Waren es anfangs vornehmlich große Rotweine, für die das VDP.Weingut geschätzt wurde, sind es mehr und mehr die Weißweine, mit denen Joachim Heger beweist, wie viel Potenzial in seinen Ausnahmelagen steckt. Er hat sie dafür genauestens analysiert und Schritt für Schritt differenziert, in welcher Parzelle welche Sorte zu einem Grossen Gewächs heranwachsen kann. Dafür braucht es jede Menge Fingerspitzengefühl und Handarbeit.
Eingebunden in die Badische Weinstraße ragt der Kaiserstuhl aus dem Oberrheingraben. Die Naturlandschaft mit Blick nach Frankreich und der Nähe zum Schwarzwald ist besonders bekannt für ihren vulkanischen Gebirgsstock. Die steilen und steinigen Terrassierungen bieten ideale Voraussetzungen für ausdrucksstarke, vulkanische Terroirweine, was eine echte Besonderheit in Deutschland darstellt. Die Öffnung nach Süden über die Burgundische Pforte lässt trocken warme Luft über die Weinberge am Kaiserstuhl fließen. Der Ihringer Winklerberg ist dabei von Süden her die erste Lage, auf die dieser warme Luftstrom trifft. Sanft geschwungen schmiegt sie sich an den Berg und hat in sich vor allem eines geschaffen: viele kleine, ganz unterschiedliche Parzellen. Somit ist der Ihringer Winklerberg ein Paradebeispiel dafür, dass ein Winzer lange nicht mehr nur das Weinmachen beherrschen muss, sondern vieles mehr: Er muss sein Terroir zu lesen wissen und die verschiedenen Begebenheiten im Mikroklima interpretieren, um am Ende die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nur so können elegante weiße Burgunder entstehen, wie Joachim Heger sie selbst liebt. Und genau darin liegt für ihn der Reiz, um jedes Jahr weiter an sich und seinen Weinen zu feilen.
Den größten Teil seiner Spitzenlagen hat er deshalb mit weißen Burgunder-Sorten bestockt. Weißburgunder, Chardonnay und Grauburgunder haben jedoch ganz verschiedene Bedürfnisse und liefern zudem in den einzelnen Parzellen auch sehr unterschiedliche Geschmackserlebnisse. Dies zeigt sich besonders gut in den Weinen der Parzelle „Gras im Ofen“.
„Die 2017er Weine dieser Parzelle zeichnen sich durch eine besondere Eleganz und eine kernige Säure aus“, freut sich Joachim Heger. „Es sind ausgesprochen lebendige, frische und schlanke Weine.“ Genau das ist es, was der VDP.Baden-Vorsitzende in der Lage mit dem komplexen Namen WINKLERBERG HINTER WINKLEN „Gras im Ofen“ anstrebt. Die VDP.GROSSE LAGE liegt etwas höher in der Nähe eines kleinen Wäldchens. Sie profitieren in dieser etwas kühleren, offenen Lage vor allem vormittags vom Schatten, da die Sonne erst gegen Nachmittag um den Berg wandert. Eine Besonderheit, die für alle drei weißen Burgundersorten von Vorteil ist. So wächst hier der legendäre „Gras im Ofen“ Chardonnay GG, der in Barriques vergoren wird und mit seiner Salzigkeit und einer bissig-kernigen Säure besticht. Im Gegensatz zum Chardonnay hat der „Gras im Ofen“ Grauburgunder GG eine etwas kühlere Aromatik. Durch seine enorme Schlankheit wirkt er lebendig und fast schon weißburgunderartig. Eher dezent im Duft, durch seine einzigartige mineralische Tiefe aber unglaublich raffiniert zeigt sich der „Gras im Ofen“ Weissburgunder GG. Aufgrund ihrer besonderen Charakteristik werden alle „Gras im Ofen“ immer erst zwei Jahre nach der Ernte vorgestellt, damit sie sich besser entfalten können.
Eine ähnliche Faszination birgt für die Familie Heger das Gewann WINKLEN, das seit jeher „Rappenecker“ genannt wird. In dieser etwas vorgelagerten und recht hohen Parzelle wurzeln neben Spätburgunder-Rebstöcken auch Weißburgunder auf Vulkangestein mit hohem Lössanteil – einem Boden mit kalkhaltig fruchtbarem Lockergestein. Wie die Pinot Noirs zeigen die „Rappenecker“ Weissburgunder GG ihr Potenzial bereits in der Jugend. Sie überzeugen durch eine große Fülle, eine üppige Frucht und ihren großen Aromenreichtum – nicht nur im Rekordsommer 2018. Der „Rappenecker“ Weissburgunder GG ist ein stoffig-mächtiger Wein, der sich extrem ausdrucksstark zeigt und lagerfähig ist.
Große Weißweine in Ausnahmelagen zu produzieren, ist für Joachim Heger eine große Herausforderung und schafft ihm zugleich eine innere Zufriedenheit: „Es ist schön zu sehen, dass wir es schaffen, uns in diesem diffizilen Kontext weiterzuentwickeln. Wir müssen mit Hand und Kopf viel dafür tun, um diese Ergebnisse zu erreichen. Glücklich sind wir erst dann, wenn wir die gereiften Weine Jahre später verkosten und wissen, dass wir nicht alles, aber vieles richtig gemacht haben. Gerade großen Weinen sollten wir eine gewisse Reife zugestehen. Schließlich sind es Grosse Gewächse und gerade die sollte man keinesfalls zu jung trinken. Ihr Potenzial, ihre einzigartige Mineralität, die vulkanische Kernigkeit und feine Eleganz zeigen sie meist erst, wenn sie etwas gereifter sind.“ Seine Motivation für große Weißweine bleibt, davon kann Joachim Heger auch die Klimaerwärmung nicht abbringen. Vielmehr glaubt er daran, die Arbeit im Feld weiterzuentwickeln und beweist das mit Kontinuität durch markante Burgunder, aber auch mit einem Riesling, den man so am Ihringer Winklerberg kaum verorten würde.
Spitzenweine aus weltbekannten Lagen
Das Weingut Dr. Heger ist seit Jahrzehnten ein Begriff für Spitzenweine mit ganz eigener Stilistik vom Kaiserstuhl. Joachim und Silvia Heger führen es in dritter Generation und schaffen Qualität auf allen Ebenen. Dahinter stecken zum einen Wissen und Knowhow, aber auch Idealismus und die Begeisterung für ihre Ausnahmelagen vulkanischen Ursprungs. Dank bester klimatischer Bedingungen erzeugt das VDP.Weingut Dr. Heger Spitzenweine, die höchste Auszeichnungen erhalten: im Gault Millau 2019 erneut 5 Trauben, im Eichelmann Weinführer 5 Sterne. Der Vinum Wineguide vergab 4,5 Sterne, wie auch „Der Feinschmecker“ mit 4,5 F.
organize/uwelehmann/surpress
|