Warten Sie nicht auch sehnlichst auf den ESAP, um mittels des EETs der FinDatEx Zugang zu den dann veröffentlichten ESG-Daten der von der PTF-ESRS der EFRAG ausgearbeiteten Empfehlungen zur CSRD, der NFRDNachfolgerin, zu bekommen? Denn dort sind dann vielleicht auch die RTS-Angaben und weitere KPIs auffindbar, die im Rahmen der MiFID-II-Abfrage zur Nachhaltigkeitspräferenz zur besseren Einschätzung Ihres gewünschten SRI-Produkts, welches nach SFDR zum Beispiel auch die PAIIs offenlegen, die unter anderem aus der CSDDD hervorgehen und auch die Verstöße gegen die Prinzipien des UNGCs umfassen. Alles klar?
Dieser kleine Ausflug in die Welt der Akronyme soll Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vor Augen führen, mit welchem Wust an Abkürzungen wir Fachidioten uns alltäglich auseinandersetzen, um die schöne Welt der nachhaltigen Geldanlagen nun in die Leitplanken der vielfältigen EU-Regulatorik zu lenken. Und ich erspare Ihnen nun die Ausformulierung und Erläuterung all dieser Kürzel, um die Zeichenbegrenzung der mir zugebilligten Kolumne nicht noch weiter zu strapazieren. Wieso es also leicht machen, wenn es auch kompliziert geht?
Nun möchte ich mit diesem Beispiel kein pauschales Stammtisch-Bashing der EU-Bürokratie machen, sondern eher eine Idee davon geben, wie komplex die sowieso schon meist individuelle Ausgestaltung von Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage ist. Denn dabei geht es um die Bilanzierung von meist nicht einfach zu erhebenden ökologischen oder sozialen Eigenschaften von Firmen beziehungsweise Belange guter Unternehmensführung, um mittels originär und dann vergleichbaren Daten zu objektiveren Einschätzungen des Nachhaltigkeitsgrads von zum Beispiel Aktien und damit Finanzprodukten zu gelangen. Auch geht es dabei darum, die Wertschöpfungsketten global wirtschaftender Konzerne so zu durchdringen, dass der Kauf unseres wohlschmeckenden Wachmachers Kaffee nicht zu ausbeuterischer Kinderarbeit auf den Plantagen der Elfenbeinküste führt. Denn Lieferketten sind auch Menschenketten. Kürzlich lauschte ich gespannt dem Vortrag eines klugen Mannes, der Physik, Philosophie, Theologie und Ingenieurswissenschaften studierte – nein es war nicht Goethes Faust, sondern ein Mitglied des Clubs of Rome –, der die Herausforderung der Erklärbarkeit von Nachhaltigkeit so beschrieb, dass „hochkomplexe Problemanalysen in konkrete Hilfestellungen“ münden sollten. Dies möchte ich aufgreifen, indem ich die eingangs erwähnten zig Abkürzungen auf drei beziehungsweise einen (zweimal wiederholten) Buchstaben reduziere: FFF.
In der nachhaltigen Geldanlagen geht es nämlich immer um Fördern, Verhindern und Fordern. Und bevor Sie nun als gescheite Leserinnen und Leser Leserbriefe ob meiner Legasthenie absenden, lesen Sie bitte bis zum Ende, was das bedeutet:
Sie möchten im Idealfall mit Ihrer Geldanlagen zu einer besseren Welt beitragen, also gezielt in Unternehmen investieren, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen und der Art und Weise ihrer Geschäftstätigkeit zu konkreten ökologischen oder sozialen Zielen beitragen, also etwas fördern. Gleichzeitig möchten Sie im Idealfall nicht an etwas beteiligt sein, das nachweislich Schaden an Mensch oder unserer Mutter Erde anrichtet, also etwas verhindern. Und beides geht sogar, ohne unbedingt Titel im Portfolio ausschließen zu müssen, indem nämlich die Macht Investierender dafür genutzt wird, von den Unternehmen mehr Nachhaltigkeit zu verlangen, also fordern.
Fragen Sie doch bei Ihrem nächsten Besuch einer Bank einfach nach den drei Fs der nachhaltigen Geldanlage, um ein stundenlanges bürokratisch-formelles Aufklärungsgespräch über Begriffe wie Taxonomie, Offenlegungsverordnung, Artikel 8plus/ Artikel 9, nachteilige Nachhaltigkeitsauswirkungen und Nachhaltigkeitspräferenz abzukürzen und stattdessen anschaulich über eine an sich attraktive und vor allem verantwortungsvolle Art der Geldanlage zu sprechen. Denn nachhaltige Geldanlagen können grundsätzlich recht einfach erklärt werden, bevor viele Teufel in vielen Details erläutert werden. In diesem Sinne, MfG.
ROLAND KÖLSCH