Über entsprechende Themen oder Impact Fonds können Anleger heute gezielt in solche Unternehmen investieren, welche sich aktiv für Frauenförderung und Geschlechtergleichstellung einsetzen. Mittlerweile gibt es am deutschen Markt fünf aktiv gemanagte und zwei passive Gender-Fonds. Mit gut 400 Millionen Assets under Management verwalten sie zwar noch keine riesigen Summen. Die Entwicklung der vergangenen drei Jahre zeigt jedoch, dass dieser Markt durchaus noch Potential haben könnte.
So wurden mit dem Nordea Global Gender Diversity Fund und dem Mirova Women Leaders Equity Fund in diesem Jahr bereits zwei neue Fonds in Deutschland zugelassen. Den Anfang hatte im April 2015 der Ampega Gender Plus gemacht, der ausschließlich in Deutschland investiert. Es folgten der Robeco Sam Global Gender Equality Impact im September 2015, der Axa Framlington Women Empowerment im Februar 2017 sowie der Lyxor Global Gender Equality ETF im Oktober desselben Jahres. Gleich zu Beginn des Jahres 2018 ging dann der UBS Global Gender Equality Fonds an den Start, ebenfalls ein ETF.
Mehr als nur ein Modethema
Mag die aktuelle Gender-Debatte hierzulande manchem mitunter als überzogen erscheinen, so hat das Thema Gleichstellung dennoch seine Berechtigung. So gilt die Ungleichbehandlung der Geschlechter anerkanntermaßen als eines der zentralen Entwicklungshemmnisse von leistungsfähigen Gesellschaften weltweit. Die Forderung nach Geschlechtergleichstellung findet sich daher unter anderem im Zielkatalog der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung. Dort sind insgesamt 17 Leitsätze aufgeführt. Diese wurden am 25. September 2015 in New York von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet und binden als politische Zielsetzungen grundsätzlich alle Staaten. Die im vergangenen Jahr von UN Women vorgelegte Zwischenbilanz zur weltweiten Geschlechtergleichstellung aber zeigt: Der Weg ist noch weit.
Vor diesem Hintergrund berufen sich alle in Deutschland zugelassenen Gender-Fonds mehr oder weniger explizit auf das entsprechende UNEntwicklungsziel Nr. 5. Wie aber lässt sich das facettenreiche Thema der Gleichstellung in einem Investmentkonzept umsetzen? Im Grundsatz folgen die Fonds hier einem einheitlichen Ansatz: Sie fokussieren sich auf Geschlechtergleichheit und Frauenförderung im Wirtschaftsleben. Dieses Vorgehen macht Sinn. Zum einen, weil Unternehmen über die Börse effizient für eine gendergerechte Unternehmenskultur motiviert oder im umgekehrten Fall abgestraft werden können. Zum anderen, weil bei der Gleichstellung im Berufsleben noch vieles im Argen liegt.
In ihrer Dokumentation zum Mirova Women Leaders Equity Fonds schreibt die zu Natixis Investment Managers gehörende Fondsgesellschaft: „Trotz mancher Fortschritte zur Geschlechtergleichstellung in den vergangenen Jahrzehnten unterscheiden sich die Chancen berufstätiger Frauen im Wirtschaftsleben immer noch erheblich von denen der Männer.“ Nach wie vor bestehe ein deutlicher „Gender Gap“ sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den Industriestaaten. Zu dieser Einschätzung gelangte auch der von der Credit Suisse im September 2016 veröffentlichte detaillierte Gender Report 3000. In der Studie hatte die Schweizer Großbank weltweit über 3.000 der größten Unternehmen untersucht. Ein Ergebnis: Während der Anteil von Frauen auf Vorstandsebene zwar zugenommen habe, seien die Führungsebenen darunter weiterhin klar durch Männer dominiert. So lag zum Zeitpunkt der Erhebung der Anteil von Frauen in der Leitung von Geschäftsbereichen gerade einmal bei zehn Prozent. In Sachen beruf liche Gleichstellung zählten deutsche Unternehmen in der Credit Suisse-Studie übrigens zu den Schlusslichtern.
Die ökonomische Perspektive
Neben dem Fairness-Gedanken stellen die Anbieter von Gender-Fonds auch auf handfeste ökonomische Vorteile ab. „Gender Diversity ist zwar ein soziales Thema, hat aber auch Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens“, sagt Julie Bech, Co-Managerin des Nordea Global Gender Diversity Fonds. „Wir sind überzeugt, dass Geschlechtervielfalt die Profitabilität eines Unternehmens steigert.“ Unterstützt wird diese Meinung unter anderem von der Beratungsgesellschaft McKinsey & Company. In einer Studie vom Oktober 2017 hatten die Unternehmensberater weltweit 300 Unternehmen analysiert und waren zu dem Ergebnis gelangt, dass Unternehmen mit einem hohen Anteil an Frauen im geschäftsführenden Vorstand mit guten Betriebsergebnissen glänzen konnten. Ähnlich sieht dies der Gender-Report von Credit Suisse. „Mit Blick auf den Geschäftsverlauf finden wir klare Hinweise darauf, dass Unternehmen mit einem höheren Anteil an Frauen in Entscheidungspositionen höhere Eigenkapitalrenditen erzielen und gleichzeitig konservativere Bilanzen führen. In der Tat, wo Frauen die Mehrheit im Top- Management ausmachen, weisen die Unternehmen ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum, eine hohe Cashflow-Rendite und eine geringere Leverage auf“, heißt es dort.
Ob die wirtschaftlichen Vorteile sich auch in einer besseren Kursentwicklung der Unternehmen an der Börse auswirken, wurde bisher wissenschaftlich noch nicht umfassend untersucht. Ein Hinweis darauf, dass dies so sein könnte, liefert aber die Untersuchung der Credit Suisse. Auf der Grundlage der von ihnen untersuchten Unternehmen hatten die Researcher Aktienportfolios von Unternehmen mit unterschiedlicher Frauenquote analysiert. Dabei konnten sie feststellen, dass Unternehmen mit 25 Prozent weiblicher Beteiligung eine jährliche Durchschnittsrendite von 22,8 Prozent über fünf Jahre, solche mit über 33 Prozent eine jährliche Durchschnittsrendite von 25,6 Prozent und solche mit mehr als 50 Prozent eine jährliche Durchschnittsrendite von 28,7 Prozent aufwiesen (siehe Grafik). Im gleichen Zeitraum hatte der MSCI World eine annualisierte Rendite von 11,7 Prozent erzielt. Frauenförderung mit Fonds könnte sich vor diesem Hintergrund über die politische Zielsetzung hinaus also auch aus wirtschaftlicher Perspektive als ein lohnendes Projekt erweisen.
(MG)