Wie tief die Verunsicherung über ein funktionierendes Rentensystem ist, zeigt sich bei den Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1.300 Euro pro Monat. In dieser Gruppe gibt knapp die Hälfte (43 Prozent) an, über keine zusätzliche Altersvorsorge zu verfügen. Als Grund dafür gibt mehr als jeder Dritte (33 Prozent) an, dass er das Geld lieber sofort ausgeben würde, als für eine unsichere Zukunft zu sparen. „Diese Einstellung ist bedauerlich, da die Riester-Rente mit ihrer Förderung gerade Menschen mit einem geringen Einkommen besonders stark unterstützt“, betont Erling.
Besonders junge Menschen wollen sich immer weniger mit der privaten Vorsorge beschäftigen
Die Debatte, welches Vorsorgesystem das geeignetste ist, scheint sich auch auf die Bereitschaft der Menschen auszuwirken, sich mit der privaten Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Zu Beginn der Befragung im dritten Quartal 2007 sahen noch 75 Prozent der Befragten die Notwendigkeit, sich mit der privaten Vorsorge zu beschäftigen. Seitdem fiel der Wert kontinuierlich auf aktuell 65 Prozent. Besonders stark ist der Trend bei den 20- bis 29-Jährigen zu beobachten. In dieser Altersgruppe fiel die Quote im gleichen Zeitraum von 86 Prozent auf nun 52 Prozent, was der schlechteste Wert seit der Erhebung ist. „Auch wenn das Thema Altersvorsorge zäh erscheint, kann es doch gerade vor dem Hintergrund der zurückgehenden staatlichen Leistungen teilweise existentiell werden. Gerade für junge Menschen gilt: Wer heute den Kopf in den Sand steckt, darf sich nicht wundern, wenn er morgen mit den Zähnen knirscht“, warnt Erling.
Zu der nachlassenden Motivation kommt noch die Skepsis vor Wertpapieren. Mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) findet, dass Produkte mit Aktien und Fonds nicht zu einer guten Altersvorsorge gehören. Mit 66 Prozent liegt auch hier die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen deutlich vorne. „Obwohl die Aktienkurse fast wieder den historischen Höchststand des Jahres 2007 erreicht haben und man mit sicheren Bundesanleihen einen realen Verlust macht, scheint der Schock der Finanzkrise noch tief zu sitzen“, erläutert Erling. In Zeiten niedriger Zinsen und der gerade bei jungen Menschen langen Anlagezeit könne man aber nur mit Aktien ein ordentliches Vermögen aufbauen. Was der Unterschied von nur zwei Prozentpunkten pro Jahr auf eine Laufzeit von 30 Jahren ausmacht, zeigt folgendes Beispiel: Bei einer Einzahlung von 100 Euro im Monat bekommt der Anleger bei einer Wertentwicklung von zwei Prozent am Ende rund 47.000 Euro ausbezahlt. Bei einer Rendite von vier Prozent sind es hingegen mehr als 65.000 Euro.
Immobilien werden als sicherste Form der Altersvorsorge eingeschätzt
Gefragt nach der Sicherheit verschiedener Altersvorsorgeformen schneidet die eigene Immobilie mit 85 Prozent am besten ab. Die gesetzliche Rente hingegen wird am schlechtesten bewertet. 70 Prozent der Befragten halten sie für unsicher. Und obwohl man am Ende der Laufzeit das eingezahlte Geld und die staatlichen Zulagen garantiert wieder zurückbekommt, empfinden nur 37 Prozent der Deutschen die Riester-Rente als sicher. Trotzdem sollte man nicht alles auf ein Pferd setzen und sein Geld nur in sein Haus stecken, wie Erling betont. Denn auch dort gäbe es Risiken. „Eine selbstgenutzte Immobilie als Altersvorsorge kann sinnvoll sein, sofern man sie nicht verkaufen muss. Dies kann aber beispielsweise bei einem beruflichen Wechsel oder im Pflegefall passieren“, so Erling. In solch einer Situation hätte man seine Vorsorge auf ein Objekt konzentriert und es käme dann beim Verkauf sehr auf die Lage an. „Verschlechtert sich beispielsweise die Infrastruktur in ländlichen Gebieten deutlich, ziehen als Folge häufig die jungen Leute weg. Dann kann ein Haus aufgrund der fehlenden Nachfrage schnell an Wert verlieren“, warnt Erling. Beobachten könne man dies schon heute, wo halbe Ortschaften leer stehen.
Seit Mitte 2007 ermittelt das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Union Investment quartalsweise das Anlegerverhalten zum Thema Altersvorsorge. Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Für das vierte Quartal 2012 erhob Forsa die Daten vom 5. bis 14. November. (Bei Umfragewerten, die sich nicht zu hundert Prozent addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.)