Versicherungen

ProLife: Ist die private Rente nach FWU-Pleite noch sicher?

Die Pleite der FWU-Versicherung zeigt deutlich: Das liebste Altersvorsorgeprodukt der Deutschen, die private Lebensversicherung, verliert immer mehr von ihrem alten Glanz

Felix M. Früchtl, ProLife, auf dem deutschen Sachwertekongress 2023 © ProLife

Nun ist es also so weit. Über der Altersvorsorge von über 285.000 Personen steht aktuell ein großes Fragezeichen. Mit der Pleite der im beschaulichen Grünwald ansässigen FWU-Versicherungsgruppe hat sich einmal mehr gezeigt, dass die Stabilität von sicher geglaubten Bank- und Versicherungsgesellschaften wohl doch nicht in der Form gegeben ist, wie es den Sparern immer wieder gebetsmühlenartig suggeriert wird

Gute Zukunftsaussichten?

Um das ganze Ausmaß der Geschichte überblicken zu können, müssen wir ganz vorne beginnen. Die zuvor erwähnte FWU-Versicherung ist ein deutscher Versicherungskonzern mit einer jahrzehntelangen Tradition. Entstanden in den 1980er Jahren, mauserte sich das Unternehmen über die Jahre hinweg zu einem internationalen Player rund um moderne Altersvorsorgeprodukte. Mit Tochtergesellschaften in vielen verschiedenen Ländern Europas wurden zuletzt 9 Milliarden Euro Kundengelder gemanagt.

Eine noch im Jahr 2023 publizierte Analyse der renommierten Ratingagentur „Fitch“ attestierte ein solides Rating und eine prognostizierte Solvenzquote für 2023 in Höhe von rund 140 Prozent. Man sah die FWU-Gruppe in dieser Analyse durchaus auf einem guten Weg und hob die Wachstumsstrategie lobend hervor. Zur Glaubwürdigkeit von Analysen und zur Aussagefähigkeit von mit Übergangsmaßnahmen geschönten Quoten kommen wir im weiteren Verlauf zu sprechen.

Dem Fortschritt verpflichtet

Dass man mit klassischen Lebens- oder Rentenversicherungen, die ausschließlich im Kapitalstock investieren, keine dauerhaft soliden Renditen mehr erwirtschaften kann, war der FWU im Vergleich zur Gesamtbranche früh klar. So wurden konsequenterweise fondsgebundene Produkte ab Ende der 90er Jahre zum Standardvehikel für die Ausgestaltung der angebotenen Versicherungsprodukte. Zu der Zeit waren die altehrwürdigen Bank- und Versicherungskonzerne noch größtenteils im konservativen, klassischen Geschäft unterwegs.

Im Jahr 2016 dann der erste Paukenschlag, der die Fachpresse aufhorchen ließ. Die bis dato noch recht unauffällige FWU-Versicherung übernahm den gesamten Bestand der Atlantic Lux Versicherung. Die Sparer hatten bei diesem Deal kein Mitspracherecht und waren nun unter die Verwaltung der FWU genommen worden. Laut Aussage der erwerbenden FWU-Versicherungsgruppe wird sich für die ehemaligen Besitzer der Atlantic Lux Verträge nichts ändern. Nun ist ihr Partner für die Altersvorsorge insolvent.

Was kann man auf Analysen noch geben?

Wenn man sich das zuvor genannte Rating der Agentur „Fitch“ durchliest, könnte man meinen, man habe es mit einem soliden Versicherer zu tun, der zwar seine Schwächen hat, sich aber auf einem soliden Aufwärtstrend befindet und sich mit einem BBB+ Rating im soliden Mittelfeld positioniert. Auch eine Solvenzquote über der von der Solvency II Regelung eingeforderten 100 % schafft Vertrauen in die vermeintliche Stabilität. Und trotzdem wurde die luxemburgische Tochtergesellschaft jetzt mit einem Auszahlungsverbot versehen. Der Entzug der Versicherungslizenz steht wohl kurz bevor.

Kein Netz und doppelter Boden!

Erschwerend kommt für die Versicherungsnehmer der FWU-Versicherung hinzu, dass diese über die luxemburgische Tochtergesellschaft versichert waren. Anders als in Deutschland gibt es im Nachbarland keine Sicherungsvorkehrungen, die bei einer Pleite eines Versicherers die Kundengelder absichern. In Deutschland gibt es dahingehend die Protektor Lebensversicherung AG, welche in solchen Fällen einspringen würde. Ebenso gibt es keine separate bilanzielle Auflistung der in die Fondsvermögen investierten Kundengelder. Hier spricht man von Sondervermögen, welches im Fall der Insolvenz einer Bank- oder Versicherungsgesellschaft unabhängig von deren Vermögensmasse geführt wird

Für Kunden der FWU gilt es nun, einen kühlen Kopf zu bewahren und zu hoffen, dass möglichst viel Masse an die Sparer verteilt werden kann oder dass ein Investor sich der Sanierung annimmt.

Leider kein Einzelfal

Dass Versicherungen, Banken und Pensionskassen immer wieder mit Zahlungsausfällen zu kämpfen haben, dürfte dem aufmerksamen Beobachter nicht entgangen sein. Die Quantität dieser Ausfälle nimmt jedoch unstrittig zu, wenngleich man ehrlicherweise dazu sagen muss, dass ein Großteil der deutschen Versicherungen nicht unmittelbar von einer Schieflage bedroht ist. Häufig sind Gesellschaften mit Sitz im Ausland betroffen.

Sogleich führten die Pleite der Eurovita Versicherung im Jahr 2023 und die Hiobsbotschaft zum ersten Halbjahr 2024 des Versorgungswerks der Apotheker aus Schleswig-Holstein zu einem gewissen Aufhorchen in der Branche, aber vor allem auch zu einem Umdenken der Sparer. Die Frage „Ist meine Altersvorsorge bei meinem aktuellen Anbieter noch sicher, oder muss ich mir Gedanken machen?“ wird sich immer häufiger gestellt.

Fazit

Das Tragische an all diesen Ausführungen ist, dass sich hunderttausende Menschen aktuell in dieser Unsicherheit über den Fortbestand ihrer Altersvorsorge befinden. Dieses Geld, um das es hier geht, wurde hart erarbeitet, mit den höchsten Steuern und Abgaben Europas belastet und dann mühselig und unter bester Absicht in ein vermeintlich hochsicheres Altersvorsorgeprodukt investiert. Es wäre nicht nur finanziell eine Tragödie, sondern auch ein absolut falsches Zeichen, wenn diese Leute, die Weitsicht gezeigt und sich zusätzlich eine private Altersvorsorge aufgebaut haben, nun mit einem Totalausfall bestraft würden.

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