So hat die EU-Kommission gerade ihre Wachstumsprognosen für Europa für 2019 von 1,9% auf 1,3% nachuntenkorrigiert. Das sich abschwächende Wachstum des Welthandels und die Unsicherheit durch das Kräftemessen zwischen Trump und Xi Jinping haben Deutschland–Europas bisherige Wachstumslokomotive–deutlich zugesetzt. China hat noch keine Maßnahmen ergriffen, die den Markt im Hinblick auf das weitere Wachstum zuversichtlich stimmen könnten, und mit den Folgen des Haushaltsstillstands werden die Karten für die US-Wirtschaft neu gemischt.
USA: Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass der Arbeitsmarkt nichts von seiner Dynamik eingebüßt hat, obwohl die Effekte der von Trump ergriffenen Maßnahmen abklingen. Die Entscheidung der Fed, eine Zinspause einzulegen, hat dem Markt vorerst die Angst vor einer baldigen Zinserhöhung genommen. Zumindest dürften die niedrigeren Anleiherenditen den Wohnungssektor stützen. Der Anstieg der Löhne um mehr als 3% könnte im zweiten Halbjahr den Anstoß geben, wieder an der Zinsschraube zu drehen. Bei den Unternehmen überrascht die Gewinnsaison im Hinblick auf Qualität und Gewinnhöhe. Mittlerweile haben bereits 2/3 der Unternehmen ihre Ergebnisse veröffentlicht. Das durchschnittliche Gewinnwachstum liegt über 13%, allgemein erwartet wurden lediglich +7%, was bereits sehr optimistisch schien.
Europa: Der Composite-Einkaufsmanagerindex für die Eurozone (51,0) aus Januar lässt bestenfalls ein annualisiertes Wachstum von 1% erwarten. In Frankreich und Italien zeigen die Indizes mit 48,2 bzw. 48,8 jeweils einen Rückgang der Aktivität im Betrachtungszeitraum. In Deutschland sorgen Ausmaß und Dauer der Abschwächung für Beunruhigung. Bisher zeichnet sich noch keine Stabilisierung ab, aber wir vertrauen weiterhin auf die Fähigkeit der Eurozone, sich zu erholen. Der „Policy Mix“ verbessert sich dank expansiver Maßnahmen, die den Haushalten in Frankreich und Italien ein Kaufkraftplus von etwa 1% bescheren dürfte. Die EZB dürfte ihre Geldpolitik letztendlich unverändert lassen, was zur Stabilität der Märkte beiträgt.
China / Schwellenländer: Auch der jüngste Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China fiel mit 48,3 enttäuschend aus. Der Bausektor lässt wenig Zeichen für eine Erholung erkennen, aber auch keine Verschlechterung. Die Bewertung der Schwellenmärkte liegt weiterhin auf historisch niedrigem Niveau und bietet angesichts der erwarteten makroökonomischen Stabilisierung ein besonders interessantes Risiko-Rendite-Profil (Gewinnwachstum+7%/geschätztes KGV auf 12-Monats-Sicht von 12).
Wie also sich positionieren in diesem Umfeld?
Aktien: Wir bleiben vorsichtig, denn auf derartige „Erdbeben“ folgen häufig weitere Erschütterungen. Wir bleiben in unserer Aktienallokation insgesamt neutral mit einer Übergewichtung inzyklischen Sektoren, wie Technologiewerte oder bestimmte Ölwerte, und einer Untergewichtung in der chemischen Industrie. Auf dem aktuellen Bewertungsniveau halten wir Gewinnmitnahmen für nicht angezeigt. Aufgrund der Stärke der Erholung und der rückläufigen Volatilität sind erneut Absicherungen in Form von Optionen (Puts) erforderlich. Unsere Präferenz gilt den Schwellenländern. In keiner anderen Region sind wir in unseren Portfolios übergewichtet. Russland, Türkei, Brasilien … an Chancen mangelt es nicht! Substanzwerte werden erst bei erneut steigenden Zinsen ein Comeback feiert. Damit ist es aber vorerst nicht zu rechnen.
Renten: Bei europäischen Staatsanleihen z.B. aus Deutschland oder Frankreich sehen wir derzeit kein Wertpotenzial. Italienische Anleihen bieten nach der Spreadeinengung ein weniger attraktives Profil, sind aus Carry-Sicht aber weiterhin interessant. Bei Unternehmensanleihen haben wir hingegen zwei Segmente je nach Risikoappetit identifiziert: Hochverzinsliche Kurzläufer mit einer Rendite von mehr als 2% und Laufzeitfonds aus High-Yield-Anleihen mit einer Rendite von knapp 6%.
Wandelanleihen: Wandelanleihen passen vom Profil sehr gut zu unserer aktuellen Einschätzung, da diese Titel von einer Hausse profitieren und dabei das Risiko beschränken. Ihre Bewertungen sind angemessen (implizite Volatilität <30%) und die effektive Rendite (ohne Titel mit aktienähnlichem Profil) liegt wieder nahezu bei null. Der Zeitpunkt ist richtig, um Positionen in dieser Anlageklasse aufzustocken.
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(ODDO BHF)