Nachhaltigkeit

Drei Klimaszenarien nach Corona und Folgen für Investments

Expert Talk „The Day after“: Alice de Bazin, Tobias Hessenberger und Théophile Pouget-Abadie von Amundi zu den Folgen von Covid-19 auf den Klimawandel

Was bedeutet Covid-19 für Klimawandel?

Der Ausbruch von Covid-19 hat das Potenzial, den Kampf gegen den Klimawandel zu beschleunigen oder ernsthaft zu untergraben. 2020 sollte eigentlich das Jahr werden, in dem Politiker, Unternehmen und Investoren den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben.

Doch wird sich dieses drängende Thema während der wirtschaftlichen Erholungsphase nach der Pandemie wirklich zurück auf die Tagesordnung kämpfen oder erneut geopfert werden?

Wie wird die Politik die Belange des Klimawandels in ihre Konjunkturprogramme einbeziehen? Wird der Privatsektor bereit und in der Lage sein, sich auf nachhaltigere Geschäftsmodelle umzustellen? Und welche Überlegungen zum Klimawandel sollten Investoren treffen?

Denn nicht der Klimawandel selbst steht in Frage, sondern vielmehr die globale Fähigkeit, seine schädlichen Auswirkungen zu reduzieren und widerstandsfähiger zu werden. Wir gehen dabei von drei möglichen Szenarien aus.

Das gute Szenario: der grüne Schwung

Im „guten“ Szenario umfassen die Konjunkturprogramme auch die Klimaschutzpolitik. Unternehmen verstärken ihre Bemühungen zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen. Die Entscheidungsträger unterstützen und verpflichten Unternehmen, ihre Aktivitäten stärker an den Zielen des Pariser Abkommens auszurichten. Sie fördern nachhaltiges Wachstum und saubere Arbeitsplätze.

Subventionen werden an Institutionen vergeben, die in klimafreundliche physische Infrastruktur, Produkte und Dienstleistungen investieren. Auf der internationalen Bühne werden die Lehren aus der Pandemie im Hinblick auf die mangelnde Koordination in Sachen Klimawandel gezogen.

Daher werden die Verhandlungen wieder aufgenommen und führen zu bedeutenden Fortschritten. Die Europäische Union und China stehen dabei am Steuer. Die Europäische Kommission setzt den Green Deal durch.

Die Unternehmen integrieren ESG-Praktiken, um die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken zu mindern. Die ESG-Berichterstattung ist standardisiert. Integration der Nachhaltigkeit wird für Anleger zur Treuepflicht.

Messgrößen, Transparenz und die Verfügbarkeit von Daten werden dabei eine immer wichtigere Komponente. In einem solchen Umfeld dürfte sich der Trend zu nachhaltigen Investitionen verstärken.

Das schlechte Szenario: Zusammenbruch der Klimapolitik

Im „schlechten“ Szenario blenden die Konjunkturmaßnahmen nach der Pandemie den Klimawandel aus. Der Privatsektor kämpft ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz um sein Überleben. Es gibt weniger internationale Zusammenarbeit und mehr Protektionismus. Covid-19 bremst die Bemühungen der politischen Entscheidungsträger um die Erreichung der Klimaziele erheblich.

Maßnahmen gegen den Klimawandel werden verzögert, so dass die Risiken unkontrolliert zum Tragen kommen. Langfristig, wenn die Klimaauswirkungen deutlich spürbar werden, wird ein brutaler politischer Gegenschlag zu einer realen Möglichkeit.

Wie reagieren Autohersteller, wenn die Regulierungsbehörden bis 2030 alle nicht-elektrischen Fahrzeuge verbieten würden? Welche sozialen Folgen gäbe es bei einem radikalen, ungeordneten Ausstieg aus der Kohleförderung?

In diesem Szenario müssten Investoren hauptsächlich schwerwiegende Verluste vermeiden, die durch den massiven Klimawandel und dessen physische Risiken verursacht werden könnten. Sie sollten nach „sicheren“ grünen Anlagen suchen.

So wird das aktive Engagement von Investoren in Unternehmen wichtig, um sicherzustellen, dass diese auch ohne strengere Klimabestimmungen Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsmodelle einbeziehen.

Wir halten dies für das unwahrscheinlichste Szenario.

Das Status-quo-Szenario

Im Status-Quo-Szenario werden die durch den Klimawandel induzierten Risiken nicht vollständig in die Wiederaufbaupläne integriert. Die politischen Entscheidungsträger pflegen in ihre Konjunkturpakete nur eine lauwarme Klimapolitik ein. Als Reaktion auf Covid-19 konzentrieren sich einige Unternehmen auf das kurzfristige Überleben, während andere ihre nachhaltigen Übergangspläne beschleunigen.

In einem solchen Szenario wäre es für die Anleger wichtig, die Risiken des Klimawandels im Portfolio zu berechnen und diese über geografische und sektorale Grenzen hinweg zu streuen. Einige Länder werden vorpreschen, andere sich nur darauf konzentrieren, das Feuer von Covid-19 zu löschen. Auch hier sollte das aktive Engagement ein wichtiger Hebel für mehr Nachhaltigkeit in den Geschäftsmodellen der Unternehmen sein.

Im „Status quo“-Szenario erwarten wir, dass die internationale Zusammenarbeit nach dem extremen Jahr 2020 wieder in Gang kommt, auch wenn spürbare Fortschritte schwer zu erzielen sein werden. Die Klimapolitik erreicht keine kraftvolle Regulierung.

In allen Szenarien werden Investoren den Klimawandel weiterhin in ihre Entscheidungsprozesse integrieren müssen, da die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Chancen nicht verschwinden werden – selbst im „guten“ Szenario nicht.

Sollte es nicht gelingen, diese Krise zu nutzen, um einen nachhaltigeren Weg einzuschlagen, werden sich Investoren darauf einstellen müssen, dass immer mehr Klimarisiken Realität und die politischen Gegenreaktionen extrem ausfallen werden.

(Amundi Asset Management)

print

Tags: , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

25 Jahre Mein Geld
Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

-
Welche Neuerungen gibt es zum BAV-Geschäft?

Im bAV Geschäft gibt es immer wieder neue Trends und verbesserte Tarife. Was können Berater und Vermittler für 202472025 erwarten?

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 03 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben