Das Auslaufen der Corona-Pandemie macht sich bei den Neugründungen von Genossenschaften bemerkbar. Im vergangenen Jahr wurden 333 neue Genossenschaften in Deutschland eingetragen. Das sind über 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Letztmalig gab es vor elf Jahren eine höhere Anzahl von Neugründungen.
Energiegenossenschaften belegen 2022 mit 42 Neueintragungen den zweiten Platz hinter Dienstleistungsgenossenschaften. Im Vorjahr waren es nur 16. „Der Aufschwung bei den Energiegenossenschaften ist besonders erfreulich. Diese Organisationsform ermöglicht eine aktive Beteiligung der Bevölkerung an der Energiewende und trägt so zur Akzeptanz alternativer Energiequellen bei“, sagt DZ BANK Volkswirt Michael Stappel, der regelmäßig das Genossenschaftsregister untersucht und den jährlichen Genossenschaftsbericht erstellt.
Photovoltaik oder Nahwärmenetze vielversprechend
Den größten Zuwachs gab es bei Energiegenossenschaften, die auf Photovoltaik oder Nahwärmenetze setzen. „Der Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft überfordert viele Menschen. Das liegt vor allem an zu viel Bürokratie und schwer kalkulierbaren Kosten. Genossenschaften, in denen Privatpersonen und Unternehmen gemeinsam umweltfreundliche Energie gewinnen und verteilen, bilden hierzu ein Kontrastprogramm. Das hilft, die Transformation besser zu verstehen“, erklärt Stappel.
Andere Beispiele, die zur Energiewende beitragen, sind Windkraftgenossenschaften, Biogasgenossenschaften oder Bioenergiedörfer, die in eine vollständige Selbstversorgung mit Wärme und Strom investieren. Rund um das Thema erneuerbare Energien sind in den letzten 15 Jahren über 1.000 Genossenschaften mit mehr als 200.000 Mitgliedern entstanden.
Derzeit gibt es rund 7.900 Genossenschaften mit 22,5 Millionen Mitgliedern in Deutschland. Damit ist der genossenschaftliche Verbund hierzulande die mitgliederstärkste Wirtschaftsorganisation.