Versicherungen

Die PKV und Corona

Mein Geld im Gespräch mit Michael Albrecht, Hauptabteilungsleiter Makler- und Kooperationsvertrieb, Geschäftsführer adcuri GmbH, zum Gesundheitssystem in Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie dem Vergleich von GKV und PKV

Inwieweit ergänzen sich GKV und PKV und warum können sie voneinander profitieren?

MICHAEL ALBRECHT: Deutschland hat eines der besten Gesundheitssysteme weltweit:
Diese internationale Spitzenposition verdanken wir nicht zuletzt dem Nebeneinander von GKV und PKV. Alle Versicherten profitieren vom gesunden Wettbewerb der beiden Systeme, unter anderem durch kurze Wartezeiten, freie Arztwahl und guten Zugang zum medizinischen Fortschritt, weniger Leistungskürzungen. Ihnen steht ein flächendeckendes Netz von Kliniken und Ärzten zur Verfügung. Im Gegensatz dazu tendieren Länder, in denen die Krankenversicherung in Einheitssystemen organisiert ist, zu einer stärkeren Rationierung. Dort gibt es in der Regel nur eine medizinische Grundversorgung auf niedrigem Niveau. Nur Menschen, die den Arzt direkt bezahlen können oder eine Zusatzversicherung abschließen, haben Zugang zu Spitzenmedizin außerhalb der Einheitsversorgung. So entsteht eine echte „Zwei- Klassen-Medizin“. Zudem steuert die PKV dazu bei, dass jedes Jahr über 33 Milliarden Euro ins Gesundheitssystem fließen. So können Ärzte und Krankenhäuser investieren und so den hohen medizinischen Standard sichern, von dem alle profitieren. Wären die Privatversicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung mit einem anderen Vergütungssystem versichert, würde das Gesundheitswesen über 13 Milliarden Euro verlieren.

Und nicht zuletzt macht auch der demografische Wandel die PKV zu einer unverzichtbaren Säule im Gesundheitssystem. Denn dort sorgt jeder für seine im Alter steigenden Gesundheitskosten selbst vor – so konnten die Privatversicherten im Jahr 2019 mehr als 260 Milliarden Euro an Rücklagen in der Kranken- und Pflegeversicherung bilden. Das ist generationengerecht und unverzichtbar für unser Gesundheitssystem.

Welchen Nachteil haben Gesundheitssysteme anderer Länder, die keine PKV haben?

MICHAEL ALBRECHT: In allen einheitlich organisierten Krankenversicherungsmärkten des europäischen Auslands kann man Versorgungsunterschiede in Abhängigkeit von den individuellen
finanziellen Möglichkeiten feststellen. In diesen Ländernist die Krankenversicherung steuerfinanziert. In Deutschland erweist sich hingegen der Wettbewerb aus GKV und PKV in einem gemeinsamen Versorgungssystem als Sicherung gegen Rationierung und „Zwei-Klassen-Medizin“.

Stoßen Patienten im öffentlichen Gesundheitssystem auf Zugangshürden (zum Beispiel lange Wartezeiten, Einschränkungen der Arztwahl oder Leistungsausschlüsse), dann werden gewünschte Leistungen auf dem privaten Gesundheitsmarkt nachgefragt. Im Unterschied zu Deutschland existiert in fast allen europäischen Ländern – parallel zum staatlichen System – ein gut ausgebauter privater Gesundheitsmarkt mit Ärzten, die rein privat praktizieren. Mit einer Privatbehandlung können dann unter anderem Wartezeiten im öffentlichen Gesundheitssystem umgangen werden. Auch ein direkter Zugang zum privat praktizierenden Facharzt der eigenen Wahl ist möglich.

So erbringen zum Beispiel in Frankreich über 25 Prozent und in Österreich über 50 Prozent der niedergelassenen Ärzte ihre Leistungen ausschließlich gegen Privatrechnung. Die so generierten Einnahmen fließen – im Gegensatz zum dualen System in Deutschland – aber nicht in das für alle Patienten offen stehende Versorgungssystem, sondern verbleiben ausschließlich im privaten Sektor. Das ist bei uns in Deutschland durch den Systemwettbewerb besser und solidarischer für die gesamte Bevölkerung.

Haben GKV-Patienten in Zeiten einer Pandemie einen Nachteil im Vergleich zur PKV?

MICHAEL ALBRECHT: Nein. Die Leistungen in Pandemie-Zeiten werden von allen Akteuren getragen.

Aber: Die PKV hat alle verabschiedeten Gesetzespakete zur Unterstützung des Gesundheitswesens und der Pflege bei der Bewältigung der Krise unterstützt. Die PKV garantiert nicht nur ihren Versicherten Schutz bei Krankheit und Pflege, sie steht auch zu ihrer gesellschafts- politischen Mitverantwortung, die medizinische und pflegerische Versorgung in Krisenzeiten sicherzustellen. Sie beteiligt sich an den Mehrkosten der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen.

Darüber hinaus wurde zum Beispiel mit der Bundeszahnärztekammer und ebenso mit der Bundesärztekammer eine Extra-Vergütung für den Corona-Schutz vereinbart, um die immensen Anforderungen, auch bei der Beschaffung von Schutzmaterial, schnell und unbürokratisch zu lösen. Die Ärzte können nun eine Corona-Hygiene- Pauschale von 14,75 Euro und die Zahnärzte in Höhe von 14,23 Euro abrechnen. Die Regelung gilt zunächst befristet bis zum 31. Juli 2020.

Auch beim Thema Online-Sprechstunden ist die PKV sehr gut aufgestellt, denn die tariflichen Bestimmungen der meisten PKVAnbieter sehen keine Einschränkungen vor. So bietet gerade auch die Barmenia videogestützte Arztgespräche sowohl für PKVaber auch GKV-Versicherte an. Wir arbeiten hier mit einem sehr erfahrenen Anbieter zusammen und können nur empfehlen, ein Gespräch außerhalb der Arztpraxis zu suchen. Denn so muss man Praxisräume nicht betreten und kann die Ansteckungsgefahr auf diesem Weg minimieren.

Was trägt die PKV zum Gesundheitssystem noch bei?

MICHAEL ALBRECHT: Die PKV beteiligtsich auch mit 290 Millionen Euro an den Kosten aus dem Krankenhausentlastungsgesetz. So sollen Krankenhäuser zum Beispiel einen Ausgleich dafür erhalten, dass planbare Operationen verschoben werden mussten. Aber auch Boni für Intensivbetten, Zuschläge für Schutzausrüstungen sowie weitere Unterstützungen werden bezuschusst.

Noch wichtiger ist aber die der aktuellen Lage angepasste zügige Rechnungsbegleichung. Das stellt die PKV überall da, wo es elektronisch möglich ist, durch eine schnelle Direktabrechnung sicher. Letztlich bedeutet dies, dass unsere Kunden sich nicht um die Abrechnung kümmern müssen und die Kliniken ihr Geld schneller erhalten. In der Regel geschieht dies innerhalb weniger Tage.

Alles in allem unterstreicht die PKV mit allen Maßnahmen noch einmal, dass sie im deutschen Gesundheitssystem ein wichtiger und attraktiver Partner ist, der Versicherten, Ärzten, Krankenhäusern und anderen Therapeuten hervorragende Lösungen bietet.

Vielen Dank für das Gespräch.

print

Tags: , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

25 Jahre Mein Geld
Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

-
Wird das Rentenversprechen auf den Policen zu oberflächlich behandelt?

Versicherungspolicen sind schwer zu lesen und oft führen die viele Paragraphen zur Verwirrung und Irrtümer?

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 03 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben