember Japan und die USA ganz vorne. Beide Märkte werden durch Regierungen getragen, die auf Wachstum ausgerichtet sind und deren Glaubwürdigkeit in den letzten Monaten zugenommen hat. Im Gegensatz dazu werden die europäischen Märkte weiter durch politische Unsicherheit belastet: Dazu gehören die ungewisse deutsche Regierungsbildung, die anstehende Brexit-Unsicherheit und die Auswirkungen der Wahlen in Italien auf den Euroraum.
Das Zusammenspiel der leichten Schwäche der Aktienmärkte im Euroraum und der Rückgang der Anleiherenditen in Kernländern scheinen mit einer erhöhten Risikoaversion der Anleger zusammenzuhängen. Mit Blick vor allem auf die Parlamentswahlen in Italien steht den europäischen Finanzmärkten eine risikoreichere Zeit bevor. “Trotz der anhaltend positiven Meldungen zum Wirtschaftswachstum halten wir die aktuellen Zinsaufschläge bei Unternehmensanleihen für zu niedrig und haben unsere Gewichtung gesenkt”, sagt Greil.
US-Dollar gegenüber Euro weiter schwach
Der US-Dollar ist gegenüber dem Euro weiter schwach. Kurzfristig dürfte der Dollar durch die verbesserten Aussichten für das US-Wachstum und den Optimismus wegen des politischen Effekts der ausgeprägt wachstumsfördernden Politik der US-Regierung zulegen. Längerfristig werden sich durch den breit abgestützten wirtschaftlichen Aufschwung diverse Anlagegelegenheiten außerhalb der USA ergeben. Das könnte irgendwann zu einer weiteren Dollar-Schwäche führen.
Aufgrund des Stimmungshochs der Weltwirtschaft besteht eine robuste Nachfrage nach Öl. Auf Angebotsseite stabilisieren sich die Rohölbestände allmählich. Die Verlängerung der OPEC-Vereinbarung zu den Produktionskürzungen dürfte die Preise ebenfalls stützen. Darüber hinaus wird Saudi-Arabien die Preise hoch halten wollen, um den Wert des bevorstehenden Börsengangs von Saudi Aramco zu steigern. Infolgedessen, und angesichts der aktuellen Preisstärke, hat Merck Finck ihre Ölpreisspanne von 45 bis 60 USDollar auf 50 bis 65 US-Dollar angehoben.
(Merck Finck)