Investmentfonds

„Zinserhöhung wird den US-Kreditmarkt beflügeln“

Mit der Zinserhöhung im Dezember verbessern sich die Aussichten am Markt für US-Unternehmensanleihen. Dieser Ansicht ist Jane Woodward, President und Portfolio Manager bei der Institutional Fixed Income Boutique Taplin, Canida & Habacht (TCH) unter dem Dach von BMO Global Asset Management.

„Aus unserer Sicht ist das Wichtige weniger der nun leicht erhöhte Leitzins, sondern vielmehr die Tatsache, dass endlich Klarheit herrscht, wohin die Reise geht. Die jetzt wieder berechenbarere US-Geldpolitik dürfte die US-Anleihenmärkte stützen“, erklärt sie. Damit rückten jedoch auch interne Faktoren wie die Entwicklung von Unternehmensratings und Klumpenrisiken in den großen Benchmarks wieder stärker in den Mittelpunkt.

US-Unternehmensanleihen profitieren von starker Binnenkonjunktur

Zum Ende des zurückliegenden Zyklus hätten insbesondere die Sorgen um China und die Unklarheit hinsichtlich des Zeitpunktes der Zinserhöhung die Renditen von Unternehmensanleihen verzerrt. In der Vergangenheit hätten sich neue Weichenstellungen in der Geldpolitik jedoch insbesondere für Unternehmensanleihen als positiv erwiesen. „Über die Sorge vor möglichen Verwerfungen wird der eigentliche Hintergrund des Paradigmenwechsels leicht vergessen: das Wirtschaftswachstum“, so Woodward. Im kommenden Jahr dürften sich die USA von allen entwickelten Ländern am besten entwickeln und als Fluchtburg für Anleger dienen. Zwar dürften exogene Faktoren wie die anhaltende Schwäche Chinas spürbar bleiben. Allerdings würden über 60 Prozent der Unternehmensumsätze im Geschäft mit Nordamerika und lediglich sechs Prozent mit Asien getätigt. „Mit Ausnahme der Sektoren Energie sowie Metall- und Bergbau, wo China als Grenzverbraucher gilt, sind die Emittenten von US-Unternehmensanleihen kaum direkten Risiken aus China ausgesetzt“, analysiert die Fondsmanagerin. Daher sieht sie insgesamt solide Voraussetzungen für die Entwicklung der Renditen.

Entwicklung der Ratings und Benchmarks im Blick behalten

Investoren seien allerdings gut beraten, interne Faktoren wie die Entwicklung der Ratings nicht zu vernachlässigen. In Zeiten historisch niedriger Zinsen hätten globale Unternehmen teurere Verbindlichkeiten opportunistisch refinanziert und große Transaktionen wie Aktienrückkäufe und Akquisitionen getätigt. „Dadurch hat sich die Bonität diverser großer Investment-Grade-Emittenten verschlechtert“, konstatiert Woodward. Bei den US-Finanzinstituten schlügen sich zudem der Wegfall der staatlichen Hilfen und die verschärfte Regulatorik mit ihren gestiegenen Kapitalanforderungen zu Buche. Allerdings habe es auch positive Entwicklungen gegeben. Während Emittenten wie AT&T, Verizon und McDonald’s mittlerweile von mindestens zwei Agenturen mit BBB eingestuft würden, habe Fitch als zweite Agentur General Motors am 18. Juni 2015 wieder ein Investment-Grade-Rating zugestanden. Die Expertin erwartet, dass sich diese Bonitätsverschiebungen nach oben und unten auch 2016 fortsetzen.

Zu enge Benchmark-Orientierung birgt Risiken

Janet Woodward weist zudem auf eine entscheidende Folge der Entwicklung der Ratings hin: „Ins- gesamt haben die Bonitätsveränderungen einschneidende Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Investment-Grade-Marktes und der großen Indizes, die vielen Investoren als Benchmark dienen.“ So enthalte der Barclays U.S. Long AA Corporate Index mittlerweile zu 24,3 Prozent Anleihen eines einzigen Unternehmens, Walmart, und die fünf größten Emittenten machen fast 60 Prozent des Gesamtwertes aus. Die Analysten von TCH erwarten auch Auswirkungen auf breite Indizes wie den Barclays U.S. Credit Index, der aktuell noch eine Gesamtbonität von A3 bzw. A- hat und bald auf Baa1 respektive BBB+ abrutschen dürfte. Diese Entwicklung schaffe Risiken, die sorgfältig gemanagt werden müssten. „Anleger, die sich im Hinblick auf Bonitätsstandards zu rigide an die Ratings der Agenturen halten, tun dies nach unserem Dafürhalten auf Kosten einer höheren Sektor- und Emittentenkonzentration“, schließt die Fondsmanagerin.

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