„Das Programm ‚Jung kauft Alt‘ hört sich wieder einmal auf den ersten Blick gut an, leidet aber erneut an so vielen handwerklichen Fehlern, dass auch dieses neue Programm erneut verpuffen wird“, prognostiziert Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB). Die Förderung sei weder ausreichend attraktiv für die Zielgruppe der jungen Familien noch für die Bauwirtschaft. „Wir erwarten hiervon keinen merklichen positiven Effekt“, resigniert Gilka. Der Verband kritisiert neben „fehlender Durchschlagskraft“ zu eng gefasste Förderbedingungen, die an der Zielgruppe vorbeigehen.
„Gut gemeint, aber erneut schlecht gemacht“
Wer eine Förderung aus dem Programm „Jung kauft Alt“ erhalten möchte, muss eine Familie mit mindestens einem minderjährigen Kind haben, darf maximal 90.000 Euro pro Jahr verdienen, muss ein Haus kaufen mit Gebäudeenergieausweis der Klassen F, G oder H und das innerhalb von 54 Monaten so sanieren, dass es mindestens Energieeffizienzklasse 70 EE erreicht. Dafür gibt es maximal 100.000 Euro Kredit zu günstigeren Zinssätzen.
„Der Grundgedanke ist ja erneut gut“, attestiert BVMB-Hauptgeschäftsführer Michael Gilka. „Aber mal Hand aufs Herz: Wie weit sind denn heute die Sprünge, die ein Hauskäufer mit 100.000 Euro machen kann, wenn ich das Haus noch dazu aufwendig sanieren muss?“ Der Verband sieht bereits den Ansatz mit der Sanierungsfrist als unrealistisch an: „Bei der aktuellen Situation im Hochbau ist es ein sehr sportlicher Ansatz, mit der beschränkten Fördersumme eine derart komplexe Sanierung innerhalb von viereinhalb Jahren abzuschließen. Entweder man scheitert am Geld oder an der Zeit und am Ende dann wieder am Geld, wenn man mit der Sanierung die Frist überschreitet und die Förderung dann doch wegfällt“, rechnet Gilka vor.
„Geht an der Realität junger Familien vorbei“
„Leider ist auch dieser neue Versuch ‚Jung kauft Alt‘ wieder in die Kategorie „nett gemeint, aber erneut schlecht gemacht einzureihen“, zuckt Gilka mit den Schultern. Die energetischen Anforderungen, die die Bundesregierung ja selbst aufstelle, seien „allzu dynamisch“, sodass sie für die Geförderten die Sanierungskosten „eine Wundertüte“ darstellten. Niemand könne ausreichend zuverlässig sagen, wie viel die nötigen Maßnahmen in drei oder vier Jahren kosten würden.
Die Kredithöhe reicht nach Einschätzung des Verbands „nicht ansatzweise aus“, um eine junge Familie zum Kauf eines sanierungsbedürftigen Hauses zu animieren. „Grundstück und Haus muss sie immer noch selbst finanzieren, und die Förderung reicht kaum überhaupt für die Sanierung“, kritisiert Gilka. Darüber hinaus ist die BVMB „generell skeptisch aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre“, wie lange das Programm laufe, bis es möglicherweise wieder abrupt eingestellt werde: „Verlässlichkeit ist ja nicht gerade eine Paradedisziplin der aktuellen Bundesregierung“, befürchtet Gilka bereits aus diesem Grund, dass kaum positive und merkliche Aspekte von dem neuen Förderprogramm ausgehen werden.
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