Der Energiekonzern ENRON hat mithilfe von Bilanzfälschungen 56 Milliarden Euro unterschlagen. Erst nach 50 Jahren flog der Anlagebetrug des Wertpapierhändlers Bernard Madoff auf. Er hatte seine Kunden um 44 Milliarden Euro gebracht. Aktuell fragt sich ganz Mosambik: Wo sind die 1,76 Milliarden Euro der Credit Suisse?
Zehn Jahre nach Beginn der Weltfinanzkrise diskutieren internationale Experten, ob die große Rezession heute erfolgreich bewältigt ist oder sie nur den Vorgeschmack auf eine nahe, viel größere Weltwirtschaftskrise bildete. Diese Debatte haben die Spezialisten von Betrug.de zum Anlass genommen, um an zehn folgenreiche Wirtschaftsbetrugsfälle der Vergangenheit zu erinnern.
Als sich die Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 für insolvent erklärte und bei den Gläubigern einen Schaden in Höhe von etwa 5,3 Milliarden Euro verursachte, sah sich die kapitalistische Gesellschaftsordnung mit einer der größten Herausforderung der letzten Jahrzehnte konfrontiert. Dem US-amerikanischen Wertpapierhändler Bernard Madoff flog daraufhin sein systematischer Anlagebetrug um die Ohren. In fast 50 Jahren hatte Madoff rund 44 Milliarden Euro (!) durch ein betrügerisches Schneeballsystem mit fast 5.000 Geschädigten eingenommen.
Die zehn größten Betrugsfälle im Finanzwesen
Dass in der Vergangenheit im Finanzwesen sogar noch höhere Summen unterschlagen haben, präsentiert die nachfolgende Aufstellung. Sie zeigt, dass die Risikobereitschaft und betrügerischen Machenschaften einzelner Personen schlussendlich auch deutliche Konsequenzen für den Verbraucher haben können.
ENRON (USA, Energie, 2001): 55,89 Milliarden Euro
Bernard Madoff (USA, Investment, 1960-2009): 44,07 Milliarden Euro
MF Global (USA, Investment, 2011) 36,14 Milliarden Euro
Cendant (USA, Investment, 1997) 16,74 Milliarden Euro
Jérome Kerviel, Société Générale (Frankreich, Finanzen , 2007 ): 6,17 Milliarden Euro
Lehman Brothers (USA, Finanzen, 2008): 5,28 Milliarden Euro
Bernard Ebbers, WorldCom (USA, Telekommunikation, 2002): 3,39 Milliarden Euro
Yasuo Hamanaka, Sumitomo Trading (Japan, Handel, 1996): 2,29 Milliarden Euro
Manfred Schmider, Flowtex (Deutschland, Handel, 2003): 1,99 Milliarden Euro
Credit Suisse (Mosambik, Finanzen, 2019): 1,76 Milliarden Euro
Weitere Erkenntnisse
Die Bilanzfälschungen des Energiekonzerns ENRON in Höhe von fast 56 Milliarden Euro gelten als größter Unternehmensbetrug der US-Geschichte.Zu den Gläubigern von ENRON gehörte im Jahr 2001 auch die Bank Lehman Brothers. Die Bank erhielt Entschädigungen in Höhe von 195 Millionen Euro und ging 2008 selbst pleite.
Die US-Immobilienkrise gilt aus Auslöser für die Insolvenz der Lehman Brothers Bank und markiert den Beginn der globalen Finanzkrise seit 2008. Infolge der Finanzkrise enttarnte das US-amerikanische FBI den systematischen Anlagebetrug des Vorsitzenden der Technologiebörse NASDAQ, Bernard Madoff. Über 50 Jahre lang hatte er einen Investmentfond nach dem illegalen Ponzi-System geführt und mehr als 44 Milliarden Euro unterschlagen.
Schweizer Anwälte schätzen, dass im Jahr 2009 etwa drei Millionen Menschen weltweit direkt oder indirekt von Madoffs Betrug betroffen waren. Das Finanzunternehmen MF Global verspekulierte sich 2011 mit europäischen Staatsanleihen. Die veruntreute Summe belief sich auf rund 36 Milliarden Euro. Der Cendant-Finanzskandal entwickelte sich zum größten Betrug der 1990er Jahre. Fast 17 Milliarden Euro wurden unterschlagen. Als Mitarbeiter der französischen Bank Société Générale verursachte Jérome Kerviel bei Spekulationsgeschäften im Alleingang einen Schaden in Höhe von 6,17 Milliarden Euro.
Nachdem die US-Regierung entschied die Investmentbank Lehman Brothers, anders als andere Banken zuvor, nicht zu retten, ging sie als größter Bankrott in die Börsengeschichte ein. Die Anklage gegen den ehemaligen WorldCom-Boss Bernard Ebbes lautete Bilanzfälschung und Betrug. 2005 wurde er daraufhin zu 25 Jahren Haft verurteilt. Er galt lange als Vorzeige-Manager und führte WorldCom zum größten Unternehmen nach Börsenwert der USA.
Yasuo Hamanaka manipulierte in den 1990er Jahren den Kupfermarkt mit fiktiven Käufen, um die Verluste seiner Abteilung im Unternehmen Sumitomo zu verschleiern. Als Hamanaka im Jahr 1996 aufflog, betrug der Verlust 2,29 Milliarden Euro. Der Gründer der deutschen Firma Flowtex, Manfred Schmider, verkaufte etwa 3.000 Spezialbohrinstrumente, die nur auf dem Papier existierten. Der Schaden betrug 1,99 Milliarden Euro. Er wurde in der Schweiz zu 14 Monaten Haft verurteilt.
Die Bank Credit Suisse hatte für Mosambik Kredite und Anleihenverkäufe in Höhe von 1,76 Milliarden Euro verwaltet. Doch die Kredite platzten und Kapital verschwand spurlos. Am 1. März 2019 reichte der mosambikanische Generalstaatsanwalt vor einem Londoner Gericht Klage gegen die Credit Suisse ein.
(Betrug.de)