Einige der weltweit größten Pensionskassen und Versicherungsunternehmen kündigten an, sich in der „Net-Zero Asset Owner Alliance“ zusammenzuschließen. Deren Mitglieder verantworten ein Investmentvermögen von mehr als 2,4 Billionen US-Dollar. Ihr Versprechen: Bis 2050 sollen ihre gesamten Investmentportfolios CO2-neutral sein. Mitbegründer der Initiative ist hierzulande die Allianz. Genau wie die anderen Mitglieder verpflichtet sich der Versicherungskonzern, das Ziel der Klimaneutralität seiner Kapitalanlage in Teilschritten zu verwirklichen und darüber in regelmäßigen Abständen öffentlich zu berichten. Die Investmentbranche setzt damit ein wichtiges Zeichen. Sie verdeutlicht, dass sie die Erkenntnisse der Wissenschaft zur Erderwärmung ernst nimmt und es nicht bei Lippenbekenntnissen belässt. „Die Bekämpfung des Klimawandels ist die wohl größte Herausforderung in diesem Jahrhundert“, sagte dazu Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE. „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf der ganzen Welt müssen jetzt gemeinsam handeln, um klimaschädtoren operational zu machen. Inzwischen ist die Investmentbranche hier schon einen guten Schritt weitergekommen. Ein Beispiel hierfür sind die Empfehlungen der sogenannten „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD). Um den klimarelevanten Risiken für Investoren zu begegnen, hat die Expertenkommission im Juni 2017 Empfehlungen für eine einheitliche Klimaberichterstattung veröffentlicht. Ziel ist es, Unternehmen und Investoren zu ermöglichen, die finanziellen Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäftsmodell zu quantifizieren und die Resilienz der Geschäftsstrategie zu stärken. Die Vorschläge richten sich an Unternehmen der Finanzwirtschaft wie Banken, Versicherungsgesellschaften und Asset-Manager, aber ebenso an kapitalmarktorientierte Unternehmen. In ihrem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums hat die EU-Kommission angekündigt, die TCFD-Empfehlungen in eine überarbeitete Version der CSR-Richtlinie aufzunehmen. Auch von anderer Seite gibt es Unterstützung für Investoren. So hat etwa die weltweit größte Investorenorganisation zur Förderung der nachhaltigen Kapitalanlage PRI (Principles for Responsible Investment) verschiedene Leitfäden entwickelt. Diese geben Aus
liche Emissionen rasch zu reduzieren. Als Asset Owner müssen wir uns der Verantwortung stellen und bei den Unternehmen, in die wir investiert sind, für ein Umdenken sorgen.“
Wir werden unsere Portfolios bis 2050 klimaneutral stellen.
OLIVER BÄTE – CIO Allianz SE
CO2-Emissionen besorgen Investoren
Die neueste Initiative ist ein weiterer Baustein in den Bemühungen der Investmentbranche, emissionsintensive Industrien zu einem Umsteuern zu bewegen. Bereits vor zwei Jahren schlossen sich inzwischen 360 institutionelle Investoren, darunter vor allem Asset-Manager, der „Climate Action 100+“ an. Ziel ist es, über den direkten und kritischen Dialog mit den 100 größten CO2-Emittenten deren Emissionen einzudämmen und das klimabezogene Reporting sowie die Governance hinsichtlich des Themas Klimawandels zu verbessern. Zu den deutschen Unterzeichnern gehören etwa Union Investment oder die DWS.
Insgesamt verwalten alle Unterzeichner weltweit ein Anlagevermögen von mehr als 34 Billionen US-Dollar. Wie wichtig die Bedeutung von CO2-Emissionen für Unternehmen und deren Investoren ist, machte erst im September ein Studie von Union Investment deutlich. Darin hatte der Asset-Manager untersucht, welche Auswirkungen die mögliche Einführung einer umfassenden CO2-Bepreisung auf die Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX) hätte. Das alarmierende Ergebnis: Den DAX-Unternehmen drohen durch eine zusätzliche Bepreisung von CO2-Emissionen potenzielle Belastungen in Milliardenhöhe, wenn sie ihre Emissionen nicht reduzieren. Selbst eine vergleichsweise geringe Steuer in Höhe von 30 Euro je Tonne CO2 e (CO2-Äquivalente) würde sämtliche DAX-Unternehmen jährlich rund 5,2 Milliarden Euro kosten. „Das entspricht rund 3,7 Prozent des kumulierten operativen Ergebnisses (EBIT) der DAX-Unternehmen im Jahr 2018“, so Dr. Henrik Pontzen, Leiter ESG im Portfoliomanagement von Union Investment.
Einheitliche Berichterstattung auf gutem Weg
Verlässliche Daten gehören zur Kernvoraussetzung, um klimabezogene Risiken von Unternehmen für Investoren operational zu machen. Inzwischen ist die Investmentbranche hier schon einen guten Schritt weitergekommen. Ein Beispiel hierfür sind die Empfehlungen der sogenannten „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD). Um den klimarelevanten Risiken für Investoren zu begegnen, hat die Expertenkommission im Juni 2017 Empfehlungen für eine einheitliche Klimaberichterstattung veröffentlicht. Ziel ist es, Unternehmen und Investoren zu ermöglichen, die finanziellen Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäftsmodell zu quantifizieren und die Resilienz der Geschäftsstrategie zu stärken. Die Vorschläge richten sich an Unternehmen der Finanzwirtschaft wie Banken, Versicherungsgesellschaften und Asset-Manager, aber ebenso an kapitalmarktorientierte Unternehmen. In ihrem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums hat die EU-Kommission angekündigt, die TCFD-Empfehlungen in eine überarbeitete Version der CSR-Richtlinie aufzunehmen.
Auch von anderer Seite gibt es Unterstützung für Investoren. So hat etwa die weltweit größte Investorenorganisation zur Förderung der nachhaltigen Kapitalanlage PRI (Principles for Responsible Investment) verschiedene Leitfäden entwickelt. Diese geben Auskunft darüber, wie und mit welchen Techniken Investoren Strategien für CO2-reduzierte Portfolios über verschiedene Assetklassen hinweg in die Kapitalanlage integrieren können. Die Grundlagen sind also bereits gelegt. „Dennoch müssen wir feststellen, dass gerade deutsche Investoren die Auswirkungen des Klimawandels bisher noch nicht ausreichend berücksichtigen“, sagt Dustin Neuneyer, der für die PRI den Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut. „Allerdings ist erkennbar, dass das Thema, angestoßen vor allem durch die politische Diskussion, nun Fahrt aufnimmt.“
Das Klimathema nimmt bei Investoren Fahrt auf.
DUSTIN NEUNEYER – Head Germany & Austria PRI
Informationsbedarf bei deutschen Investoren
Die Klimadebatte und der EU-Aktionsplan verleihen dem Thema Nachhaltigkeit zusätzlich Gewicht. Davon ist auch Union Investment überzeugt. Dennoch sieht das Investmenthaus noch erheblichen Aufklärungsbedarf bei den Investoren. Dies jedenfalls lässt sich aus dessen aktueller Nachhaltigkeitsstudie herauslesen, bei der die institutionellen Anleger in Deutschland einmal jährlich zum Thema Nachhaltigkeit befragt werden. So gab lediglich ein Drittel der befragten Investoren an, den von der EU-Kommission im letzten Jahr verabschiedeten Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums in Europa zu kennen. Angesichts der überragenden Bedeutung dieses Regelungswerks für die Investmentbranche muss dieses Ergebnis verwundern. Es scheint, als müssten Asset Owner hierzulande noch einen großen Sprung unternehmen, um in Sachen Klimaschutz zum internationalen Spitzenfeld der Investoren aufschließen zu können. Sie sollten damit nicht zu lange warten. Ansonsten droht die Gefahr, dass die Regulatorik ihre Spielräume in naher Zukunft empfindlich einengen könnte. Darauf wies zuletzt die PRI in einem Papier unter dem Titel „The Inevitable Policy Response“ hin. Die These der Autoren: Sollten die Ziele zu Bekämpfung der Erderwärmung nicht oder nicht schnell genug einhalten werden können, würde die Politik die regulatorischen Daumenschrauben deutlich anziehen.
(MG)