Das Niedrigzinsumfeld nannten 61 Prozent als eine der größten Herausforderungen. 39 Prozent nannten zudem die erhöhte Risikomanagementkomplexität. Dagegen sehen lediglich 21 Prozent die Marktvolatilität als große Herausforderung. „Angesichts der hohen Anforderungen, die mit Solvency II auf die Versicherer zukommen, hat uns dieses Ergebnis nicht überrascht“, kommentiert Jörg Schomburg, Leiter Institutional Sales Deutschland bei AXA IM. „Insbesondere mit Blick auf die in Säule II geregelten Anforderungen an das Risikomanagement und die in Säule III versammelten Berichterstattungspflichten sind gewaltige Anstrengungen nötig. Zu dieser Interpretation passt auch, dass mit der Komplexität des Risikomanagements eine direkte Folge von Solvency II ebenfalls an prominenter Stelle genannt wird.“
Für die Studie befragte SMF Schleus Marktforschung im Auftrag von AXA IM 56 Entscheider von Versicherungsunternehmen aus den Bereichen Schaden- und Unfallversicherung, Lebensversicherung sowie Krankenversicherung, die zusammen Bruttobeiträge in Höhe von 89,6 Milliarden Euro und Kapitalanlagen in Höhe von 495,6 Milliarden Euro repräsentieren. Dies entspricht jeweils mehr als 40 Prozent des relevanten Versicherungsmarktes in Deutschland. Befragt wurden neben Vorständen, Bereichsleitern und anderen Verantwortlichen auch Projektleiter für die Umsetzung von Solvency II.
Bei der Befragung zeigte sich, dass die meisten Unternehmen sich – allen Herausforderungen zum Trotz – auf einem guten Vorbereitungsstand befinden. 75 Prozent der Befragten gaben an, es sei wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich, dass bis zum Einführungstermin alle Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sind. Ein Viertel der Befragten zeigte sich unentschlossen. Allerdings gab niemand an, der rechtzeitige Abschluss der Arbeiten sei unwahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich. Am weitesten gediehen sind den Befragten zufolge die Vorbereitungen auf Säule I von Solvency II, die sich mit den Solvenzkapitalerfordernissen beschäftigt. 71 Prozent gaben an, der Vorbereitungsstand sei hier gut oder sehr gut. Mit Bezug auf Säule II sagten dies 67 Prozent, mit Bezug auf Säule III lediglich 54 Prozent. Vertreter kleinerer Versicherungsunternehmen mit weniger als einer Milliarde an Bruttoprämien zeigten sich dabei insgesamt etwas skeptischer als Entscheider in großen Unternehmen. „Insgesamt ist dies ein erfreuliches Ergebnis“, erläutert Christina Böck, Head Solution Strategists Central Europe bei AXA IM. „Allerdings zeigt sich daran auch, wie sehr gerade die neuen Berichtspflichten die Versicherer fordern. Hier verlangen die Aufsichtsbehörden künftig eine bisher nie dagewesene Detailtiefe und Ausführlichkeit.“
Viele Versicherer wollen Asset Management auslagern
Zum allgemein guten Stand der Vorbereitungen passt, dass ein Großteil der Versicherer verschiedene Prozesse bereits mehr oder weniger stark angepasst hat. Das gilt vor allem für Stresstests für Innovationen – hier gaben 72 Prozent an, die Prozesse seien überwiegend oder voll und ganz angepasst – sowie das interne Risikomanagement (69 Prozent). Demgegenüber fielen die Bereiche Reporting und Offenlegung (47 Prozent) sowie Asset Allocation (55 Prozent) etwas ab. Gerade der Stand der Anpassungen in Bezug auf die Asset Allocation ist allerdings einen genaueren Blick wert: Hier sind seit einer ebenfalls im Auftrag von AXA IM durchgeführten Vorgängerstudie im Jahr 2012 die größten Veränderungen zu verzeichnen. Damals hatten lediglich 40 Prozent der Befragten ihre Asset Allocation angepasst – das bedeutet einen Sprung um 15 Prozentpunkte.
Passend dazu gehört zu den wichtigsten als Folge von Solvency II geplanten Maßnahmen die Auslagerung größerer Teile des Asset Managements an externe Manager, 72 Prozent aller Befragten hegen entsprechende Pläne. Unter den kleineren Versicherungsunternehmen sind es sogar 80 Prozent. Lediglich die Bereitstellung zusätzlicher Analyse-Ressourcen spielt eine ähnlich prominente Rolle. 73 Prozent planen dies für die kommenden zwölf Monate oder im Anschluss daran. Dagegen plant nur eine Minderheit der Versicherer (49 Prozent), die Zahl externer Manager zu reduzieren. Damit gehen hohe Erwartungen an die Asset Manager einher. Das betrifft insbesondere den Bereich Reporting und Offenlegung. Hier haben 83 Prozent der Befragten hohe oder sehr hohe Erwartungen. Zudem sind die Erwartungen seit 2012 auch stärker gestiegen als in allen anderen Bereichen. Damals hatten lediglich 38 Prozent der Befragten hohe Erwartungen an das Reporting von Asset Managern. „Offenbar ist auch vielen Experten erst in der Zwischenzeit klar geworden, welche Datenfülle und Detailtiefe hier unter Solvency II verlangt wird“, so Christina Böck. „Damit wird Reporting-Expertise künftig für Asset Manager, die im Geschäft mit Versicherungen konkurrenzfähig bleiben wollen, zur Schlüsselkompetenz.“
Besonders kritisch ist der Studie zufolge in diesem Zusammenhang die Fähigkeit von Asset Managern, die benötigten Daten fristgerecht zu liefern. Lediglich 42 Prozent der Befragten stimmen überwiegend oder voll und ganz der Aussage zu, dass ihr gegenwärtig wichtigster Asset Manager dazu in der Lage sei. Demgegenüber sind die meisten Assekuranz-Entscheider davon überzeugt, dass ihr Asset Manager insgesamt gut auf Solvency II vorbereitet (91 Prozent) sowie in der Lage (76 Prozent) und willens (73 Prozent) ist, die benötigten Daten bereitzustellen und weiterzugeben. „In dieser Hinsicht zeigt unsere Studie sehr deutlich auf, an welcher Stelle sich die Spreu vom Weizen trennt“, erklärt Jörg Schomburg. „Asset Manager mit viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Versicherern genießen hier sicher einen Vorteil, den auch ihre Kunden für sich nutzen können und sollten.“