Wirtschaft

Unternehmen in Deutschland besonders häufig von schlechter Zahlungsmoral betroffen

Rund 90 % der befragten Unternehmen in Westeuropa sind in den vergangenen zwölf Monaten zu spät von einem oder mehreren Geschäftskunden bezahlt worden. In Summe waren fast 40 % des Gesamtwertes der Forderungen am Fälligkeitstag noch unbeglichen. Das zeigt das aktuelle Zahlungsmoralbarometer des weltweit zweitgrößten Kreditversicherers Atradius, das das Zahlungsverhalten von Unternehmen in Westeuropa untersucht.

Demnach waren Lieferanten in Griechenland und Italien erneut besonders stark von säumigen Zahlern im Inland betroffen. Im Durchschnitt gab es in diesen Ländern bei fast 50 % des Gesamtwerts der B2B-Rechnungen Zahlungsverzögerungen. Dieser Wert liegt rund 10 % höher als der westeuropäische Durchschnitt. Unternehmen in Großbritannien leiden am meisten unter den verzögerten Zahlungen ihrer Exportkunden. Laut Angaben wurden 46,4 % des Gesamtwerts der britischen B2B-Exportgeschäfte zu spät beglichen (gegenüber 38,3 % in Westeuropa im Durchschnitt).

Ein immer schwerer wiegender Grund für Zahlungsverzögerungen ist laut Angabe der Befragten die „mangelnde Liquidität der Kunden“. Seit dem letzten Zahlungsmoralbarometer von Atradius stieg dieser Wert bei Inlandsgeschäften von 51,4 % auf 57,9 %. Auch bei Auslandsrechnungen sind zu geringe finanzielle Mittel ein zunehmender Grund für zu spät bezahlte Rechnungen, der Anteil der Nennungen stieg hier von 37,1 % im Vorjahr auf 40,2 % an.

Zahlungsverzögerungen von Kunden erhöhen nicht nur den finanziellen Druck auf die Unternehmen selbst, sondern wirken sich auch auf die gesamte Wertschöpfungskette aus. So beglichen fast 25 % der befragten Unternehmen Lieferantenrechnungen aufgrund von Zahlungsverzögerungen bei ihren eigenen B2B-Kunden zu spät.

Überfällige Forderungen in Deutschland häufiger als im westeuropäischen Durchschnitt

  • Deutsche Lieferanten sind zuletzt besonders oft von verspäteten
    Zahlungen betroffen gewesen. Hier gaben 93,0 % der Befragten an, im
    vergangenen Jahr von einem oder mehreren Geschäftskunden zu spät
    bezahlt worden zu sein (Westeuropa gesamt: 88,5 %). Nur in Italien
    liegt dieser Wert mit 94,0 % aktuell höher.
  • Als häufigsten Grund für Zahlungsverzögerungen geben deutsche
    Unternehmen Liquiditätsprobleme des Kunden an, sowohl bei Inlands-
    als auch bei Auslandsgeschäften.
  • Der Anteil von B2B-Forderungen, die deutsche Befragte als
    uneinbringlich angaben und in der Folge abgeschrieben werden
    mussten, liegt bei 0,8 %. Uneinbringliche B2B-Forderungen im Inland
    treten meistens in den Branchen Chemie, Bauwesen, langlebige
    Verbrauchsgüter und Dienstleistungen auf.
  • 25,8 % der Befragten in Deutschland rechnen mit einem Anstieg der
    Forderungslaufzeit (DSO) in den kommenden zwölf Monaten, 63,8 %
    erwarten keine Verbesserung.
  • 30 % der Befragten erwarten, dass sich die Zahlungspraxis in den
    Branchen Chemie, Bauwesen und Metall in den nächsten Monaten leicht
    verschlechtern wird.
    Die befragten Unternehmen in Westeuropa sind sich bewusst, dass ein effektiver Schutz vor Forderungsausfällen unerlässlich ist, um die eigene Rentabilität zu gewährleisten. In Deutschland geben 40 % der Umfrageteilnehmer an, dieses Jahr die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden und die Geschäftsbilanzen intensiver prüfen zu wollen. Rund 35 % der deutschen Lieferanten nannten die stärkere Kontrolle des Kundenkreditrisikos als weitere Maßnahme.

Atradius rechnet mit einem weiterhin herausfordernden Wirtschaftsumfeld

Andreas Tesch, Chief Market Officer von Atradius, zu den Ergebnissen des aktuellen Atradius Zahlungsmoralbarometers: „In vielen entwickelten Märkten bleiben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen 2016 herausfordernd. Die Zahl der Insolvenzen wird sich laut unserer Prognose für die meisten Märkte nur leicht verbessern, was den zunehmenden globalen Unsicherheiten, insbesondere der Entwicklung der Rohstoffpreise und dem Abschwung in China, geschuldet ist. In der Eurozone ist die absolute Zahl der Insolvenzen derzeit um 66 % höher als das Vorkrisenniveau. Den Prognosen zufolge könnte zudem die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in China, Brasilien, Russland und Südafrika massiv ansteigen. Angesichts dieser Tatsache können ein diversifiziertes Kundenportfolio und konsequente Maßnahmen im Bereich Forderungsmanagement und eine Kreditversicherung erheblich dazu beitragen, Forderungsausfallrisiken zu begrenzen und das Geschäftswachstum sicherzustellen – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.“

Das Zahlungsmoralbarometer von Atradius

Das Atradius-Zahlungsmoralbarometer für Westeuropa nimmt das Zahlungsverhalten der in- und ausländischen B2B-Kunden von rund 3.000 Unternehmen in 13 Ländern unter die Lupe. Genauer betrachtet werden dabei Trends bei der Durchführung des Forderungsmanagements, wahrgenommene Schwierigkeiten in puncto Rentabilität, das sogenannte „Days Sales Outstanding“, sprich: die Zeit zwischen Rechnungsstellung und Bezahlung, und nicht zuletzt die Zahlungsmoral, unterteilt nach Branchen und Unternehmensgröße.

ETF / Zertifikate

Handelsaktivitäten der Anlageberater in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 deutlich unter Vorjahresniveau

Einbruch der Aktienmärkte verunsichert Fondsanleger – Handelsaktivitäten sinken über drei Monate – ETF-Nachfrage geht ebenfalls zurück – Mittelzuflüsse dennoch höher als Abflüsse

Aschheim, 12. April 2016. „Der überraschende Einbruch an den Aktienmärkten zu Beginn des Jahres hat offenbar dazu geführt, dass viele Anlageberater erst einmal abgewartet haben, um die neuen Rahmendaten einzuordnen“, sagt Rudolf Geyer, Sprecher der Geschäftsführung von ebase. „Zumindest signalisiert das ebase-Fondsbarometer für die ersten drei Monate des laufenden Jahres einen deutlichen Rückgang der Handelsaktivitäten bei unseren angeschlossenen Vertriebspartnern gegenüber 2015.“ Im Januar lag der Indexwert mit 92 Punkten zwar über dem Niveau von Dezember 2015, jedoch deutlich unter dem Durchschnittswert des Jahres 2015 mit einem Wert von 100. Im Februar und März sind die Handelsaktivitäten noch weiter zurückgegangen und notierten Ende März bei nur 82 Indexpunkten. Auch bei ETFs haben die Handelsaktivitäten zuletzt deutlich nachgelassen. Nach einem Zwischenhoch von 109,8 Indexpunkten im Januar notierten diese im März schließlich nur noch bei 80,3 Punkten. 

„Die gute Nachricht des ersten Quartals 2016 ist, dass zwar weniger gehandelt wurde, diese Aktivitäten aber mit steigender Tendenz zu Mittelzuflüssen geführt haben“, führt Rudolf Geyer weiter aus. Die Betrachtung der einzelnen Monate zeigt zum Beispiel, dass im Januar 2016 Aktienfonds von den angeschlossenen Beratern noch überwiegend verkauft wurden. Der Kaufquotient für Aktienfonds lag bei 0,77, der für die übrigen Fonds inklusive Indexfonds bei 0,85. Im Februar verbesserte sich das Bild. Käufe und Verkäufe bei Aktienfonds glichen sich in etwa aus, ebenso wie über alle Fondskategorien insgesamt hinweg. Im März ist der Kaufquotient schließlich auf 1,4 geklettert, was bedeutet, dass die Mittelzuflüsse die Abflüsse um 40 Prozent überragten. Insbesondere Aktien-, Misch- und Rentenfonds waren im März bei den angebundenen Beratern wieder gefragt.

Insgesamt liegt der Kaufquotient für die vergangenen drei Monate über alle Fondskategorien bei 1,04, was bedeutet, dass die Zuflüsse die Abflüsse immerhin um 4 Prozent übertrafen. Im positiven Bereich befinden sich insbesondere Indexfonds, geldmarktnahe Fonds sowie Mischfonds. Demgegenüber überwiegen bei Dachfonds, Geldmarkt- und Rentenfonds im ersten Quartal 2016 die Abflüsse.

Deutlich besser verlief die Entwicklung bei ETFs. Obwohl auch bei den börsennotierten Indexfonds die Handelsaktivitäten im ersten Quartal 2016 markant unter dem Vorjahresniveau lagen, signalisierte doch der Kaufquotient von 1,97 ein unverändert hohes Anlegerinteresse, bei dem die Käufe fast doppelt so hoch ausfielen wie die Verkäufe. In der Betrachtung der einzelnen Monate zeigt sich auch hier eine steigende Tendenz. Im Januar lag der Kaufquotient für ETFs bei 1,71, was einen Überhang der Nachfrage um 71 Prozent bedeutet. Im Februar stieg der Quotient auf 1,99 und im März schließlich auf 2,39. „Daraus kann man insgesamt schließen, dass die angeschlossenen Berater die Erholung an den Aktienmärkten für Käufe genutzt haben, um die Fonds-Bestände ihrer Kunden aufzustocken“, erklärt Rudolf Geyer.

Regional betrachtet bestand im ersten Quartal 2016 bei ETF-Investments das größte Interesse an Produkten, die weltweit anlegen, gefolgt von solchen, die in der Euro-Zone bzw. in Deutschland investieren. Bei aktiv gemanagten Fonds wiederum zeigten die angeschlossenen Anlageberater ein gesteigertes Interesse an Investments in Europa. Größere Verkäufe waren hingegen bei Fonds zu registrieren, die auf den japanischen und den chinesischen Aktienmarkt spezialisiert sind.

Das ebase Fondsbarometer
Das ebase Fondsbarometer wird vierteljährlich veröffentlicht und spiegelt die Handelsaktivität aller Fondsberater wider, die für die Kooperationspartner der B2B Direktbank tätig sind. Das ebase Fondsbarometer setzt sich aus zwei Elementen zusammen: der Handelsaktivität und dem Kaufquotienten. Die Handelsaktivität basiert auf dem Handelsvolumen und lässt unmittelbare Rückschlüsse auf den aktuellen Jahrestrend zu. Ein Wert von über 100 weist auf eine überdurchschnittliche Handelsaktivität der Fondsberater im Vergleich zum mittleren monatlichen Handelsvolumen von 2015 hin; ein Stand unter 100 zeigt eine unterdurchschnittliche Handelsaktivität an.

Veränderungen der Mittelzuflüsse und Mittelabflüsse bei den Unterkategorien Fondstyp und Region werden über den Kaufquotienten ausgedrückt. Dabei werden die monatlichen Mittelzuflüsse des Berichtszeitraums in Relation zu den monatlichen Mittelabflüssen gesetzt. Bei einem Kaufquotienten über 1 überwiegen die Mittelzuflüsse, bei einem Kaufquotienten unter 1 die Mittelabflüsse. Fondsdepots für institutionelle Kunden und die der betrieblichen Altersversorgung werden in der Auswertung nicht berücksichtigt.

Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

-
Welche Neuerungen gibt es zum BAV-Geschäft?

Im bAV Geschäft gibt es immer wieder neue Trends und verbesserte Tarife. Was können Berater und Vermittler für 202472025 erwarten?

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 03 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben