Der Begriff des Megatrends geht auf den Begründer der modernen Zukunftsforschung, John Naisbitt, zurück. Er beschreibt das Phänomen lang anhaltender Entwicklungen, die für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft gleichermaßen prägend sind. Drei Voraussetzungen müssen gegeben sein. Erstens: Megatrends müssen eine Halbwertszeit von mindestens 25 bis 30 Jahren aufweisen. Zweitens: Sie müssen in allen möglichen Lebensbereichen auftauchen und dort Auswirkungen zeigen. Drittens: Megatrends haben prinzipiell einen globalen Charakter, auch wenn sie nicht überall gleichzeitig stark ausgeprägt sind. Legt man diese Definition zugrunde, fällt die Antwort leicht. Sie lautet: Nachhaltigkeit ist ohne ein Zweifel ein Megatrend. Und genau aus diesem Grunde sollten Anleger sie verstärkt für ihre Ziele nutzen. Denn Nachhaltigkeit ist längst kein sozialromantisches Anliegen von Weltverbesserern mehr. Sie treibt Politik und Wirtschaft gleichermaßen mit zunehmend größerer Intensität. Sie schafft neue Voraussetzungen, neue Geschäftsmodelle, neue Märkte und damit auch neue Chancen für Anleger.
Keine Renditenachteile bei nachhaltigen Investments
Soweit die eher pragmatisch-ökonomische Einschätzung nachhaltig ausgerichteter Investments. Daneben gibt es weitere Sichtweisen. Etwa die einer zunehmend wachsenden Gruppe von Investoren, die Renditen nicht zulasten Dritter erwirtschaften möchten. Für sie ist es wichtig, für ihre Investments überwiegend solche Unternehmen auszuwählen, die ein gewisses Mindestmaß an sozialen und ökologischen Kriterien berücksichtigen. Auch die Grundsätze der guten Unternehmensführung müssen von diesen Unternehmen beachtet werden. Zusammengefasst werden diese Kriterien unter dem Begriff ESG. Dass ein solcher ESG-Ansatz in der Kapitalanlage den Investoren keinen immanenten Renditenachteil beschert, gilt spätestens seit 2016 als erwiesen. Damals veröffentlichten Wissenschaftler der Universität Hamburg eine Analyse aller bis dahin zum Thema erschienenen Studien. Das Ergebnis: Mehr als 90 Prozent der untersuchten Studien konnten keinen Renditenachteil nachweisen. Die Mehrzahl erkannte vielmehr einen positiven Einfluss. Und dieser Einfluss ist sogar erklärbar. Denn aus Sicht vieler Vermögensmanager führt die Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Investmentprozess zu einer größeren Portfoliostabilität. So heißt es etwa bei Union Investment: „In der Risikoanalyse verknüpfen nachhaltige Investmentkriterien harte Zahlen mit sogenannten weichen Faktoren zu einer umfassenden Gesamtrisikosicht und werden so Teil eines optimierten Risikomanagements.“ Inzwischen ist das Spektrum der allgemeinen ESGFonds (verantwortliches Investieren) erheblich gewachsen. Nach Angaben des Forums Nachhaltige Geldanlagen können Anleger im deutschsprachigen Raum aus über 400 Publikumsfonds mit unterschiedlichen Ansätzen auswählen. Ende 2017 betrug das Gesamtvolumen des in Deutschland
verantwortlich investierten Geldes 1,4 Billionen Euro.
Impact Investing auf dem Vormarsch
Neben den allgemeinen ESG-Fonds steht Anlegern eine Reihe spezieller Nachhaltigkeitsfonds zur Verfügung. Diese Fonds haben zum Ziel, das Geld der Investoren fokussiert in bestimmte Bereiche der nachhaltigen Entwicklung zu lenken, um so eine Förderwirkung (Impact) zu erreichen. Ein solches Ziel könnte zum Beispiel die Aufbereitung sauberen Wassers sein. Denn der Mangel an Trink- und Nutzwasser hemmt in vielen Regionen der Welt die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaften. Angesichts der zunehmenden Erderwärmung und der damit einhergehenden Trockenheit wird die Wasserversorgung vielerorts zu einem existentiellen Problem. Vor diesem Hintergrund lenken sogenannte Wasserfonds dringend benötigtes Kapital in solche Unternehmen, die sich um Lösungen und neue Techniken der Wasserwirtschaft kümmern.
Entsprechende Produkte gibt es sowohl als aktiv gemanagte Fonds als auch als ETFs. In den vergangenen Jahren lieferten beide Varianten attraktive Renditen, nicht selten von mehr als zehn Prozent pro Jahr. Funktioniert das Konzept, entsteht eine „Tripple-Win“- Situation. Denn neben den Investoren profitieren die Unternehmen und nicht zuletzt auch die betroffenen Menschen in Dürregebieten. Mit Blick auf das Risiko sollten sich Anleger allerdings bewusst sein, dass es sich bei Wasserfonds um Branchenfonds handelt. Aufgrund der geringeren Diversifikation können diese stärker schwanken als breiter aufgestellte Portfolios.
Nun ist die Bereitstellung einer funktionierenden und verlässlichen Wasserinfrastruktur nicht die einzige Herausforderung. Auf dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung der Welt haben die Mitgliedsstaaten der UN im September insgesamt 17 nachhaltige Entwicklungsziele identifiziert. Diese sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals) setzen weltweit einheitliche Maßstäbe für Prioritäten und Ziele einer nachhaltigen Entwicklung bis 2030. Der Zielkatalog umfasst die Armutsbekämpfung und den Klimaschutz genauso wie zum Beispiel den Meeresschutz oder die Gleichberechtigung der Geschlechter. Jedes SDG-Ziel hat Meilensteine und Sub-Ziele, die innerhalb der nächsten Jahre erreicht werden sollen. Nach Schätzungen der UN erfordert die Erreichung der SDGs bis 2030 ein jährliches Investitionsvolumen von fünf bis sieben Billionen US-Dollar. Dieses Geld ist von staatlicher Seite allein nicht aufzubringen. Gefragt ist privates Kapital, das über nachhaltige Themenfonds in die entsprechenden Bereiche allokiert werden kann.
Das Angebot an SDG-Fonds ist inzwischen so weit gewachsen, dass den Anlegern ein ausreichend großes Universum zur Verfügung steht. Darin finden sich zum Beispiel Fonds, die wie der Nordea 1 Global Climate und Environment Fund monothematisch auf den Bereich Klimaschutz setzen. Oder der Lyxor Global Gender Equality ETF. Dieser bietet Zugang zu führenden Unternehmen, in deren Unternehmenspolitik die Gleichberechtigung der Geschlechter eine besonders zentrale Rolle spielt. Der gleich gewichtete Referenzindex umfasst 150 Unternehmen weltweit, die gemessen an 19 Kriterien einen hohen Stellenwert für die Gleichstellung der Geschlechter aufweisen.
Darüber hinaus können Anleger auch in multithematisch aufgestellte SDG-Fonds investieren. So etwa in den im November des vergangenen Jahres von der DWS aufgelegten SDG Global Equities. Der von Paul Buchwitz gemanagte Fonds investiert entsprechend den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Der Fokus liegt auf Aktien von Unternehmen, die ihre Umsätze maßgeblich in Bereichen machen, die den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen entsprechen und langfristiges Wachstumspotenzial bieten,
um eine attraktive Wertsteigerung zu erwirtschaften.
(MG)