Unter dem Sammelbegriff des Microliving, zeigt der Immobilienmarkt seine Fähigkeit, sich flexibel an gesellschaftliche und lebensweltliche Veränderungen anzupassen. Nicht nur die Studierenden brauchen temporär eine kleine, funktionstüchtige Bleibe – möglichst mitten in der Stadt. Das Leben in der Stadt, zumal in der Großstadt entspricht mehr dem heutigen Lebensgefühl, dem Erlebnishunger, der Erwartung an Annehmlichkeiten und Komfort als ein Leben auf dem Lande, wo die Infrastruktur oft noch hinterherhinkt und die Beschäftigungssituation schlechter ist. Und wer dennoch das Leben im Grünen vorzieht, der ärgert sich darüber, pendeln zu müssen und auf dem Lande gewonnene Lebensqualität im alltäglichen Stau wieder einbüßen zu müssen.
Arbeitsplätze und ganze Lebensentwürfe sind viel mobiler geworden, individuelle Planungshorizonte sind kürzer geworden, erfolgreich ist, wer flexibel bleibt. Diese Entwicklung befeuerte die Nachfrage nach urban gelegenen kleinen Wohneinheiten. Nicht nur die Studierendenzahlen nehmen zu, auch die Singlehaushalte. Entsprechend hat sich das Transaktionsvolumen für Mikroapartments in Deutschland in den vergangenen vier Jahren versechsfacht. Inzwischen liegt es oberhalb einer Milliarde Euro.
Der Markt der Mikroapartments ist dabei, sein Nischendasein zu verlassen. Bisher waren es überwiegend institutionelle Investoren, die im größeren Stil eingestiegen sind. Inzwischen ist es gelegentlich sogar per Crowdinvesting möglich, sich an der Finanzierung von Mikroapartments auch mit Kleinstbeträgen zu beteiligen. Von den geschlossenen Fonds, die seit 2011 in Studentenwohnungen investiert haben, sind die beiden von Kapitalpartnern mit guten Ergebnissen für die Anleger schon wieder aufgelöst worden. Fonds, die mehr auf die Bewirtschaftung als auf die Projektentwicklung gesetzt haben, der MPC Deutschland 11, die Fonds Nr. 12 und 15 von IWH oder der Domicilium 10 von Hamburg Trust, entwickeln sich bisher überwiegend plangemäß. Kürzlich hat ein erster geschlossener Publikumsfonds der neuen Welt die Vertriebszulassung der Bafin bekommen: der „Frankfurt Smart Living“ von PATRIZIA GrundInvest, ein 40 Millionen-Projekt, über das derzeit 221 kleine Wohnungen in Frankfurt Sachsenhausen gebaut werden.
(Welther)