Die heißen so, weil es ursprünglich mal eine Autovermietung mit Weinhandel war. Autos vermieten sie keine mehr, die Weine sind immer noch gut und werden meist direkt vom Winzer bezogen.
Mitten im Regal steht immer die Scheurebe Tradition von Bergdolt-Reif & Nett, ein rassiger Wein mit saftiger Frucht, zarter Würze und schöner Mineralität. Das ist einer meiner liebsten Weine für alle Tage, zumal die Scheurebe eine total unterschätzte Traube ist.
Gesellschaft hat sie von Netts Weiß- und Grauburgunder und auch die rote Nett-Cuvée 1838 ist zu haben. Alles außerordentlich angenehm zu trinkende Weine zu äußerst fairen Preisen.
Zugegeben, der Name des Weinguts ist ein bisschen sperrig und so waren es halt immer die Weine vom Nett. Das sieht Christian Nett genauso. Am 1. September begann bei der Winzerfamilie eine neue Ära. Mit dem Weingutsneubau am Ortseingang von Duttweiler katapultierten sie sich nicht nur aus dem traditionsreichen Familienweingut im Ortskern heraus, sondern kellertechnisch und architektonisch in die Zukunft.
60 mal 80 Meter misst das neue eindrucksvolle Weingut – das sind circa 20 Tennisplätze, die der Jungwinzer des Jahres 2016 mit seinen Weinen bespielen wird. Seine Premiumweine aus der Reihe Prestige wie der Spätburgunder Mandelberg werden inzwischen naturnah mit Pferd beackert und er steht kurz vor der Bio-Zertifizierung.
Die Erfolgsgeschichte des Winzers kann mit eindrucksvollen Zahlen belegt werden: Er stieg 2001 in fünfter Generation ins Familienweingut Bergdolt-Reif & Nett ein. In den letzten 15 Jahren erweiterte er die Rebflächen von 27 auf 33 Hektar. Inzwischen verkauft er 75 Prozent seiner rund 400. 000 Flaschen an den Fachhandel.
Christian Nett liebt neue Wege und so hat er mit seinem tiefsinnigen Etiketten mit großen Namen wie „Lieb und Seele“, „Herzschlag“ oder „Olé Olà“ zwar einerseits das Humorzentrum einer jungen Zielgruppe erreicht, aber auch Traditionalisten irritiert, die Rebsorte, Lage, Qualitätsstufe als wichtigste Infos erachte. Er ist ein Besessener mit Selbstironie. Sein Rotwein Paranoia bezieht sich nicht etwa auf die Käufer, sondern einzig auf den Winzer, der bis zum Schluss von Sorgen, Nöten und fiktiven Ängsten um seinen Wein gepeinigt wird.
Uwe Lehmann