Dublin, Galway, die Cliffs of Moher und natürlich der turbulente Norden Irlands sind wohlbekannte und gerne bereiste Destinationen. Doch auch der landschaftlich sanfte Südosten Irlands, südlich von Dublin und vis-a-vis der walisischen Küste, hat viel zu bieten. Nicht umsonst sind hier schon seit Jahrtausenden Menschen ansässig – hier passt einfach alles!
Die Wikinger kommen!
Wiewohl etliche steinzeitliche Ausgrabungen und Überreste frühchristlicher Orte noch heute die frühe Besiedelung Irlands dokumentieren, waren es vor allem die Wikinger, die nach regelmäßigen Raubzügen im 8. Jahrhundert langsam Gefallen an der Insel fanden und ständige Siedlungen zum Überwintern etablierten. Die irische Stadt Waterford, gegründet 853, ist die älteste Stadt Irlands und auch heute noch mit knapp 50.000 Einwohnern fünftgrößte Metropole der Insel und ein wichtiges regionales Zentrum, vor allem aufgrund der günstigen Lage an einem natürlichen Fjordhafen.
Einen guten Eindruck aus der bewegten, wehrhaften Frühzeit der Stadt vermittelt der imposante, bullige Reginald’s Tower aus dem 11. Jahrhundert. Er ist praktisch im Originalzustand und das älteste zivile Gebäude in ganz Irland. Für eine lebhafte Schilderung der Entwicklung Waterfords, ihrer illustren Persönlichkeiten und zahlreichen antiken Schätze schließt man sich am besten eine Walking Tour mit dem lokalen Original Jack Burtchael an.
Ans Meer, Teil 1
Es lohnt sich, für einen Tag ein Auto zu mieten und von Waterford aus eine gute Stunde Richtung Hook aufzubrechen. Dabei setzt man schnell mit der Autofähre von Passage East nach Ballyhack über, um schließlich über malerische Straßen bis zum südlichsten Zipfel der langgestreckten Halbinsel zu gelangen. Hier wacht seit über 800 Jahren das mächtige Hook Lighthouse über den Schiffsverkehr der Region – somit der älteste, original erhaltene und durchgehend in Betrieb befindliche Leuchtturm der Welt (und nicht, wie oft fälschlich behauptet, der Herkulesturm in La Coruña, der mehrmals umgebaut wurde!). Eine Tour durch den Turm mit der Geschichte des Bauwerks und die Aussicht von der 35 m über dem Boden befindlichen Plattform ist für Jung und Alt gleichermaßen interessant und atemberaubend. Danach empfiehlt sich ein Picknick auf der ausgesprochen familienfreundlich eingerichteten Anlage. Die hausgemachten Scones sind ein Traum!
Ans Meer, Teil 2
Wer es gerne etwas aktiver hat, kann sich von Waterford aus in die andere Richtung in das 46 km entfernte Dungarvan begeben – und zwar mit dem Rad auf dem malerischen Waterford Greenway. Diese 2017 eröffnete Rad- und Wanderroute ist die längste ihrer Art in ganz Irland und folgt exakt der Trasse der ehemaligen Eisenbahnlinie. Sie führt von Waterford über 11 Brücken, drei Viadukte und durch einen 400 Meter langen Eisenbahntunnel direkt bis an die Küste in Dungarvan. Auf dem Weg dahin findet man wunderschöne Landstriche, unberührte Flora und zahlreiche ehemalige Bahnstationen; manche davon sind pittoreske Ruinen, manche wurden zu gemütlichen Labstationen umgebaut.
Instagram-Alarm am laufenden Band! Freilich kann man die auch für Kinder geeignete und nicht besonders anstrengende Route mit reiner Muskelkraft bewältigen, angenehmer ist es aber mit einem bequemen E-Bike. Selbiges nicht nur ausleihen, sondern auch während der Tour mit reichlich historischem Background und lokalem Gossip versorgt werden, kann man am besten bei Garvan “The Greenway Man” Cummins. Die verdiente Belohung nach mehr als einer Marathonlänge im Sattel sind dann die köstlichen Fish & Chips im Lokaltipp „… And Chips“ in Dungarvan am Ende der Route – ohnehin eine Pflichtmahlzeit, wenn man schon mal am Meer ist!
Infos: www.ireland.com
markushoeller/ surpress