Die Athleten finden dort ideale Bedingungen, um sich auf die kommenden Olympischen Spiele in Tokio vorzubereiten. Die vielfältige Natur des Archipels in Kombination mit der auf Spitzensport ausgelegten Infrastruktur machen die Kanarischen Inseln an 365 Tagen im Jahr zum perfekten Trainingsgelände und begeistern damit Profisportler und Hobbyathleten gleichermaßen.
„Ein wahres Segelparadies!“ Svenja Weger kommt aus dem Staunen kaum heraus. Die Deutsche ist eine von mehr als 200 Seglerinnen und Seglern, die sich derzeit auf den Kanarischen Inseln auf die Olympischen Spiele in Tokio vorbereiten. „Hier gibt es hohe Wellen, starken Wind und ganz ähnliche Voraussetzungen wie am Wettkampfort in Japan“, erklärt Weger. Das schöne Wetter, die günstigen Gegebenheiten des Atlantiks und die umfangreichen Sport- und Trainingsmöglichkeiten auf dem Archipel locken seit Jahren eine Vielzahl an Spitzensportlern an. Die Corona-Pandemie hat dessen Effekt noch einmal verstärkt – nirgends in Europa konnten insbesondere Segler in den vergangenen Monaten so unlimitiert trainieren. Der Schwede Max Salminen, der bei Olympia 2012 in London die Goldmedaille in der Star Class holte, erläutert: „Die Kanaren sind einzigartig. Niemals zuvor waren so viele Sportler gleichzeitig an einem Ort. Ich bin mir sicher, dass der Trend auch in den nächsten Jahren anhalten wird“.
Auf den Kanarischen Inseln herrschen ideale Bedingungen für Spitzensport und professionelle Athleten. Dazu tragen nicht nur die natürlichen Voraussetzungen mit vielen Sonnenstunden, kräftigen Winden und langen Tagen, sondern auch die zahlreichen sportlichen Einrichtungen und bestens ausgestatteten Unterkünfte bei. Der brasilianische Weltklasse-Segler Robert Scheidt schwärmt: „Insbesondere auf Lanzarote finden wir Segler vor allem jetzt im Winter perfekte Bedingungen vor. Deswegen haben wir uns entschieden, einige Wochen zu bleiben, zu trainieren und uns auf die anstehenden Wettkämpfe vorzubereiten.“ Dass Spitzenathleten wie Scheidt die Kanarischen Inseln als Trainingsgelände auserkoren haben, hat sich in der Szene längst herumgesprochen, und so zieht es nun immer mehr Sportler auf das Idyll im Atlantik.
Der Direktor des Tourismusverbands der Kanarischen Inseln, José Juan Lorenzo, freut sich sehr über die Entwicklungen: „Es ist außergewöhnlich: Wir haben schon einiger Zeit an dem Konzept Sporttourismus gearbeitet, aber dieses Jahr übertrifft alles. Die besten Segler der Welt sind auf Lanzarote. Es fühlt sich beinahe an wie eine Art Generalprobe für Olympia.“ Yaiza Castilla, Ministerin für Tourismus, Wirtschaft und Handel auf den Kanarischen Inseln, ergänzt: „Während im Rest von Europa die Infektionszahlen wieder in die Höhe gingen und die Beschränkungen kamen, haben wir weiterhin Athleten willkommen geheißen, die das ganze Jahr über auf Training angewiesen sind. Wir sind eine dankbare Alternative für all diejenigen, die ansonsten unter Umständen ihre Profikarriere an den Nagel hätten hängen müssen.“
Die Segelwettbewerbe der kommenden Olympischen Spiele werden in Hiroshima ausgetragen. Die Bedingungen dort ähneln denen auf Lanzarote so sehr, dass selbst japanische Teams sich dazu entschieden haben, ihr Trainingslager auf die Kanaren zu verlegen. „Wie in Hiroshima gibt es auf Lanzarote viel Wind und hohe Wellen. Außerdem gibt es hier jeden Tag Sonne, gutes Wetter und auch neben dem Training können wir uns ideal auf die Wettkämpfe vorbereiten“, erklärt Eri Hatayama vom japanischen Segelnationalteam.
Der große Einfluss des Segelsports auf den Kanarischen Inseln hat dazu geführt, dass die beiden heimischen Segelvereine Real Club Náutico Arrecife und Marina Rubicón mittlerweile einen eigenen Wettkampf veranstalten. Vor Lanzarote fand im Zuge dessen zwischen dem 16. und dem 28. Januar die Lanzarote Olympic Winter Regatta statt. Namhafte Athleten aus aller Welt traten dabei in verschiedenen Klassen gegeneinander an. Zu den Gewinnern zählten unter anderem die kroatischen Olympiasieger von Rio, das Geschwisterpaar Mihovil und Šime Fantela.
Neben Segeln bieten sich die Kanarischen Inseln auch außergewöhnlich gute Bedingungen für viele weitere Sportarten. Professionelle Surfer, Triathleten, Schwimmer, Paraglider, Beachvolleyballer und Radfahrer trainieren regelmäßig auf dem Archipel. Die Vorteile gegenüber beispielsweise dem europäischen Festland liegen besonders im Winter auf der Hand: Tagesdurchschnittstemperaturen von rund 20 Grad und 4.800 Sonnenstunden im Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Dazu sind die Kanaren schnell und leicht zu erreichen, von Deutschland aus beträgt die Flugzeit etwas mehr als vier Stunden. 1.500 Kilometer Küstenlinie und traumhafte Landschaften schließlich runden das Bild der perfekten Trainingsdestination ab. „Es fühlt sich an, als hätten wir das Paradies entdeckt“, fasst Olympiasieger Max Salminen treffend zusammen.
combo/uwelehmann/surpress