"Von Benchmarks, Kohlekraftwerken und flüssigem Salz"
Die Energiewende ist nicht nur eine der zentralen Aufgaben im Kampf gegen den Klimawandel, sondern auch ein komplexes Zusammenspiel zwischen politischen Entscheidungen, wirtschaftlichen Anforderungen und technologischen Innovationen. Deutschland hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2030 80 % seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Gleichzeitig strebt die Europäische Union eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40 % bis 2030 an – ein Vorhaben, das nach Schätzungen etwa 180 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen erfordert.
Die Realisierung der Klimaziele ist somit untrennbar mit der Mobilisierung nachhaltigkeitsorientierten Kapitals verbunden. Die Allokation dieser Gelder wird stark durch Benchmarks beeinflusst. Um die nachhaltige Transformation zu unterstützen, hat die EU zwei Kategorien von Benchmarks geschaffen: die Paris-Aligned Benchmarks (PAB) und die Climate Transition Benchmarks (CTB). Sie sollen eine klimafreundliche Kapitalsteuerung fördern, benachteiligen aber häufig strukturell emissionsintensive Industrien, die für die Energiewende unverzichtbar sind. Der Energiesektor, der für den Wandel erhebliche Investitionen benötigt, könnte durch eine geplante dritte Kategorie – die Taxonomy-Aligning Benchmarks (TAB) – gezielter unterstützt werden.
Doch was passiert eigentlich mit alten Kohlekraftwerken, wenn wir unsere Energie zukünftig aus erneuerbaren Quellen beziehen? Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie unterliegen wetterbedingten Schwankungen, was eine effiziente Speicherung überschüssigen Stroms erforderlich macht, um eine konstante Energieversorgung zu gewährleisten. Eine Möglichkeit, dieser Herausforderung zu begegnen, ist die Umnutzung alter Kohlekraftwerke zu thermischen Speichern: Überschüssiger Strom erhitzt Flüssigsalz, das bei Bedarf Wasser verdampfen lässt, um über eine Turbine Strom zu erzeugen.
Die Umrüstung bestehender Kraftwerke schafft Synergien durch die Nutzung vorhandener Infrastruktur und den Erhalt von Arbeitsplätzen, ist jedoch oft mit hohem Kapitaleinsatz verbunden. Transitions-Benchmarks können gezielt dazu beitragen, Investitionen in solche Projekte zu lenken. Sie ermöglichen es Investoren, sich an langfristigen Transformationszielen zu orientieren und gleichzeitig von den wirtschaftlichen Potenzialen solcher Entwicklungen zu profitieren. Dieses Zusammenspiel verdeutlicht, wie politische Entscheidungen die Finanzmärkte beeinflussen und realen Impact für Umwelt und Gesellschaft schaffen können. Die Energiewende ist letztlich nicht nur eine technische und wirtschaftliche Herausforderung, sondern auch eine Frage der strategischen Kapitalallokation.