Da staunte man im sonnigen Florida nicht schlecht, als Barbra Streisand ziemlich bunt, aber täuschend echt die Besucher der Art Gallery in Miami anschaute. Den täuschend echten Blick hat Herr Kossmann geschaffen, mit richtigem Namen Christoph Kossmann-Hohls, der mit viel Leidenschaft und Akribie Köpfe malt. Diese Köpfe sind mittlerweile so bekannt, dass es Ausstellungen nicht nur in ganz Deutschland, sondern zunehmend auch in internationalen Kunstmetropolen wie Zürich, Amsterdam, Mailand und Miami gibt. Was wächst da in der Lüneburger Heide heran? Mein Geld hat Herrn Kossmann in einer Ausstellung „Schneverdingen“ besucht und war ziemlich erstaunt.
CHARAKTERKÖPFE – PROMIS UND NORMALOS AUF DER LEINWAND
Man betritt eine unscheinbare Halle und wird von allen Seiten angeblickt. „Charakterköpfe“ nennt er seine Ausstellung, man kennt sie fast alle. Udo Lindenberg, Götz George, Morgan Freeman oder Lionel Ritchie, aber auch Joachim Ringelnatz oder Erich Kästner. Dazwischen gibt es auch Köpfe, die man gar nicht kennt: „Das ist mein Großvater“, erläutert Herr Kossmann. Das Bild ist unverkäuflich, mit seiner Technik hat er den Großvater wieder zum zumindest künstlerischen Leben erweckt. „Meine Vorlagen sind immer Fotos der Personen. Ich male zuerst den Hintergrund, dann kommt in schwarz-weiß das Gesicht darauf.“ Nur in seltenen Fällen greift Herr Kossmann noch zum Farbpinsel: „Terence Hill hat so stechend blaue Augen, da musste ich etwas nachhelfen.“
Die Bilder haben Format und strahlen Leben aus. Jeder Charakterkopf ist in die zu ihm passende farbliche Umgebung eingebettet, die Augen schauen sehr direkt und geben den Gesichtern Ausdruck. Man verweilt unweigerlich vor jedem Charakterkopf und kommt ins Nachdenken. So ganz nebenbei lernt man auch Erstaunliches, nämlich dass James Bond ursprünglich aus Wattenscheid kommt. „Das habe ich in einer Fleming-Biografie von John Pearson gelesen, als ich mich an dessen Porträt zur Bond-Ausstellung 2022 in Wattenscheid machte“, schmunzelt Herr Kossmann.
CHARAKTERKÖPFE – NICHT NUR BILD AUCH TON
Wir bewundern gerade das Bild von Robert de Niro und Al Pacino. Lächelnd stellt sich Herr Kossmann daneben und bringt uns jetzt wirklich zum Staunen. Er zückt sein Smartphone und hält es auf das Bild – und schon wird man in die Filmwelt der beiden eingeführt. Da ist Herr Kossmann ganz digital. Seine Bilder sind in der App „Artivive“ gespeichert. Erkennt die App ein Bild, kommt der gespeicherte Ton dazu. „Bei meinem Porträt von Willy Brandt ist das Interview von Friedrich Nowottny hinterlegt“, verrät Herr Kossmann mit einem kleinen Schmunzeln. Schnell ist die App geladen und die ganze Ausstellung bekommt noch einen ganz anderen Wert. Das funktioniert übrigens auch mit den Fotos hier im Magazin Mein Geld. Nur ein paar Bilder, aber jetzt ist klar, warum diese Sache um die Welt geht.
CHARAKTERKÖPFE – GEMALT VON EINEM CHARAKTERKOPF
Das macht jetzt richtig neugierig auf den Künstler. Wer ist dieser Herr Kossmann eigentlich? Gerade 75 Jahre ist er geworden, davon merkt man aber rein gar nichts. Mit jugendlicher Begeisterung erzählt er über sich und seine Kunst. Angefangen hat er als Autolackierer, später war er Geschäftsführer einer großen Lackiererei, dann kam irgendwann der Ruhestand. Was nun?
„Malen oder einen Z4“, sagte er scherzhaft zu seinen Kindern. Der Z4 wurde Probe gefahren, dann fing Herr Kossmann lieber an zu malen, entwickelte seinen Stil und seine Technik. Schnell entdeckte er seine Leidenschaft für Portraits, hat seitdem über 210 davon gemalt. Oft kommen auch Privatpersonen und wollen „die Oma für den nächsten Geburtstag gemalt haben“, auch das ist natürlich möglich. Manche Bilder kann er auch zwei- oder mehrmals verkaufen, dann setzt er sich halt wieder an die Leinwand. „Ich bekomme die Bilder fast deckungsgleich noch einmal hin“, berichtet Herr Kossmann stolz. Einfache Nachdrucke wolle nämlich kaum jemand haben.
CHARAKTERKÖPFE – WELTWEIT UND DEUTSCHLANDWEIT AUSGESTELLT
Seit einiger Zeit geht es aus seinem Studio in Soltau in der Lüneburger Heide hinaus in die Welt. Der gebürtige Rheinländer, den die Liebe erst in den Schwarzwald und dann nach Soltau verschlagen hat, beteiligt sich an den Aktionen von Artbox.Projects. Von einer Jury ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern wird hier eine Plattform zur internationalen realen und virtuellen Präsentation ihrer Werke geboten. In Deutschland ist Herr Kossmann ebenso präsent, aktuelle Termine und Kontaktdaten findet man auf seiner Webseite. Bleibt noch die Frage, warum sich Christoph Kossmann-Hohls Herr Kossmann nennt? „Ich war immer der Mensch für alles, Herr Kossmann macht das schon, frag mal Herrn Kossmann – so hieß es überall. Das habe ich einfach für meine Kunst übernommen.“
MEIN GELD
Die neueste Ausstellung von Herrn Kossmann
kann man im Kurhaus Bad Bellingen vom
31. März bis 2. April 2023 besuchen.
https://www.artstages.eu/kunstsalon