Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bewältigung der Coronakrise als Jahrhundertaufgabe bezeichnet. Wie navigieren Sie Ihr Familienunternehmen durch diese turbulente Zeit?
KRISTINA SALAMON: Mit unternehmerischem Mut, strategischem Weitblick und einer großen Portion Optimismus. Vor allem aber nicht alleine. Wir haben sehr erfahrene und motivierte Führungskräfte bei uns an Bord, die dabei helfen, das Unternehmen auf Kurs zu halten. Das macht mir das Navigieren leichter.
Die Dr. Peters Group managt zahlreiche Hotel- und Flugzeugfonds. Beide Branchen sind besonders betroffen von den Auswirkungen der Pandemie. Welchen Einfluss hat das auf Ihre Fonds und wie gehen Sie bei der Krisenbewältigung vor?
KRISTINA SALAMON: Unsere Fonds sind solide kalkuliert. Das heißt, wir prüfen stets genau, welche potenziellen Marktrisiken eintreten könnten und berücksichtigen diese Szenarien bei der Konzeption. Eine Jahrhundert-Pandemie konnten aber auch wir nicht antizipieren. Die beispiellosen Auswirkungen haben wir daher gerade zu Beginn der Pandemie deutlich gespürt. Was uns dabei geholfen hat, einen tragfähigen Weg aus der Coronakrise zu finden, war zum einen der enge Schulterschluss mit unseren Partnern – beispielsweise in der Hotellerie.
Vor allem aber das Verhandlungsgeschick und der unermüdliche Kriseneinsatz unserer Asset Manager – selbst zu nachtschlafen- der Zeit und an den Wochenenden. Nicht zuletzt durch diesen Einsatz ist es gelungen, sorgfältig, aber ebenso schnell, temporä- re Stundunsgvereinbarungen auszuhandeln, die einen nicht unerheblichen Beitrag dazu geleistet haben, die betroffenen Unternehmen und damit die Invest- ments unserer Kunden zu stabilisieren. Größtenteils werden die Stundungen über die weitere Laufzeit der Fonds vollständig zurückgeführt, so dass durch diese Stützungsmaßnahmen kein Geld verloren geht.
Das zeigt, wie wertvoll es ist, partnerschaftlich mit den Pächtern und Leasingnehmern unserer Assets zusammen-zuarbeiten – insbesondere aus Sicht unserer Kunden.
Welche Erfahrungen haben Sie in der Pandemie am meisten bewegt?
KRISTINA SALAMON: Besonders begeistert hat mich, dass unser Unternehmen in der Lage war, innerhalb von nur wenigen Tagen zu fast einhundert Prozent auf ein Mobile-Working-Konzept umzuschalten, um Kontakte im Unternehmen auf ein Minimum zu reduzieren. Obwohl viele den persönlichen Austausch mit den Kollegen vermissen und Familien im erneuten Lockdown mit der Doppelbelastung aus Mobile Wor- king und Homeschooling kämpfen, ziehen nach wie vor alle Mitarbeiter an einem Strang und setzen sich mit großem Engagement für unsere Kunden ein. Das liegt vor allem daran, dass wir von Anfang an auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter eingegangen sind und flexibles Arbeiten ermöglicht haben. Nine to five gibt es bei uns nicht mehr. Das Ergebnis zählt, nicht die Präsenz.
Dieser Bruch mit gewohnten und teils auch liebgewonnenen Routinen hat vor allem Führungskräfte auf eine harte Probe gestellt. Mobile Working erfordert eine andere Art miteinander zu kommunizieren und einen sehr kooperativen Führungsstil. Das fiel nicht allen von Anfang an leicht. Doch mittlerweile ist die digitale Führung bei Dr. Peters zur Routine geworden. Dadurch haben wir ungemein an Geschwindigkeit und Effizienz zugelegt. Sowohl unsere Führungskräfte als auch unsere Mitarbeiter sind in der Krise über sich hinausgewachsen. Das macht mich stolz und spornt mich an.
Welche Lehren ziehen Sie aus dem vergangenen Jahr?
KRISTINA SALAMON: Dass wir mit unserer Digitalisierung auf dem richtigen Weg waren und es mehr denn je sind. Schon vor Ausbruch der Pandemie war die digitale Transformation der Finanzbranche in vollem Gang. Durch Corona hat die Wucht der Transformation aber noch einmal erheblich zugenommen. Spätestens jetzt ist klar, dass Digitalisierung eine Überlebensfrage ist.
Dazu ein Beispiel: Allein im März 2020 ist in Europa die Nutzung von Fintech-Apps um 72 Prozent gestie- gen. Auch wir sehen, dass die Anzahl digital affiner Anleger wächst. Kein Unternehmen kommt mehr daran vorbei, auf diese Veränderungen zu reagieren. Die Frage, die sich jeder CEO stellen muss, lautet,
wie und wie schnell kann ich mein Unternehmen digital transformieren. Geht man dabei zu zaghaft vor, gefährdet man die eigene Existenz.
Sie haben bereits sehr frühzeitig auf die Digitalisierung gesetzt. Haben Sie vorhergesehen, dass es so einen Umbruch wie jetzt durch Corona geben wird?
KRISTINA SALAMON: Diese Jahrhundert-Pandemie und ihre Auswirkungen konnten wir natürlich nicht antizipieren, aber dass Digitalisierung der Game Changer für unsere Branche sein wird, das war uns klar. Deswegen haben wir vor allem in den vergangenen zwei Jahren so viel Kraft und Ressourcen darauf verwendet, Dr. Peters digital und kulturell zu transformieren. Ohne diese Anstrengungen wäre es uns beispielsweise nicht möglich gewesen, Maßnahmen wie Mobile Working so schnell in die Tat umzusetzen. Auch die ersten Erfolge, die wir 2020 im Bereich digitaler Investments erzielt haben, wären ohne eine vorhergehende Transformation nicht möglich gewesen. Dazu gehört auch unsere Beteiligung an der digitalen Invest- mentplattform zinsbaustein.de, die mittlerweile ein zentraler Baustein unserer Zukunfts- strategie ist. Diesen Weg der internen und externen Digitalisierung werden wir in diesem Jahr mit noch mehr Konsequenz und Zielstrebigkeit verfolgen.
Zukunftsstrategie ist ein gutes Stichwort. Was hat den Ausschlag dazu gegeben, sich an der digitalen Investmentplattform zinsbaustein.de zu beteiligen?
KRISTINA SALAMON: Im Zuge unserer digitalen Transformation haben wir uns Anfang 2019 entschieden, dass wir im Markt für digitale Finanzanlagen aktiv sein müssen und wollen. Dabei stand von Anfang an die Überlegung im Raum, entweder eine eigene Plattform zu bauen oder sich strategisch an einer bestehen- den Plattform zu beteiligen. Die Vorteile einer Beteiligung – insbesondere mit Blick auf die Geschwindig- keit der Markterschließung und des Zugangs zu neuen Zielgruppen – haben letztendlich den Ausschlag gegeben.
Die Entscheidung für zinsbaustein.de ist neben der operativen Exzellenz der Plattform aufgrund der Qualitätsführerschaft und damit einhergehend des passenden Mindsets gefallen. Und nicht zuletzt
wegen der guten Beziehungen zur Sontowski & Partner Group, dem Gründungsgesellschafter von zinsbaustein.de. Alle drei Unternehmen vereinten eine außerordentliche Kundenfokussierung sowie ein hoher Anspruch an Qualität, Verlässlichkeit und Transparenz.
Das klingt ja sehr einmütig. Aber prallen da nicht zwei sehr unterschiedliche Kulturen zusammen, wenn ein traditionelles Emissionshaus mit einem Berliner Fintech kooperiert?
KRISTINA SALAMON: Zu Beginn der Kooperation haben sich die Herangehensweisen von zinsbaustein.de und Dr. Peters zum Teil recht deutlich unterschieden. Heute ist von diesem Unterschied kaum noch etwas zu spüren. Die Teams beider Unternehmen arbeiten mit agilen Methoden und sind sehr dynamisch. Unsere gemeinsamen Treiber sind die technologische Entwicklung und die Zielsetzung, die Marktstellung und damit das Wachstum der Plattform zu stärken.
Was haben Sie konkret vor, um auf diese Zielsetzung einzuzahlen?
KRISTINA SALAMON: Der Fokus aller Beteiligten liegt auf der Erweiterung des Geschäftsmodells unter anderem durch die Anbindung weiterer neuer Produktstrukturen. Ein erstes Ergebnis dieser Erweiterung ist die Einbindung von vollregulierten AIFs. Erstmals bietet damit ein Fintech eine vollständig digitale Zeichnungsstrecke für eine solche Produktstruktur an. Die positiven Erfahrungen, die Anleger mit der digitalen Zeichnungsstrecke machen, haben sich mittlerweile im Markt herumgesprochen, so dass wir bereits mit einigen weiteren Emittenten daran arbeiten, deren Produkte auf die Plattform zu nehmen.
Stößt die digitale Zeichnungsstrecke für AIFs denn bei allen Anlegern auf Gegenliebe?
KRISTINA SALAMON: Drei Dinge machen den Erfolg einer digitalen Investmentplattform aus: attraktive Produkte, ein einfacher Investitionsprozess und Vertrauen – in die Emittenten und die Plattform. zinsbaustein.de vereint diese Kriterien. Das macht es uns leichter, auch bei Anlegern anzukommen, die keine Digital Natives sind. Das i-Tüpfelchen zum Erfolg, das selbst kritische Anleger überzeugt, ist die Qualität der persönlichen Beziehung. Nicht nur bei erklärungsbedürftigen Produkten wie einem AIF ist
der persönliche Kontakt zum Anleger wichtig.
Wir haben im vergangenen Jahr bei Dr. Peters eine umfassende Vertriebspartnerstudie durchgeführt. Demnach agieren nur acht Prozent aller Anleger proaktiv, wenn es um ihre Geldanlage geht. Eine Akti- vierung von Anlegern ist daher ein wesentlicher Baustein für erfolgreiche Platzierungen. Auch im Austausch mit unseren Kunden oder Kunden der Plattform von zinsbaustein.de merken wir deutlich,
dass guter Service und eine enge Bindung zu den Anlegern den vertrieblichen Erfolg wesentlich erhöhen.
Sie haben kürzlich in einem anderen Interview gesagt, dass Sie auch Vertriebspartnern den Anschluss an die Plattform ermöglichen wollen, um so die Stärken des Offline- und Online-Vertriebs zu verzahnen. Wie steht es um dieses Vorhaben?
KRISTINA SALAMON: Viele Vertriebspartner von uns haben im vergangenen Jahr deutlich zu spüren bekommen, welche Relevanz die Digitalisierung im Platzierungsgeschäft hat und dass es sich lohnt, an dieser Entwicklung teilzuhaben. Der Anschluss an eine Plattform wie zinsbaustein.de wird hier in Zukunft viele Möglichkeiten bieten. Wir von Dr. Peters verstehen uns dahingehend als Brückenbauer, da wir sowohl die Sprache des klassischen Vertriebs verstehen als auch die Anforderungen an eine Kooperation mit einer digitalen Investmentplattform. Die Kombination aus Technik zur Verbesserung von Prozessen und der Aufrechterhaltung von persönlichen Beziehungen ist immens wichtig. Hier wollen wir mit unserer digi- talen Kompetenz für unsere Partner Lösungsansätze schaffen.
Welche weiteren Vorhaben stehen für 2021 auf Ihrer Agenda?
KRISTINA SALAMON: Intern werden wir uns darauf konzentrieren, den Kulturwandel weiter voranzu- treiben. Für eine noch stärkere Etablierung agiler und kollaborativer Arbeitsweisen setzen wir auf ein neues Raumkonzept. Mit der Einrichtung von Floating Offices und Innovation Labs wollen wir die Kreativität unserer Mitarbeiter fördern. Denn die wird gebraucht. Für die Entwicklung neuer, innovativer Produkte und digitaler Lösungen im Vertrieb.
Apropos neue Produkte: Was können wir dahingehend in diesem Jahr von der Dr. Peters Group erwarten?
KRISTINA SALAMON: Wir planen aktuell den Vertriebsstart eines neuen AIFs, mit dem sich Anleger an einem Portfolio deutscher Gewerbeimmobilien beteiligen können. Investiert werden soll vor allem in Einzelhandelsobjekte und Fachmarktzentren mit einem Lebensmittelfokus sowie in Pflegeimmobilien. Beide Nutzungsklassen sind sehr gut durch die aktuelle Krise gekommen und gelten auch langfristig als resilient. Das spielt für unsere Kunden eine entscheidende Rolle. Zudem bringen wir in diesem Immo- bilienbereich große Kompetenzen mit. Für ein erstes passendes Objekt haben wir bereits Exklusivität vereinbart. Spätestens im März 2021 sollte der Fonds verfügbar sein. Fast ebenso weit fortgeschritten
sind die Arbeiten an einem Immobilienportfolio für Institutionelle Investoren und an einem innovativen Spezial-AIF. Voraussichtlich im März 2021 startet der Vertrieb.
Vielen Dank für das Gespräch.