Die Berliner Fashion Week hat am Montag begonnen. Doch während viele in dieser Woche ihre Augen auf talentierte Designer richten, gilt es, sich auch mit den Umweltauswirkungen der Modeindustrie auseinanderzusetzen. Schließlich sollen dieses Jahr die Leitthemen Nachhaltigkeit, Innovation und Diversität auf der Fashion Week eine zentrale Rolle spielen.
Die Modebranche spielt eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise – Schätzungen zufolge ist der Modesektor für bis zu acht Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Kreislaufwirtschaft: Von Fast Fashion zu Responsible Fashion
In Anbetracht der komplexen Wertschöpfungsketten bei der Herstellung von Kleidung müssen die Unternehmen die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette sicherstellen. Unternehmen müssen von linearen zu Kreislauf-Geschäftsmodellen übergehen, um den Wert von Ressourcen zu erfassen und negative Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.
Die Ellen MacArthur Foundation argumentiert, dass die Modeindustrie durch die Umstellung auf ein Kreislaufsystem ein wirtschaftliches Potenzial von 560 Milliarden US-Dollar erschließen kann.
Das Konzept der Kreislaufwirtschaft erfordert Maßnahmen wie die Vermeidung von Abfällen und Umweltverschmutzung, die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten und die Regeneration natürlicher Systeme zur Bindung von Kohlenstoff in Produkten und Böden.
Wir erwarten von Bekleidungsunternehmen, dass sie sich ausdrücklich öffentlich dazu verpflichten, zu stärker kreislauforientierten Geschäftspraktiken überzugehen und alle negativen Umweltauswirkungen ihres Geschäftsmodells abzumildern. Um dies umzusetzen, ist es unsere Erwartung, dass sich die Unternehmen konkrete, zeitlich begrenzte Ziele zur Verringerung ihrer Umweltauswirkungen setzen.
Dies schließt die Festlegung eines angemessen ehrgeizigen Ziels für die Wasserintensität pro Produktionseinheit ebenso ein wie die Gewährleistung, dass keine gefährlichen Chemikalien freigesetzt werden.
Darüber hinaus ist es unser Wunsch an die Unternehmen, dass sie Maßnahmen ergreifen, die speziell auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichtet sind. Dazu gehören die Bewertung der verwendeten Materialien nach ihrer Umweltverträglichkeit, die Festlegung von Zielvorgaben für den Anteil recycelter Materialien und Inhalte an den insgesamt verwendeten Materialien – aufgeschlüsselt nach Materialarten – sowie die Entwicklung einer Strategie zur Steigerung des Recyclings am Ende der Nutzungsphase.
Die Zielvorgaben sollten auch mit der Verlängerung der Nutzungsdauer durch Reparatur, Upcycling oder Vermietung verknüpft werden.
Im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens
Eine wirksame Steuerung klimabezogener Risiken und Chancen, einschließlich der Sicherstellung, dass Lobbying-Aktivitäten an den Zielen des Pariser Abkommens ausgerichtet sind, ist für Bekleidungsunternehmen von entscheidender Bedeutung. Unternehmen sollten sich dazu verpflichten, bis spätestens 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Dazu sollten sie unterstützende, wissenschaftlich fundierte kurz- und mittelfristige Ziele für Scope 1, 2 und 3- Emissionen festlegen, die mit den Anforderungen für einen 1,5°C-Pfad übereinstimmen. Die Ziele sollten von der Initiative für wissenschaftsbasierte Ziele zertifiziert und mit einer glaubwürdigen Dekarbonisierungsstrategie untermauert werden. Dabei ist zu beachten, dass Kompensationen derzeit nicht auf die Emissionsreduktionsziele angerechnet werden.
(Federated Hermes)