Lifestyle

Finanzstadt Zürich mal anders

Zürich ist als internationales Banken- und Finanzzentrum in der ganzen Welt berühmt. Weniger bekannt hingegen sind die Orte der Stadt, an denen einst dem Mammon nachgejagt wurde, man heute allerdings gemütlich essen oder einkaufen gehen kann.

Freitag

Kundenberater backen mittlerweile lieber duftende Baguettes und Ex-Wallstreet-Banker versuchen sich erfolgreich im Uhrenhandwerk. Die folgenden Menschen und Orte erzählen von einem Zürich abseits des Paradeplatzes – von einer Finanzstadt einmal anders.

Von historischer Postfiliale zu Edel-Discounter

Der Fraumünster-Postraub ging in die Schweizer Kriminalgeschichte ein und gilt als das unverfrorenste Verbrechen, das die Schweiz je gesehen hat. 1997 erbeuteten fünf mit Spielzeugpistolen bewaffnete junge Männer 53 Millionen Franken in der Postfiliale beim Zürcher Fraumünster. Fast 20 Jahre später, im Jahr 2016, schloss die Postfiliale aus betrieblichen Gründen endgültig. Heute befindet sich in den denkmalgeschützten Räumlichkeiten des ehemaligen Renaissance-Palasts eine der schönsten Lidl-Filialen Europas. Discountprodukte zwischen Großbanken und exklusiven Geschäften – ein Konzept, das sich als erfolgreich bewährt hat, denn die Filiale erfreut sich großer Beliebtheit.

Bank der Kulinarik

Auch die Bankfiliale der Credit Suisse am Helvetiaplatz wurde durch einen stilvollen Nachfolger ersetzt. In der neuen „Bank“ erinnert bis auf den Namen nichts mehr an das Finanzwesen und Banker-Business. Hier befindet sich nun mit einem Café, einer Bar, einem Restaurant und einer Bäckerei ein für Zürich einzigartiges Konzept. Wo einst Banknoten und Kredite das Tagesgeschäft bestimmten, sind es nun leckere Gerichte und Getränke mit Bio-Philosophie, serviert in einem entspannten Ambiente im „Industrial Chic“.

Bye Wall Street – Hello Züri

Daniel Dreifuss‘ Label Maurice de Mauriac ist unter Uhrenliebhabern weltweit bekannt. Doch eigentlich hatte der Ostschweizer andere Pläne. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann ging er zunächst nach New York an die Wall Street. Im Zuge der Finanzkrise kehrte er dieser nach vier Jahren den Rücken und kam nach Zürich, um dem Schweizer Traditionshandwerk des Uhrenmachens nachzugehen. 1997 folgt dann der Schritt zur eigenen Marke, Maurice de Mauriac, mit der er sich einen Traum erfüllte. Wie ein ehemaliger Banker im Uhrenbusiness Erfolg haben kann, begründet er mit seiner jahrelangen Leidenschaft für Uhren.

Seri Wada, der Baguette-Mann

Seri Wada wuchs in Uzwil im Kanton St. Gallen auf und lebt seit gut 10 Jahren in Zürich. 2015 kündigte er seinen Job als Kundenberater in der Finanzbranche und begann in der Küche seiner Wohnung am perfekten Baguette zu tüfteln. Mittlerweile hat er sich in der Szene und in Zürich mit seiner Mikrobäckerei Seri Backhandwerk  einen Namen gemacht. Er möchte außerdem dazu beitragen, dass Bäckereien im ursprünglichen Sinne nicht verschwinden. Wada ist nämlich davon überzeugt, dass das traditionelle Handwerk, bei dem Brot mit Zeit und Leidenschaft gebacken wird, den geschmacklichen Unterschied macht. Des Öfteren wird er von Touristen und Fußgängern fotografiert, während er eilig seine Baguettes mit dem Lastenfahrrad ausfährt. Kein Wunder, dass er von einigen Zürchern bereits Baguette-Mann genannt wird.

Vom Schreibtisch in den Weinberg

Auch die Karriere von Patrick Thalmann verlief anders als geplant. Der ehemalige Bankmitarbeiter begann 2009 zusammen mit Freunden in der Garage seiner Eltern Wein zu keltern. Ein Jahr später wurde diese Fläche bereits zu klein und die Winzerei zog in die Räumlichkeiten einer alten Metzgerei ein, dort entstand auch der Name „Winzerei zur Metzg“. Mittlerweile gilt Patrick Thalmann als einer der innovativsten Winzer der Schweiz und seine Weine erzielen regelmäßig Höchstpunkte. Die Winzerei verarbeitet zudem ausschließlich Trauben aus dem Zürcher Weinland und konzentriert sich auf Pinot Noir als perfekten Begleiter für die gehobene Küche.

Infos: www.zuerich.com/de

uwelehmann/surpress

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