Der pauschale Ausschluss ihrem Geschäftsmodell nach überwiegend umweltschädlicher Firmen wird oft als die reinste und effektivste Form des verantwortungsvollen Investierens betrachtet. Das sogenannte Divestment, also die Veräußerung entsprechender Titel, entzieht nicht nachhaltigen Unternehmen Kapital und verhindert, dass sie weiteren Schaden anrichten. Entsprechend groß ist mitunter der Aufschrei, wenn nachhaltig ausgerichtete Investmentportfolios dennoch in gewissem Umfang in braune Unternehmen investieren.
Dass die Sache nicht ganz so einfach ist, darauf wiesen unlängst Alex Edmans von der London Business School sowie sein Kollege Doron Levit von der University of Washington in einem akademischen Blog der Investorenorganisation PRI hin. In ihrem Beitrag unter dem Titel „The Effectiveness of Divestment Strategies“ argumentieren die beiden Wissenschaftler, dass Divesting nicht unbedingt die beste Art sein müsse, um eine gewünschte ESG-Wirkung zu erzielen. Sie zeigen, dass Tilting, also ein selektiver Investitionsansatz in einem braunen Sektor bei gleichzeitiger Bereitschaft, die nachhaltigsten Unternehmen in diesem Sektor zu fördern, effektiver sein kann, als der komplette Ausschluss der entsprechenden Branche.
Dabei gehen Edmans und Levit von der Beobachtung aus, dass braune Unternehmen Korrekturmaßnahmen ergreifen können, die in der Lage sind, den von ihnen verursachten Schaden zu minimieren. So können beispielsweise die Hersteller von Gaskraftwerken ihre Technik derart verbessern, dass der Ausstoß von CO2 reduziert wird. In solchen Fällen böten Divestments für die Firmen jedoch keinerlei Anreiz, sich in Sachen Umweltverträglichkeit nach der Decke zu strecken. Wenn Anleger hingegen bereit seien, auch aus nachhaltiger Perspektive in die besten Unternehmen einer Branche zu investieren, fördere dies das Streben, tatsächlich zu den Besten zu gehören. Vor allem dann, wenn das Investment durch einen zielgerichteten Aktive Engagement-Ansatz begleitet werde. Vor diesem Hintergrund argumentieren die Wissenschaftler, dass es den Königsweg nicht geben könne. Sowohl die Divestment-Strategie als auch der Tilting-Ansatz hätten ihre Berechtigung, je nachdem, welches Ziel der Investor vorrangig erreichen wolle.
MEIN GELD
Einzelheiten unter:
https://www.unpri.org/academic-blogs/ the-effectiveness-of-divestmentstrategies/ 11204.article