Die neuesten Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sollten die Bundesbürger aufhorchen lassen. Laut OECD-Projektion kann ein deutscher Rentner künftig nur mit einem Netto-Rentenniveau von 50 Prozent rechnen. Damit bewegt sich Deutschland im Vergleich der Industrieländer am unteren Rand – im Nachbarland Österreich wird die Nettorente bei über 90 Prozent liegen, so die OECD. Da viele Arbeitnehmer nicht die 45 Beitragsjahre des angenommenen „Standardrentners“ erreichen, dürfte die tatsächlich ausgezahlte Rente oft sogar noch niedriger sein.
Transparente Kriterien statt „Bauchgefühl“
„Ein sinkendes Rentenniveau führt automatisch zu einer größeren Vorsorgelücke im Alter“, sagt Stephan Moltzen, Vorsorge-Experte der Deutschen Bank. „Die private Finanzplanung ist deshalb wichtiger denn je. Ein umfassender Finanzcheck kann die Grundlage für wichtige Vermögensentscheidungen bilden.“ Anleger, die einen persönlichen Finanzfahrplan zusammenstellen wollen, benötigen zunächst Klarheit über ihre finanzielle Situation. Dabei sollten sie sich drei Fragen stellen:
- Ist mein Basisschutz ausreichend? Wesentliche Lebensrisiken müssen abgesichert sein, zum Beispiel mit einer privaten Haftpflichtversicherung.
- Habe ich genug für meine Absicherung getan? Eine langfristige private Altersvorsorge ist wichtig, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Auch für Zukunftsrisiken wie Berufsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit sollte finanzielle Vorsorge getroffen werden.
- Wie sieht es mit der Vermögensplanung aus? Hier geht es um das gewünschte Kapital in der Zukunft und die dafür notwendige Sparleistung.
Damit private Anleger ihren persönlichen Finanzcheck möglichst objektiv und effizient durchführen können, hat ein Gremium von Finanzexperten für das Deutsche Institut für Normung (DIN) einen Standard entwickelt, der 2014 veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Spezifikation, die Vorstufe zu einer DIN-Norm. „Mit der DIN Spec 77222 steht Bankberatern und Anlegern heute eine standardisierte Methode der Finanzanalyse zur Verfügung, die wesentliche Eckdaten wie zum Beispiel Inflation und Rentensteigerungen automatisch berücksichtigt“, so Stephan Moltzen. „Der persönliche Finanzbedarf des Anlegers kann so objektiv erfasst und mit klaren Zielgrößen – etwa die erforderliche Höhe einer privaten Rente – verbunden werden. Die Planung beruht damit nicht auf dem ‚Bauchgefühl‘ des Anlegers oder seines Beraters, sondern auf transparenten Kriterien.“
Objektive Analyse lässt Handlungsbedarf erkennen
In der Praxis ist ein persönlicher Finanzcheck in Anlehnung an den DIN-Standard ganz einfach im Internet möglich. Anleger geben zunächst ihre Basisdaten wie Familienstand und Einkommen ein. Zusätzlich können spezielle Ziele und Pläne berücksichtigt werden – zum Beispiel der geplante Bau eines Eigenheims. Anschließend erfolgt eine objektive Finanzanalyse in den Bereichen Basisschutz, Absicherung und Vermögensplanung. Am Ende erhalten die Anleger einen individuellen Finanzfahrplan mit Empfehlungen. Sie können so gut erkennen, wo sie finanziell gut aufgestellt sind und wo noch Handlungsbedarf besteht.
Die Finanzanalyse soll künftig weiter ausgebaut werden, mit Schwerpunkt auf dem Modul Vermögensplanung und -aufbau. Deutsche Bank Experte Moltzen betont: „Der Finanzcheck in Anlehnung an DIN Spec 77222 schafft Transparenz und bildet so eine gute Grundlage für alle, die ihre Vermögensstrategie optimieren wollen. Anleger können den Finanzcheck online vor dem Beratungsgespräch, aber auch gemeinsam mit ihrem Berater durchführen.“