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Der Schweizer Franken weniger attraktiv

 Der Schweizer Franken entwickelt sich im 2016 vollkommen paradox.

Trotz Sorgen um das chinesische Wachstum, Unsicherheiten bezüglich der Währungspolitik im Reich der Mitte und dem erneuten Ölpreisrückgang blieb der sonst in unsicheren Zeiten so übliche Ansturm auf den Franken aus.

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Ein Jahr nach dem Frankenschock: Was wäre wenn…?

Ein Jahr nach der geschichtsträchtigen Aufhebung des Mindestkurses hat sich der Schweizer Franken seit September auf einem Niveau von knapp 1,10 Franken zum Euro stabilisiert.

Der Druck auf die Schweizer Nationalbank (SNB) hat deutlich nachgelassen. Die für Banken, Versicherungen und Vermögensverwalter geltenden Negativzinsen von 0,75 Prozent für Einlagen bei der SNB haben anscheinend die gewünschte Wirkung. Zudem hat die US-Notenbank Federal Reserve einen Zinserhöhungszyklus gestartet und auch die Europäische Zentralbank (EZB) präsentierte sich in ihrer letzten geldpolitischen Sitzung deutlich weniger expansiv als allgemein erwartet. Die Befürchtungen eines erneuten Überschießens des Frankens haben sich damit weitgehend verflüchtigt.

Wiegt sich der Markt (wieder) in falscher Sicherheit?

Unterschätzt der Markt die Möglichkeit für eine erneute starke Aufwertung des Schweizer Frankens? Wir erinnern uns: Vor einem Jahr noch wogen sich die Finanzakteure in vermeintlicher Sicherheit. Viele wurden damals auf dem falschen Fuß erwischt, darunter auch namhafte Investmentbanken, die mit großen Währungspositionen auf einen sich abschwächenden Schweizer Franken gewettet hatten. Der Mindestkurs schien unantastbar zu sein.

Heute, ein Jahr nach dem Frankenschock, wird dem Risiko einer plötzlichen starken Aufwertung nicht die notwendige Bedeutung beigemessen. Doch die Gefahr, dass sich das wirtschaftliche sowie geopolitische Umfeld plötzlich verändern und dem Schweizer Franken erneut eine „Schock-Aufwertung“ verleihen könnte, sollte von Anlegern nicht negiert werden.

Risiken einer plötzlichen Aufwertung

Angesichts der einigermaßen soliden und sich langsam verbessernden Wirtschaftsindikatoren, unter anderem in Europa, erscheint die Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwicklung momentan zwar eher gering. Der ungebremste Preisverfall an den Rohstoffmärkten, die Wachstumsschwäche in den Schwellenländern und gestiegene geopolitische Risiken zeigen uns jedoch, dass ein solches Szenario zumindest nicht ganz außer Acht gelassen werden darf.

Auch das fragile wirtschaftliche und politische Umfeld in der Eurozone birgt erhebliche Risiken. Eine Verlangsamung des Wachstums im Euroraum und in den USA wäre für die EZB ein Anlass, weitere Maßnahmen zu prüfen und anzuwenden. Dies würde unweigerlich zu einem Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken führen – umso mehr, als die konjunkturelle Abkühlung mit Turbulenzen an den Finanzmärkten verbunden sein könnte und der Schweizer Franken wieder als „sicherer Hafen“ in Betracht gezogen würde.

SNB hat nur beschränkte Handlungsalternativen

Infolge der eingeschränkten monetären Handlungsalternativen der SNB wäre eine plötzliche Aufwertung schwerlich zu verhindern. Von einer zu starken Aufblähung der Bilanz schreckt die SNB bekanntlich zurück. Dies wäre jedoch die unmittelbare Folge eines intensiven Eingreifens am Devisenmarkt. Alleine im vergangenen Jahr hat sie auf ihren Fremdwährungspositionen einen Verlust von rund 20 Milliarden Franken verzeichnet. Ein weiteres Vordringen in den negativen Zinsbereich wäre äußerst riskant, mögliche realwirtschaftliche Auswirkungen kaum abschätzbar und der Druck von politischer Seite deshalb enorm.
Es bleibt somit die Hoffnung, dass der Zinsunterschied zur Eurozone zumindest nicht kleiner wird, und dass der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken auch aus anderen Gründen nicht zunimmt. Den Frankenkurs aktiv zu verteidigen, dazu fehlen der SNB derzeit schlicht die Mittel.

Investoren sollten sich absichern

Bekanntlich ist Hoffnung die beste Arznei, im Fall der SNB ist sie wohl die Einzige. Zu einer nachhaltigen Abschwächung des Franken wird ein Gesamtpaket von positiven Faktoren nötig sein: eine Stabilisierung der Rohstoffpreise, eine Stärkung der chinesischen Nachfrage, stabilere Strukturen in den Schwellenländern sowie eine graduelle Erholung des amerikanischen und europäischen Wirtschaftsraumes. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für einen „Frankenschock 2.0“ derzeit berechtigterweise als gering eingeschätzt wird, ist es nicht zuletzt aus Sicht von Investoren wichtig, das scheinbar Unmögliche nicht außer Acht zu lassen und sich entsprechend abzusichern.

Von Joe Corbach, Währungsexperte bei GAM

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