Das Jahr 2017 ging mit Rekorden in allen Immobiliensegmenten zu Ende. Freude am Erfolg, Nachdenklichkeit über das Fortschreiten des Zyklus und Ärger gingen Hand in Hand. Zuerst bleiben wir bei den guten Nachrichten. BNP Paribas Real Estate und JLL ermitteln ein bundesweites Rekord-Investment von etwa 58 Milliarden Euro (+11 Prozent) in Gewerbeimmobilien. Gleichzeitig hat gute Konjunktur die Nutzermärkte erreicht. Deutschlands Bürovermietungsmärkte waren 2017 so erfolgreich wie noch nie. Laut JLL betrug der Flächenumsatz der Top 7 Metropolen 4,2 Millionen qm und eine Steigerung von 7 Prozent. Die Mieten steigen in allen Segmenten. Nach anderthalb Dekaden hohen Überangebotes bei Büroimmobilien sind jetzt nach der Überbauung der Jahrtausendwende erstmals wieder Knappheiten mit nachfragebedingt steigenden Mieten festzustellen. In Frankfurt sind jetzt nach mehreren Steigerungsjahren sogar mit einer nominalen Spitzenmiete von 38 Euro die Spitzenmieten von 1993 mit rund 40 Euro bzw. 100 DM in der absoluten Spitze wieder in Sicht. Ähnliches gilt für Berlin. 50 Prozent Inflation sind natürlich à fonds perdu.
Auch beim Wohnen bleibt die Erhöhung im Bestand moderat, aber doch spürbar. Am Berliner Stadtrand sind aus den 7,60 Euro Neuvermietung von 1995 jetzt wieder 8 Euro geworden. Die gut 20 Euro von vor 25 Jahren sind im Topsegment auch wieder erzielbar. Sogar in Wuppertal sind aus 6,60 Euro Neuvermietung von 1995 im einfachen Innenstadt-Segment jetzt schon wieder 5,90 Euro geworden. Dazwischen pflastern Planungsleichen die Straßen. Der Mehrheit der Immobilienwirtschaft, den Zeitungslesern oder der Politik dürfte das aber unbekannt sein. In den letzten 10 Jahren ging es aufwärts. Und wer vor 10 Jahren in Berlin einen Neubau für 4,60 Euro gemietet hat, beklagt heute die Ungerechtigkeit der Spekulation und die Mathematik, die einfachen Neubau erst bei 10 Euro zulässt. In einigen Schwarmstädten haben die Mieten sogar in der Langfristbetrachtung zugelegt.
Aktuell macht die Beschleunigung durchaus Sorgen. Die Branche sieht den Zyklus als weit fortgeschritten. Das macht Störgefühle. Allerdings lässt im Niedrigzinsumfeld lediglich der „schwarze Schwan“, der irgendwo auf der Welt starten könnte, eine rechenbare Wende zu. Ansonsten geben die Zahlen einfach noch kein Wende-Szenario in den nächsten beiden Jahren her. Wer im Konflikt „Erfahrung versus Excel“ die Oberhand behält, ist offen. Zweierlei ist aber klar: 1. Ein Soft-Landing hat es noch nicht gegeben. 2. Diesmal ist es jedoch anders. Oder haben die teuersten Worte der Weltgeschichte keine Bedeutung mehr?