Sachwerte / Immobilien

Immobilienkäufer profitieren von Niedrigzinspolitik

Nach erster geldpolitischer EZB-Sitzung 2016: Immobiliendarlehen kosten um 1,6 Prozent

Die Unsicherheiten an den Märkten und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) haben Immobilienkäufern in den ersten Januarwochen ausgezeichnete Finanzierungsbedingungen beschert. Nach der gestrigen Entscheidung der EZB für weiterhin niedrige Leitzinsen wird sich daran nichts Grundlegendes ändern. „Immobilienkredite bleiben günstig. Die Zinssätze für zehnjährige Darlehen liegen mehrheitlich bei rund 1,6 Prozent pro Jahr, bei Bestanbietern sogar unter 1,4 Prozent“, sagt Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen.

Wie erwartet haben sich die Darlehenskonditionen nach der vorherigen geldpolitischen EZB-Sitzung Anfang Dezember 2015 weitgehend seitwärts bewegt. Im Dezember hatten die Währungshüter ein neues Lockerungspaket angekündigt, um Inflation und Konjunktur anzukurbeln. Während die amerikanische Notenbank die Zinswende eingeläutet hat, stellen der niedrige Ölpreis und die Abkühlung der Wirtschaft in China die europäische Notenbank vor neue Herausforderungen. Im Spannungsfeld der gegenläufigen geldpolitischen Impulse erwarten die für das Bauzins-Trendbarometer von Interhyp befragten Experten in der Mehrheit moderat steigende Zinsen im Jahresverlauf.

Darlehensnehmer können laut Interhyp derzeit von sehr niedrigen Zinsen für Immobilienkredite profitieren. Zehnjährige Darlehen sind vielfach für Zinsen um rund 1,6 Prozent erhältlich, 15-jährige Darlehen für rund 2,1 Prozent und 20-jährige Darlehen für rund 2,4 Prozent. Bei guter Bonität und hohem Eigenkapitalanteil sind oft sogar noch niedrigere Zinssätze zu erreichen. Interhyp rät im Zinstief zu hohen Anfangstilgungen von 3 Prozent und mehr, um die Konditionsersparnis bestmöglich in den Schuldenabbau zu investieren.

Immobilienkäufer und Eigenheimbesitzer mit Bedarf für einen Anschlusskredit sollten sich einen Überblick über das Zinsniveau verschaffen und den für sie möglichen Zinssatz ermitteln.

Investmentfonds

NNIP: Erholung der Anlageklasse „Emerging Market Debt“ in der zweiten Jahreshälfte erwartet

Lateinamerika könnte für Investoren wieder interessant werden

Stabilisierung der Ölpreise, höhere Prognosesicherheit im Hinblick auf Fed-Politik und etwas freundlichere Wachstumsaussichten in den Schwellenländern
könnten Zuversicht stärken.

2015 war für die Emerging Markets und die Assetklasse „Emerging Market Debt“ (EMD) ein schwieriges Jahr. Trotz eines ungünstigen Umfelds, das sich wohl auch in den kommenden Monaten noch fortsetzen wird, erwartet NN Investment Partners in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 eine Erholung an den Emerging Markets.

Ab dem zweiten Quartal könnten sich Verbesserungen abzeichnen, wenn sich die Ölpreise erwartungsgemäß etwas erholen. Zusammen mit der höheren Prognosesicherheit im Hinblick auf die Geldpolitik der Fed könnte dies den Grundstein für eine allmähliche Erholung bei EMD legen.

Marcelo Assalin, Head of Emerging Market Debt bei NN Investment Partners, erklärte dazu:

„In unserem Ausblick für 2016 ziehen wir eine klare Linie zwischen der ersten und der zweiten Jahres-hälfte. Doch der Ölpreis dürfte in der ersten Jahreshälfte seinen Tiefpunkt erreichen. Dann könnte sich allmählich eine ausgeglichenere Angebots- und Nachfragesituation abzeichnen. Das dürfte die Attraktivität von EM-Währungen erhöhen. Wenn der Ölpreis also die Talsohle erreicht und sich am Markt mehr Klarheit über den weiteren Verlauf des Fed-Zinszyklus abzeichnet, verbessert dies auch unser Top-down-Bild der Emerging Markets etwas. Im Zuge einer Verbesserung der EM-Wachstumserwartungen könnten Investoren sich dann wieder auf die attraktiven Bewertungen konzentrieren.“

NNIP erwarten weitere monetäre und fiskalische Stimulierungsmaßnahmen in China, die sich allgemein günstig für EM-Assets erweisen sollten. Aufgrund der veränderten Erwartungen im Hinblick auf das Auf und Ab der Wechselkurse sind die technischen Marktfaktoren in China jetzt weniger günstig, da bei einem geringeren Angebot eine höhere Nachfrage nach US-Dollar besteht.

Assalin weiter: „Asien hat bereits seine Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt und gilt bei Anlegern als sicherer Hafen. Grund sind die geringe Sensitivität gegenüber der Rohstoffpreisentwicklung und die relative politische Stabilität. Bei einer Erholung der Rohstoffpreise könnte Lateinamerika für Investoren wieder interessanter werden; eine Outperformance lateinamerikanischer gegenüber asiatischen Titeln wäre dann durchaus möglich. Was die Gesamtrendite angeht, könnte Asien von einer verbesserten Stimmung gegenüber EM-Unternehmen profitieren, wenn auch nicht im gleichen Maße wie die in 2015 abgestoßenen Regionen. Insbesondere würde Lateinamerika bei freundlicheren Rahmendaten das größte Aufwärtspotenzial aufweisen.“

„Die Hauptrisiken für die Emerging Markets bestehen in anhaltender Schwäche an den Rohstoffmärkten, einer unerwartet ausgeprägten Wachstumsschwäche in China, einer ungeordneten Abwertung der chinesischen Währung, unerwartet schwachem Wachstum in den USA, geldpolitischen Fehlentscheidungen der Fed und einer unerwartet hohen Zahl an Firmenpleiten.“

Investmentfonds

„Weltwirtschaft benötigt mehr Finanzierung durch Eigenkapital, nicht durch Schulden“

Nach Ansicht des britischen Vermögensverwalters LGIM sind die großen Notenbanken auf einem Irrweg.

Die quantitativen Lockerungsmaßnahmen (QE) der großen Notenbanken sind nicht die Medizin, mit der das Wachstum der Weltwirtschaft wieder nachhaltig auf die Beine kommt, solange das strukturelle Problem des globalen Schuldenüberhangs ungelöst ist. Zu dieser Einschätzung kommt Ben Bennett, Head of Credit Strategy beim britischen Asset-Manager Legal & General Investment Management (LGIM) in seinem jüngsten Ausblick. „Sollten zukünftige Daten weiterhin ein enttäuschendes Wachstum signalisieren, wird man wahrscheinlich erneut die Notenpresse anstellen“, sagt Bennett. „Aber dieser Versuch wird genauso wenig erfolgreich verlaufen wie alle vorangegangenen.“ Allerdings gibt es dem LGIM-Experten zufolge viele Marktteilnehmer, die weiterhin hofften, dass die extrem lockere Geldpolitik der Zentralbanken irgendwann doch noch Wirkung zeige. „Für mutige Investoren kann das durchaus eine Gelegenheit sein, taktische Positionen aufzubauen und von einer zwischen-zeitlichen Rallye zu profitieren“, so Bennett. „Doch uns scheint es wichtiger, sich auf Enttäuschungen vorzubereiten, von denen wir meinen, dass sie unweigerlich kommen werden.“

Befürworter der quantitativen Lockerungsmaßnahmen argumentieren zwar, dass es fraglich ist, ob die Entwicklung in den vergangenen Jahren ohne das Eingreifen die Notenbanken so glimpflich verlaufen wäre oder dass die bisher eingeleiteten Maßnahmen zu gering sind, um die erhoffte Wirkung zu erzielen. Dies hält Bennett allerdings für nicht überzeugend. „Das Einzige, was QE erfolgreich geschafft hat, ist, dass Vermögenswerte Rückenwind haben. Schließlich muss die zusätzliche Liquidität, die in die Märkte gepumpt wird, irgendwo untergebracht werden“, so der Anleihestratege. Nach Ansicht von Bennett mit fatalen Folgen: Die Unternehmen leihen sich billig Geld, das sie dann etwa in Form von hohen Dividenden an die Aktionäre ausschütten, die es wiederum an den Aktienmärkten anlegen. „Dies erstickt jede wirtschaftliche Dynamik im Keim, weil es die Unternehmen vorziehen, Geld an ihre Anteilseigner zu geben anstatt damit für die Zukunft zu investieren. Die Weltwirtschaft benötigt mehr Finanzierung durch Eigenkapital, nicht durch mehr Schulden – und QE erreicht genau das Gegenteil davon“, so Bennett. Er gibt außerdem zu bedenken, dass durch die günstigen Finanzierungskonditionen auch an sich unrentable Geschäftsmodelle am Leben erhalten werden. Zudem profitieren von der aktuellen Geldpolitik die Vermögenden, während es für die weniger Betuchten aufgrund nur geringer Lohnzuwächse zunehmend schwieriger würde, Vermögen aufzubauen. „Das ist doch pervers. Anstatt den Konsum anzukurbeln sorgt QE dafür, dass die weniger Vermögenden mehr und mehr sparen müssen, um aufgrund der niedrigen Zinsen eine gesicherte Existenz aufbauen zu können. Die Reichen werden reicher und die Armen müssen sehen, was für sie übrig bleibt.“

Nach Einschätzung des LGIM-Experten werden die Aktien- und Anleihekurse jedoch aufgrund schwächerer Unternehmensgewinne und steigenden Ausfallrisiken irgendwann zwangsläufig nach unten korrigieren. „Im Ergebnis stehen die Investoren dadurch vor einer schwierigen Anlageentscheidung: entweder diszipliniert eine langfristige Strategie verfolgen oder auf kurzfristige Kursaufschwünge setzen“, so Bennett. „Unsere Antwort darauf ist, den Blick auf die Grundbausteine im Portfolio zu richten und Risikoanlagen solange unterzugewichten, bis der weltweite Schuldenüberhang abgebaut worden ist. Angesichts des zaghaften Zinsschritts der Fed und der weiterhin offensiven Geldpolitik der Notenbanken in Europa, Japan und China könnte es aus taktischer Sicht allerdings ein kluger Schachzug sein, auf niedrigem Niveau einzelne Unternehmensanleihen zu kaufen.“

Investmentfonds

Ein Jahr nach dem Frankenschock: Was wäre wenn…?

Ein Jahr nach der geschichtsträchtigen Aufhebung des Mindestkurses hat sich der Schweizer Franken seit September auf einem Niveau von knapp 1,10 Franken zum Euro stabilisiert.

Der Druck auf die Schweizer Nationalbank (SNB) hat deutlich nachgelassen. Die für Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter geltenden Negativzinsen von 0,75 Prozent für Einlagen bei der SNB haben anscheinend die gewünschte Wirkung. Zudem hat die US-Notenbank Federal Reserve einen Zinserhöhungszyklus gestartet und auch die Europäische Zentralbank (EZB) präsentierte sich in ihrer letzten geldpolitischen Sitzung deutlich weniger expansiv als allgemein erwartet. Die Befürchtungen eines erneuten Überschießens des Frankens haben sich damit weitgehend verflüchtigt.

Wiegt sich der Markt (wieder) in falscher Sicherheit?

Unterschätzt der Markt die Möglichkeit für eine erneute starke Aufwertung des Schweizer Frankens? Wir erinnern uns: Vor einem Jahr noch wogen sich die Finanzakteure in vermeintlicher Sicherheit. Viele wurden damals auf dem falschen Fuß erwischt, darunter auch namhafte Investmentbanken, die mit großen Währungspositionen auf einen sich abschwächenden Schweizer Franken gewettet hatten. Der Mindestkurs schien unantastbar zu sein.

Heute, ein Jahr nach dem Frankenschock, wird dem Risiko einer plötzlichen starken Aufwertung nicht die notwendige Bedeutung beigemessen. Doch die Gefahr, dass sich das wirtschaftliche sowie geopolitische Umfeld plötzlich verändern und dem Schweizer Franken erneut eine „Schock-Aufwertung“ verleihen könnte, sollte von Anlegern nicht negiert werden.

Risiken einer plötzlichen Aufwertung

Angesichts der einigermaßen soliden und sich langsam verbessernden Wirtschaftsindikatoren, unter anderem in Europa, erscheint die Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwicklung momentan zwar eher gering. Der ungebremste Preisverfall an den Rohstoffmärkten, die Wachstumsschwäche in den Schwellenländern und gestiegene geopolitische Risiken zeigen uns jedoch, dass ein solches Szenario zumindest nicht ganz außer Acht gelassen werden darf.

Auch das fragile wirtschaftliche und politische Umfeld in der Eurozone birgt erhebliche Risiken. Eine Verlangsamung des Wachstums im Euroraum und in den USA wäre für die EZB ein Anlass, weitere Maßnahmen zu prüfen und anzuwenden. Dies würde unweigerlich zu einem Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken führen – umso mehr, als die konjunkturelle Abkühlung mit Turbulenzen an den Finanzmärkten verbunden sein könnte und der Schweizer Franken wieder als „sicherer Hafen“ in Betracht gezogen würde.

SNB hat nur beschränkte Handlungsalternativen

Infolge der eingeschränkten monetären Handlungsalternativen der SNB wäre eine plötzliche Aufwertung schwerlich zu verhindern. Von einer zu starken Aufblähung der Bilanz schreckt die SNB bekanntlich zurück. Dies wäre jedoch die unmittelbare Folge eines intensiven Eingreifens am Devisenmarkt. Alleine im vergangenen Jahr hat sie auf ihren Fremdwährungspositionen einen Verlust von rund 20 Milliarden Franken verzeichnet. Ein weiteres Vordringen in den negativen Zinsbereich wäre äußerst riskant, mögliche realwirtschaftliche Auswirkungen kaum abschätzbar und der Druck von politischer Seite deshalb enorm.
Es bleibt somit die Hoffnung, dass der Zinsunterschied zur Eurozone zumindest nicht kleiner wird, und dass der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken auch aus anderen Gründen nicht zunimmt. Den Frankenkurs aktiv zu verteidigen, dazu fehlen der SNB derzeit schlicht die Mittel.

Investoren sollten sich absichern

Bekanntlich ist Hoffnung die beste Arznei, im Fall der SNB ist sie wohl die Einzige. Zu einer nachhaltigen Abschwächung des Franken wird ein Gesamtpaket von positiven Faktoren nötig sein: eine Stabilisierung der Rohstoffpreise, eine Stärkung der chinesischen Nachfrage, stabilere Strukturen in den Schwellenländern sowie eine graduelle Erholung des amerikanischen und europäischen Wirtschaftsraumes. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für einen „Frankenschock 2.0“ derzeit berechtigterweise als gering eingeschätzt wird, ist es nicht zuletzt aus Sicht von Investoren wichtig, das scheinbar Unmögliche nicht außer Acht zu lassen und sich entsprechend abzusichern.

Von Joe Corbach, Währungsexperte bei GAM

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