Nachhaltigkeit

Carsten Zielke: Akteure können durch Standardisierung zum Handeln gezwungen werden

    Dr. Carsten Zielke hat an der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai teilgenommen. Unter anderem besuchte er ein Panel der International Organization for Standardization (ISO), das sich mit der Frage beschäftigt hat, in wieweit Standardisierung helfen kann, das Net-Zero-Emissions-Ziel zu erreichen.

Dubai Burj al Arab

Die Haltung von Dr. Carsten Zielke , Geschäftsführer der Zielke Research Consult und Zielke Rating, ist eindeutig: nur Standards für Nachhaltigkeitsinformationen schaffen Vergleichbarkeit. Damit können Benchmarks erstellt werden, die allen Akteuren einen Anhaltspunkt geben und damit Vertrauen der Investoren schaffen.

Dies war mit der Einführung der internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS in der finanziellen Berichtserstattung in 2005 genauso. Danach gab es keine Entwicklungen mehr wie im Neuen Markt Ende der 1990er.

Auf internationaler Ebene wurden vom Internationale Sustainability Reporting Board (ISSB) zwei Umweltstandards zum Klima veröffentlicht. Die European Reporting Advisory Group (EFRAG) hat zu allen fünf Umweltzielen (Klima, Schutz der Meeresressourcen, Recycling, Biodiversität und Verschmutzung) sowie zu den Bereich Soziales und gute Unternehmensführung umfassende Berichtsstandards geschaffen, die sog. European Sustainability Reporting Standards (ESRS).

Die deutsche Wirtschaft hat begleitet durch die Kritik des deutschen Rechnungslegungsbeirat DRSC ihren Unmut über die Komplexität und den Umfang dieser Berichtsanforderungen zum Ausdruck gebracht. Tatsächlich fallen nun in Europa um die 50.000 Unternehmen unter die Berichtspflicht – zuvor waren es um die 11.700.

Dieser Unmut mündete letzten Monat in einer sogenannten Motion im Europaparlament , wo kurzerhand diese Standards wieder abgeschafft werden sollten. Betrieben wurde dies vor allem von deutschen Abgeordneten im rechten Lager.

Dr. Carsten Zielke hat zusammen mit dem Deutschen Institut für Normung (DIN) ein Mapping von bestehenden ISO-Normen vorgenommen, mit denen die ESRS aber auch die Standards des ISSB befüllt werden können. Dies kann unter „Normungslandkarte zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung“ unter www.din.de eingesehen werden.

Die bestehenden Normen können nun eine Anleitung geben, wie die ESRS befüllt werden. Dies ist eine erhebliche Kostenersparnis für die berichtspflichtigen Unternehmen. Das ISSB hat auf der COP28 bekannt gegeben, dass sie diesen Weg gehen wollen. EFRAG folgte einen Tag später.

Finanzierung von Transformationsprojekten

Eine weitere Frage, die auf der COP28 insbesondere von der deutschen Bundesregierung gestellt wurde, war die der Finanzierung. In dem Maße wie Investoren Vertrauen in die gelieferten Berichte und Zahlen gewinnen, desto günstiger wird die Finanzierung von Transformationsprojekten.

Staatliche Gelder, wie derzeit in Debatten gerade in Deutschland zeigen, sind dann kaum mehr nötig. Um diesen Prozess zu fördern wird die DIN im Januar einen Nachhaltigkeitsscore ähnlich dem Nutriscore herausbringen, der jedem Privatinvestor von vornherein zeigt, wie nach Offenlegungs- und Taxonomieverordnung ein Versicherungs- und Finanzprodukt als nachhaltig angesehen werden kann. Bei gleicher Renditeaussicht wird der Kunde wohl eher geneigt sein, ein A oder B-Produkt (sehr grün) zu erwerben als ein E oder F (nicht nachhaltig).

Dieses Label kann nur durch Eigeneinschätzung ausgewiesen werden. Wie jede DIN-Norm erhält es aber eine größere Rechtssicherheit und Glaubwürdigkeit durch externe Zertifizierung, wie Zielke Rating sie anbietet.

Auch der Mittelstand profitiert von einer Annäherung von ISO- und ESRS-Standards. Schon heute müssen Banken die Taxonomiequoten für ihre Kredite bekanntgeben. Dies hat mittelbar einen Einfluss auf ihre Refinanzierungsmodalitäten und damit auf die Kreditkosten des Kunden. Ist er bereit nach ISO schon rudimentäre Informationen zur Verfügung zu stellen, so wird ihm ein günstigerer -Kredit gewährt werden können und er riskiert nicht, aus der Lieferkette von berichtspflichtigen Unternehmen zu fallen.

Ein weiteres Problem, das Zielke ansprach, war die Haltung der deutschen Wirtschaftsprüfer. Anders als beispielsweise in Belgien und Frankreich gehen sie die ESRS sehr juristisch an. Je mehr berichtet wird, desto sicherer ist man.

Dies ist nicht, was wir bei der EFRAG mit den ESRS erreichen wollten. Es soll vielmehr den Stakeholdern – und hier natürlich vor allem den Bilanzlesern wie Zielke Research und Rating – ein gesamtheitliches Bild gegeben werden, wie die Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmens aussehen und wie sie in die Tat umgesetzt werden.

Anstatt nur zu kritisieren sollten wir jetzt zur Tat schreiten. Der Planet heizt sich weiter auf. Europa ist seit 1850 laut IPCC für 16 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Afrika für sieben Prozent. Es ist in unserem Eigeninteresse den CO2-Ausstoß zu vermindern, um Migrationsströme zu vermeiden.

Berichtswesen kann als mühsames Leid empfunden werden. Es ist aber die Grundlage für jede Messung. Und nur Messung und Vergleiche spornen einen zur Verbesserung an. Im Sport, in der finanziellen Berichtserstattung und bald in der Nachhaltigkeitsberichtserstattung.

Zielke Research Consult und Zielke Rating laden ihre Kunden aus dem Finanzsektor ein, diesen Weg gemeinsam zu beschreiten. „Im nächsten Jahr werden wir pro analysiertem Unternehmen anfangen, die ESG-Performance über die Zeit zu dokumentieren“, sagt Carsen Zielke.

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