Der Handelskonflikt zwischen der Trump-Regierung und China stellte das auf Freihandel und Globalisierung basierende Wachstumsmodell weltweit in Frage. Stetig fallende wirtschaftliche Frühindikatoren und eine restriktivere Geldpolitik riefen Rezessionsängste auf den Plan. Ihren Niederschlag fand diese Stimmung in Verlusten an allen großen Aktienmärkten und einer deutlichen Ausweitung der Spreads von Unternehmensanleihen,insbesondere im Schlussquartal. Liegt also das Schlimmste bereits hinter uns?
Einiges spricht dafür,dass die Stimmung schlechter ist als die eigentliche Lage:
• Auch wenn sich das Wachstum abschwächt, sehen wir keine klaren Anzeichen für eine Rezession: Die Einkaufsmanagerindizes sind zwar rückläufig, liegen aber weiterhin oberhalb der 50er Marke. Somit befindet sich die Wirtschaft weiterhin in der Expansionszone. Die Arbeitslosenzahlen zeigen sowohl in den USA als auch in der Eurozone eine Verbesserung. Stabile Rohstoffpreise (mit Ausnahme von Öl) lassen auf eine gesunde Nachfrage schließen.
• Das etwas schwächelnde China verfügt weiterhin über Spielraum für Konjunkturimpulse: Zwar fällt das Wachstum in China schwach aus. So sanken die chinesischen Einzelhandelszahlen im vierten Quartal auf ein 15-Jahres-Tief. Auch die Autoverkaufszahlen brachen ein. Die Regierung verfügt jedoch weiterhin über Handlungsspielraum, insbesondere bei der Steuerpolitik, um die Wirtschaft zu unterstützen. Der stärkste Katalysator für eine Erholung wäre allerdings eine Einigung im Handelsstreit, was auch im Interesse der USA läge.
• Die Zentralbanken werden einer möglichen Erholung nicht im Wege stehen: Nach vier Zinserhöhungen in 2018 scheint sich die Fed eine Pause zu gönnen. Die Märkte rechnen nicht länger mit einem Zinsschritt in 2019. Während die Fed bereits ein neutrales Zinsniveau erreicht hat, hinkt die EZB hinterher und hat gerade erst ihr Programm der quantitativen Lockerungen auslaufen lassen. Da sie vorerst weder ihre Anleihebestände abbauen noch die Zinsen anheben wird, bleibt die Geldpolitik in der Eurozone 2019 unterstützend.
• Gleichwohl haben sich die Risiken aus 2018 nicht einfach in Luft aufgelöst. Noch ist der Handelsdisput zwischen den USA und China nicht beigelegt. Ein ungeordneter Brexit könnte für Turbulenzen sorgen. Anleger täten daher gut daran, umsichtig zu agieren und abhängig von den weiteren Entwicklungen das Risiko im weiteren Jahresverlauf zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund erscheinen uns die folgenden Anlageklassen aktuell als am attraktivsten:
• Euro-Aktien: Während die US-Wirtschaft an Fahrt verliert, dürfte das Wachstum in der Eurozone stabil (wenn auch leicht unter Potenzial) bleiben. Nach der deutlichen Korrektur im Schlussquartal 2018 bieten daher viele Aktien und Sektoren, wie etwa Automobilzulieferer, attraktive Bewertungen.
• Schwellenländeraktien: Den Schwellenländern haben 2018 steigende Zinsen und der erstarkende Dollar zugesetzt. Bei einer Abwertung des Dollars böte sich 2019 erhebliches Aufholpotenzial.
• Europäische Wandelanleihen: Eher vorsichtigen Investoren ermöglicht diese Anlageklasse, an der Entwicklung der Aktienmärkte teilzuhaben und gleichzeitig über die Anleihekomponente von einer gewissen Verlustabsicherung zu profitieren.
• Hochverzinsliche Kurzläufer: Nach der massiven Ausweitung der Spreadsliegen die Bewertungen wieder auf attraktivem Niveau, sofern man über entsprechende Ressourcen zur Emittentenanalyse verfügt und nur selektiv investiert.
• Sekundärtransaktionen im Private-Equity-Segment: Private Equity ermöglicht es, Aktienrenditen zu erzielen, ohne der Volatilität an den Aktienmärkten ausgesetzt zu sein. Angesichts der doch ambitionierten Bewertungen am Primärmarkt und dem hohen Bestand an noch zu investierendem Kapital bietet der Sekundärmarkt Chancen.
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(ODDO BHF)