Herr Nuschele, mitten in der Krise ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, klingt mutig.
Was waren die Gründe dafür?
CHRISTIAN NUSCHELE: Es gab eine Menge Gründe, die dafür gesprochen haben. Schon sehr früh wurde uns klar, dass viele Kundinnen und Kunden sich gerade während der Krise sehr intensiv mit ihrer Alters- vorsorge beschäftigt haben und der Bedarf nach unabhängiger Beratung ausgesprochen groß ist.
Auf Seiten der Vermittler war sehr offensichtlich, dass sie die Zeit nutzen, sich mit neuen Lösungen inten- siv auseinanderzusetzen. Beides ist eine sehr gute Grundlage für den erfolgreichen Start einer neuen Produktgeneration. Und es kann niemand vorhersagen, wie es in den kommenden Monaten mit der Corona-Pandemie weitergehen wird. Das hat ganz klar dagegen gesprochen, die Einführung einer neuen, sehr guten Produktgeneration auf die lange Bank zu schieben. Nach den ersten Wochen können wir definitiv sagen, dass es die richtige Entscheidung war, jetzt zu starten.
Die neue Produktgeneration wird sehr gut angenommen.
Also ist jetzt alles neu bei Standard Life?
CHRISTIAN NUSCHELE: Es ist nicht alles komplett neu. Wir bleiben natürlich bei unserem Fokus auf fondsgebundene Produkte ohne Garantie, weil wir der festen Überzeugung sind, dass diese Produkte die besten Ergebnisse für die Kunden erzielen. Auch die bewährten Produktnamen bleiben bestehen. Ansonsten haben wir alles auf den Prüfstand gestellt und haben insgesamt mehr als 60 Verbesserungen an unseren Produkten durchgeführt – all das mit dem Ziel, moderner, transparenter und fairer zu werden.
Was haben Sie konkret getan, um transparenter zu werden?
CHRISTIAN NUSCHELE: Die offensichtlichste Veränderung ist die Umstellung der Illustrationsmethode. Wir haben von der Netto- auf die Bruttoillustration umgestellt, weil wir dies für transparenter, ehrlicher und fairer für den Kunden erachten. Dazu gehört auch, dass wir in unseren Angeboten Versicherungs- und Investmentkosten klar getrennt ausweisen. Auch dies erhöht die Transparenz und erleichtert den Vergleich der Angebote. Eine Umstellung der Illustration ist natürlich erklärungsbedürftig. Aktuell sind wir dabei, unseren Vertriebspartnern die Unterschiede zwischen den beiden Illustrationsmethoden intensiv zu erklären und hier vor allem auch die potenziellen Auswirkungen auf die Kunden zu zeigen. Denn bei der Nettomethode ist die illustrierte Ablaufleistung zwar höher, aber eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese Ablaufleistung in der Realität nicht erreicht werden kann und Kunden enttäuscht werden.
Dies muss Beratern und Kunden deutlich aufgezeigt werden.
Was haben Sie noch verändert?
CHRISTIAN NUSCHELE: Wir haben unsere Fondsauswahl verändert und einen Fokus auf kostengünstige Investments gelegt. Zum einen haben wir komplett auf provisionsfreie, kostengünstige Clean Share Classes umgestellt. Diese Investmentfonds verursachen außer der Management Fee, die häufig auch noch rabat-tiert wird, keine sonstigen nennenswerten Kosten. Der Kostenvorteil der Clean Shares gegenüber der Retail-Klasse ein- und desselben Fonds kann bis zu 0,85 Prozentpunkte betragen. Zum zweiten konnten wir mit unserem strategischen Investmentpartner Aberdeen Standard Investments neue, deutlich ver- besserte Konditionen vereinbaren. Die aktiv gemanagten MyFolio-Fonds kosten beispielsweise im Schnitt 0,34 Prozent, die passiven MyFolio-Varianten sogar nur 0,14 Prozent. Und drittens haben wir den Anteil der passiven Investments deutlich erweitert und zehn Fonds des ETF-Spezialisten Vanguard neu in die Palette eingeführt.
Die genannten Veränderungen sorgen für niedrigere Fondskosten und haben dadurch positive Effekte auf die Performance und die Wertentwicklung der Versicherungsverträge. Wie bereits erwähnt, haben wir darüber hinaus noch an vielen anderen Stellschrauben gedreht, dabei sehr konkrete Wünsche der Ver- mittler umgesetzt und auch viele Produktoptionen und Limits bei unseren Produkten vereinheitlicht, um es für unsere Vertriebspartner noch einfacher zu machen, mit uns zusammenzuarbeiten.
Ein Blick auf die neue Produktgeneration lohnt sich auf jeden Fall.
Vielen Dank für das Gespräch