Sachwerte / Immobilien

Sachwerte – wohin geht die Reise?

An der Börse wird die Zukunft gehandelt“ lautet eine bekannte Börsenweisheit. Trends und künftige Entwicklungen lassen sich aber auch aus den Platzierungsvolumen des Jahres 2022 für Sachwerte ableiten.

Die wichtigste Erkenntnis ist: Trotz einer historisch hohen Inflation in Deutschland und Verlusten bei Aktien und Anleihen, konnte das Segment der regulierten Sachwertinvestitionen nicht profitieren. Das Absatzvolumen im Publikumsbereich lag auf „stabil“ niedrigem Niveau. Es wurden – je nach Auswertung – erneut weniger als zwei Milliarden Euro neu investiert. Kein Vergleich mit den über neun Milliarden Euro allein im dritten Quartal, die in Termineinlagen wie Festgelder flossen und das trotz niedriger Nominalverzinsung bei zweijähriger Zinsbindung von unter 1,5 Prozent.

Ein weiterer, klarer Trend ist sicherlich, dass die Regulierung zum Anlegerschutz weiter erhöht wird und damit die Emission von Vermögensanlagen deutlich erschwert. Im zehnten Jahr des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) dürfte ein Großteil des früher „Grauen Kapitalmarkt“ genannten Bereichs weiter unter regulatorischen Einschränkungen stehen. Der Weg zum voll regulierten Alternativen Investmentfonds (AIF) als einzigem Vehikel im Sachwertbereich scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein.

Betrachtet man die Absatzzahlen der AIFs aus 2022 genauer, sind deutliche Muster zu erkennen. 90 Prozent der Angebote sind heute risikogemischte Fonds, 70 Prozent im Bereich Immobilien und davon ein Drittel im Fremdwährungsbereich, meist US-Dollar. Die Platzierungszeit hat sich verlängert, die Hälfte des Absatzes erfolgte mit Fonds, die 2021 oder früher zum Vertrieb zugelassen wurden. Bei den Neuemissionen zeigte sich stärker als in den Vorjahren der Trend zur Nachhaltigkeit. Ein knappes Drittel der Neuangebote aus 2022 waren als Fonds nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung konzipiert, zudem haben zwei Anbieter im Bereich erneuerbarer Energien einen sogenannten Impact-Fonds nach Artikel 9 emittiert. Die deutliche Mehrheit der Neuemissionen bildeten Fonds nach Artikel- 6-Offenlegungsverordnung, die keine primär nachhaltigen Ziele verfolgen.

WIE KÖNNTE MAN DIESE WERTE NUN INTERPRETIEREN?

Zunächst sollten wir uns als Branche selbstkritisch die Frage stellen, warum uns auch 2022 nicht der Turnaround gelungen ist, einen höheren Absatz zu erzielen, trotz anhaltender Zinsflaute und extremen Korrekturen bei Aktien und Anleihen?

Offene Fonds konnten monatliche Zuflüsse von fast neun Milliarden Euro verzeichnen, während die Angebote im geschlossenen Segment monatlich kaum mehr als 100 Millionen Euro erzielen konnten. Natürlich ist diese Produktgattung komplexer in der Beratung, aber wer einmal die durchschnittliche Rendite der offenen Immobilienfonds (OIF) mit der bei geschlossenen Immobilienfonds verglichen hat, wird kaum nachvollziehen können, warum mehr als doppelt so viel Geld in OIFs fließt, als in alle Segmente der AIFs zusammen.

Eine besondere Chance bieten Sachwerte in Form von AIFs auch für die Währungsdiversifikation. Hier lassen sich bei allen Risiken, neben weiteren steuerlichen Vorteilen, auch attraktive Währungschancen nutzen, die mit offenen Fonds kaum mehr erzielbar sind.

Deutlich ist der Anstieg von Fonds, die nachhaltige Aspekte berücksichtigen. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Dabei können AIFs aufgrund des klaren Investitionsfokus leichter den positiven Impact nachweisen, als dies bei Aktien oder Anleihen möglich ist. Hieraus könnte sich ein deutliches Potenzial ergeben, den Kundenwunsch nach einem Anteil von nachhaltigen Investments mittels AIFs abzudecken.

Im zehnten Jahr des KAGB hat sich die Branche der Sachwertanbieter weiter konsolidiert und spielt mit offenen Fonds regulatorisch und vor allem hinsichtlich der Qualität des Asset Managements auf Augenhöhe. Jetzt ist es an der Zeit, diesen Trend in Neugeschäft umzusetzen und den Anlegern die Möglichkeiten dieser Anlageklasse wieder schmackhaft zu machen. Die Gattung hat definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihr heute zukommt.

JENS FREUDENBERG UND DR. MICHAEL KÖNIG

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