Lifestyle

Ferran Adrià: “Übers Internet kann man nicht essen”

Anlässlich der Berlin Food Week besuchte der Jahrhundertkoch Ferran Adrià die Hauptstadt und hielt einen viel beschteten Vortrag vor 70 geladenen Gästen aus der Gastronomiebranche

© Berlin Food week

Ferran Adrià ging auf die Geschichte des Kochens, die Entstehung der Gastronomie, die besonderen geografischen und kulturellen Eigenheiten seiner Heimat Katalonien und auch das Thema KI und Kochen ein.

Auf die Publikumsfrage, wie er die Bedeutung von KI für die Gastronomie einschätze, antwortete Ferraan Adrià: “Wir haben gerade Glück, denn übers Internet kann man nicht Essen. Die große Innovationskraft der generativen KI-Tools sehe ich, halte aber ihren Nutzen fürs Kochen und vor allem die Rezeptentwicklung bisher für sehr begrenzt.”. Nach dem 1,5-stündigen Vortrag hatten die Gäste die Gelegenheit für einen persönlichen Austausch und gemeinsame Fotos mit Adrià.

Für den Besuch von Ferran Adrià in Berlin gab es zwei Anlässe: Zum Einen steht das kulinarische Programm des Pop-Up-Restaurants des Festivals Food Clash Canteen unter dem Motto Ikonen – wenn man über Ikonen der Kulinarik spricht, kommt man in diesem Jahrtausend nicht an dem Erfinder der Molekular-Küche vorbei.

Zum Anderen machte erFerran Adrià darauf aufmerksam, dass seine Heimat, die Region Katalonien, im Jahr 2025 “World Region of Gastronomy” sein wird. Mit der Auszeichnung “World Region of Gastronomy” werden nicht nur die besonderen katalanischen Agrarprodukte wie Olivenöle, Wurstwaren, Frischfisch sowie Obst und Gemüse geehrt, sondern auch die Weiterverarbeitung in Lebensmittel und gastronomische Angebote ersten Ranges.

Und hier kommen die Spitzenköche wie Ferran Adrià ins Spiel. Denn in Katalonien sind einige von ihnen zu Hause: 70 Michelin-Sterne sind aktuell an 54 Restaurants der Region vergeben. Den Weg zur kulinarischen Revolution der 90er und Nullerjahre bereitete Ferran Adrià. Heute weltweit als Avantgardist der modernen Küche bekannt, war er es, der unter den Aspekten Geschmack und Technologie mit seiner kreativen Vielseitigkeit dem Kochen eine komplett neue Grundlage verschaffte. Unter seiner Leitung wurde das Restaurant El Bulli (Costa Brava, Katalonien) 2002, 2006, 2007, 2008 und 2009 insgesamt fünf Mal zum besten Restaurant der Welt gekürt. Dem El Bulli folgten das El Celler de Can Roca (2013, 2015) und das Restaurant Disfrutar, das in diesem Jahr 2024 das Ranking der weltweit besten Restaurants von Barcelona aus anführt.

„Eine solche Exzellenz in der Gastronomie ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit“, so Ferran Adrià. Dabei spielt die persönliche Wertschätzung aller Beteiligten, wie produzierende Landwirtinnen und Landwirte, Gäste und Mitarbeitende – von der Küchenleitung bis zu den Auszubildenden – eine zentrale Rolle. Denn Gastfreundschaft ist in der Mittelmeerregion fest verwurzelt. Geschichtlich gesehen wurde Katalonien oft von anderen Kulturen besucht und war selbst eine Seefahrernation. Der Austausch über die Meere ist Teil der katalanischen Kultur-DNA.

Berlin Food Week

Deutschlands größtes Food-Festival feiert in diesem Jahr seine zehnte Ausgabe und und bietet Macher*innen der Food- und Gastro-Szene eine Bühne. Mit 41.000 Besuchenden im Jahr 2023 ist die Berlin Food Week als “kulinarisches Labor” ein Ort, an dem Ernährungstrends und nachhaltiges Essen lifestylig und undogmatisch kommuniziert, Hürden abgebaut und die Geschichten hinter den Produkten erzählt werden. Genuss und Lebensfreude sind die Grundpfeiler des Programms. Die Festivalmacher*innen fördern Bewusstsein und Wertschätzung für gutes und ressourcenschonendes Essen, indem sie Ursprung, Qualität und Zubereitung der Produkte in den Mittelpunkt stellen.

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