Doch mittlerweile sind bestimmte Marktbewegungen in Folge extremer Sektor-und Stilrotationen für uns nicht mehr nachvollziehbar. Die bislang beliebten Faktoren „Wachstum“ und „Momentum“ sind nicht mehr gefragt. Aufgrund der mit dem Brexit und dem italienischen Haushalt einhergehenden Risiken konnte hier der Faktor „Value“ nicht entsprechend einspringen. Wie ist die derzeitige Lage folglich einzuschätzen? Solides Wirtschaftswachstum, das ungeachtet der IWF-Prognosen für 2019 auf 3,3% nach unten korrigiert werden dürfte Unternehmensgewinne, die weltweit 2018 um 15% und 2019 um 10% steigen werden Dynamische Arbeits-und Kreditmärkte, die nicht auf eine Rezession hindeuten Relativ hohe Sparquoten, die für die USA von 2,5% des verfügbaren Einkommens im September 2002 auf aktuell 6,6% nach oben korrigiert wurden und in der Eurozone bei rund 10% stabil sind × Geringere Liquidität, vor allem in US-Dollar (monatliche Reduzierung der US-Notenbankbilanz um 50 Milliarden US-Dollar ab dem kommenden Monat und Einstellung der Netto-Anleihenkäufe der EZB Ende Dezember 2018) × Steigende Zinsen und Verschärfung der Finanzierungsbedingungen × Abschwächung des Welthandels und drohende massive Störungen in den Lieferketten × Anstieg des Barrelpreises, der gesamtpolitische Lage und Konsum aus dem Gleichgewicht bringt × Zunahme der politischen Risiken (USA, Europa, Mittlerer Osten) In Europa hatten Anleger diese Risiken vor der Baisse in der letzten Woche bereits eingepreist, was sich in entsprechend seitwärts oder schwächer tendierenden Märkten niederschlug trotz soliden Wachstums der Unternehmensgewinne. Was ist also zu tun? Angesichts dieser komplexen Korrektur reduzieren wir unser Engagement in Aktien, bis sich die Risikofaktoren stabilisiert haben und – wichtiger noch – bis klare Signale an der Inflationsfront erkennbar werden. Denn machen wir uns nichts vor: Die eigentliche Gefahr droht bei einem starken Anstieg der Zinsen, der eine Kettenreaktion für riskante Anlagen auslösen würde. Im Moment deutet noch kein Frühindikator auf hohen Inflationsdruck hin. In diesem Fall – und wenn sich die Zinsen stabilisieren (unser Szenario) –, wäre eine erneute Positionierung in Aktien vorteilhafter. Es stellt sich die Frage, wann man die Positionierung in europäischen Aktien zulasten US-amerikanischer Werte wieder erhöhen sollte. Wichtig ist, nicht voreilig zu handeln. Ein Forward-KGV für die kommenden 12 Monate von 12,5, das auf Anhieb attraktiv erscheinen mag, kann nicht über die gewaltigen Diskrepanzen an der Kurstafel hinwegtäuschen – von KGVs unter 7 an einem Ende und KGVs von 30 am anderen. Man muss sich entscheiden – Wachstum oder Bewertung? Sollte sich das Wachstum nicht allzu stark abschwächen, ist bei derzeit noch stark unterbewerteten Titeln eine Mean Reversion, d.h. eine Rückkehr zum Mittelwert, zu erwarten. Und falls sich die Dinge in England und Italien zum Guten wenden, könnte uns eine Jahresendrallye ins Haus stehen. Noch ist nicht aller Tage Abend …
Angesichts dieser komplexen Korrektur reduzieren wir unser Engagement in Aktien, bis sich die Risikofaktoren stabilisiert haben und – wichtiger noch – bis klare Signale an der Inflationsfront erkennbar werden.