Wer in Paris durch das historische Marais-Viertel schlendert, kommt neben dem Besuch des Picasso-Museums nicht an einer Visite der in der Nähe gelegenen, traditionsreichen Galerie Lahumière vorbei.
Gerade bereitet sich Galeriechefin Diane Lahumière auf ihre Teilnahme an der Art
Basel 2022 (13. bis 19. Juni) vor, wo der Schwerpunkt der Ausstellung auf Werken von George Folmer und der Groupe Mesure beruht.
An der Entstehung internationaler Kunstmessen beteiligt
Besonders stolz ist sie darauf, dass Lahumière als einzige Galerie neben der Galerie Annely Juda von Anfang an bei der Art Basel dabei war und jedes Mal den strengen Auswahlprozess erfolgreich durchlaufen hat. Die Galerie war außerdem an der Entstehung der ersten internationalen Kunstmessen in anderen Städten wie Paris, Köln und Chicago beteiligt.
Die Gründung der Galerie 1963 geht auf ihre Eltern, Diane und Jean-Claude Lahumière, zurück. Die Galerie spezialisierte sich zunächst auf das Verlagswesen und gründete den internationalen Druckerkreis. Im Jahr 2014 starb Jean-Claude Lahumière; Tochter Diane übernahm die Leitung der Galerie.
Schwerpunkt auf geometrischer und abstrakter Kunst
Die Galerie Lahumière präsentierte später Werke von der abstrakten Kunst bis zur
Neuen Figuration, die Künstler reichten von Victor Vasarely bis Jean-Michel Folon,
während sie Werke auf Papier von Monet oder Signac verkaufte.
Durch ein Treffen mit dem Künstler Jean Dewasne fand die Galerie Mitte der 1980er Jahre ihre Nische – die konkrete Kunst, eine 1944 in Zürich geborene Bewegung um Schöpfer wie Max Bill und Camille Graeser, Gottfried Honegger und Aurélie Nemours.
In den folgenden Jahren präsentierte Lahumière jüngere Künstler wie Antoine Perrot, der sich 1988 der Galerie anschloss. 1995 zog die Galerie in das Viertel
Marais in ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, nur wenige Schritte vom Picasso-
Museum entfernt.
Größter Wert auf Qualität
Seit vielen Jahren engagiert sich die Galerie Lahumière verstärkt für die geometrische und „konstruierte“ Abstraktion. Sie vertritt nicht nur alte Künstler innerhalb dieser Bewegung – Dewasne, Gorin, Herbin, Magnelli und Vasarely – sondern auch zeitgenössische und avantgardistische Künstler wie Bodde, Dubreuil, Gasquet, Pasquer, Perrot, Prosi, Rompza und Stempfel.
Bei den Künstlern und Künstlerinnen wird größten Wert auf gute Qualität gelegt. „Unser Qualitätskriterium ist einfach: Wir fragen uns, ob diese Arbeit einen Platz in unserer Sammlung hat. Dann können wir sie auch an einen Sammler verkaufen“, betont die Galeriechefin.
Mit Werken der Groupe Mesure und Georges Folmer auf der Art Basel
Auf der diesjährigen Art Basel ist die Galerie Lahumière mit Werken der Groupe Mesure vertreten. Die Groupe, deren Name von Georges Folmer gewählt wurde, wurde 1961 gegründet. Die Idee war, geometrisch-abstrakte Künstler des Salon der Réalités Nouvelles in dieser Gruppe zu vereinen.
Die beteiligten Künstler setzten sich dafür ein, den Geist des Bauhauses wiederzubeleben. Als leidenschaftlicher Verteidiger der geometrischen Kunst machte es sich Folmer zur Aufgabe, die Bedeutung der geometrischen Abstraktion und ihre Anwendung im täglichen Leben zu demonstrieren.
„Es erscheint uns innerhalb der Galerie wichtig, diesen Trend weiter zu fördern“, betont Galeriechefin Diane Lahumière. „Wir präsentieren auf der Art Basel 2022 deshalb Werke von Künstlern und Künstlerinnen, die der Groupe Mesure zugerechnet werden können.“
Georges Folmer – Vertreter der geometrischen Kunst
Aktuell zeigt die Galerie Lahumière in ihren Pariser Räumen im Rahmen der Veröffentlichung einer Monografie über das Werk von Georges Folmer (1895–1977) eine Ausstellung von Werken des Künstlers.
Georges Folmer wurde 1895 in Nancy, der Heimat des Jugendstils, geboren und erhielt eine Ausbildung in Zeichnen und Kunstgewerbe, bevor er in die Kunstschule seiner Stadt eintrat, die eine multidisziplinäre Ausbildung anbot.
1926 leitete eine Begegnung mit Félix del Marle seine künstlerische Karriere ein, die sich konsequent an den Theorien von Piet Mondrian, Theo Van Doesburg und Georges Vantongerlo orientierte.
Vom Zirkus inspiriert
Die Themen seiner kubistischen Gemälde sind von der Welt des Zirkus inspiriert, sie drehen sich um Harlekine oder Trapezkünstler. Besonders sticht der geometrische Charakter seiner Werke ins Auge.
Später schließt sich Georges Folmer der Bewegung der Abstraction-Création an und
wendet sich der geometrischen Abstraktion zu. Seine erste Einzelausstellung findet in der Galerie Colette Allendy statt. Georges Folmer diversifiziert seine Kompositionen durch die Einführung eiförmiger Formen und Kurven.
Seine letzten Ausstellungen fanden in Straßburg statt. 1968 zog Folmer nach Deutschland. In seinem kleinen Atelier in Neumühl arbeitete er weiter an Mosaikprojekten. Georges Folmer starb 1977 und wurde auf dem Dorffriedhof beigesetzt.
Mein Geld / Manuela Blisse