Fines de Claire, Gillardeau und Bélon – nicht eine, sondern gleich drei Austernsorten bilden sozusagen das Empfangskomitee. Dahinter halbe kanadische Hummer. Was nach ziemlich viel Luxus klingt, ist es auch. Und es ist eine der kulinarisch entspannendsten Momente, wie man den jeweils ersten Sonntag im Monat verbringen kann, im Berliner 5-Sterne-Hotel Ritz-Carlton beim „Berlin Champagne Brunch“.
Brunch an sich ist nichts Neues und mit dem Prickelwasser aus der Champagne gibt es auch anderswo. Allerdings muss man schon weit reisen, nach Miami etwa oder nach Dubai um zu erleben, wie es im High-End-Sektor zelebriert wird. Berlin liegt da quasi um die Ecke.
Es ist ein ruhiges Zeitfenster, vormittags um halb zwölf im Luxushotel am Potsdamer Platz. Die einen Übernachtungsgäste haben bereits ausgecheckt, die anderen verweilen ob eines Late-Check-outs noch in ihren Zimmern und Suiten. Die dritten, die über ein verlängertes Wochenende die Hauptstadt besuchen, sind bereits in Sachen Sightseeing unterwegs.
„Collection 242“ von Louis Roederer
Hinter der großen Freitreppe, in der Lounge, wo gerne am Nachmittag die klassische Tea Time eingenommen wird, und nebenan, im Curtain Club mit seinem goldgelb leuchtenden Tresen und den breiten Sesselstühlen, hört man nun das feine Klirren der Gläser. Champagner, und zwar die „Collection 242“ aus dem Hause Louis Roederer, wird ausgeschenkt.
Wer gleich die Cocktailstunde einläuten will, wendet sich an Barchef Alexander Affeldt und seine Bartender. Eine Bloody Mary? Gute Idee, kommt sofort, ein kurzes Gespräch unter Genießern und mit genussreichem Ergebnis für den Gast. Für den ersten Appetit gibt es eine Sushi-Station, Frühstücken mal anders.
Die Hauptbühne, das Pots im Ritz-Carlton
Was die Luxushotellerie kann, ist Service. Ein Haus wie das Berliner Ritz-Carlton spielt diese Klaviatur sehr professionell, sehr charmant und sehr zuvorkommend. Man könnte nun meinen, um halb eins, dem offiziellen Beginn des „Berlin Champagne Brunch“ nach dem eleganten Aufwärmen, würde man sich eigenständig auf die Hauptbühne, das nur wenige Schritte entfernte Pots, das wie eine elegant-charmante Brasserie anmutende Restaurant des Ritz-Carltons, begeben.
Doch das junge Personal, das bereits die Frühstücksschicht gestemmt hat und dennoch richtig viel Lust auf den Brunch-Service hat“, ist nun als persönliche Begleitung unterwegs. Die Gäste werden tischweise abgeholt und ins Pots an ihren dortigen Tisch geführt – wie gesagt, Service par excellence.
Edel-Büffet, Live Cooking und à la Carte
Das dortige Intro, der Gang vorbei an der ausladenden Seafood-Station, der Blick auf ein wie gemaltes Dessertbuffet. Èclaires mit verschiedenen Creme-Füllungen, japanischer Mini-Käsekuchen und ein Schokobrunnen mit Früchte-Spießen, Marshmellows und Knusperwaffeln, um nur einen kleinen Einblick zu geben auf das, was noch warten muss. Denn erst einmal gilt es, die herzhafte Brunch-Welt zu entdecken. Brote, Brötchen und feines Gebäck, fast wie in einer Bäckerei, Käse- und Wurstspezialitäten, Räucherfisch, Shrimps-Avocado-Cocktail, und der Hotelklassiker Waldorfsalat, auch dies nur ein kulinarischer Auszug.
Schon länger im Trend, aber immer noch beliebt, die Eggs Benedict. Die kommen, wie auch die „Stulle Deluxe“ mit Onsen-Ei und Kaviar und das Holsteiner Rinderfilet mit belgischem Chicorée und violetter Senfsauce als A-la-carte-Bestellungen noch dazu. International gedacht, und doch wie Hotel-Küchenchef Frank Koppelkamm betont, bei den Produkten „weitestgehend regional und saisonal“ gehalten.
Das Pots hat sich als zeitgenössisches Restaurant mit deutschen Klassikern mit modernem Twist in Berlin etabliert. Und als eigenständiger kulinarischer Spot. Im Ritz-Carlton beheimatet und dennoch offen für die Stadt. Da passt auch die große offenen Küche bestens ins Konzept.
Die Töpfe und Pfannen dampfen, gut und gerne ein Dutzend Köche und Köchinnen rund um den vergnügt agierenden Pots-Küchenchef Christopher Kujanski sind im Einsatz, haben Zeit für einen kleine Plauderei, derweil sie an dieser „Live Station“ Dry Aged Roastbeef mit Kartoffelgratin oder eine Italien-würdige Trüffelpasta aus dem Parmesanlaib auf Gästewunsch tellerfertig machen.
Live-Musik und Ausklang im Curtain Club
Wie bei den großen Brunches in internationalen Metropolen, gibt es Live-Musik. Eine Saxophonspielerin bewegt sich spielerisch durch den Raum, begleitet von einem DJ. So Hintergrundsmusik-laut beziehungsweise -leise, dass die Tischunterhaltungen nicht unterbrochen werden müssen, sondern einfach die Gesamtstimmung untermalt wird. Und die trägt einen in den Nachmittag, mit dem Roederer-Prickeln im Glas – unbegrenzt und mit der, man kann schon sagen, Buffet-Orgie, für 217 Euro pro Person (Feiertage 237 Euro).
Würde man das Finale dort bestreiten, wo der „Berlin Champagne Brunch“ begonnen hat, nämlich nach 16 Uhr im Curtain Club, käme noch ein Stück Exklusivität dazu. Denn eigentlich öffnet die im Stil der zwanziger Jahre gehaltene Bar erst um 18 Uhr. Was auch rechnerisch ein guter Deal ist. Die Flasche Roederer gibt es dann für 95 Euro, bei einem Ladenpreis von locker 50 Euro für Endkunden nicht einmal das Doppelte – Luxusgastronomie mit Gäste-Mehrwert.
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