Beresheet erobert das Weltall und schickt erstmals nie gesehene Bilder auf die Erde zurück. Otorio präsentiert sich auf der Hannover Messe mit einer neuen Lösung für die Sicherheit von Industriesystemen. Was beiden Unternehmen gemeinsam haben: Es sind junge israelische Unternehmen, die der dynamischen und sehr innovativen Start-up-Szene rund um Tel Aviv entstammen – einer Hightech-Schmiede, die aber in Deutschland kaum wahrgenommen wird und an der deutsche Investoren und Unternehmen nur selten beteiligt sind. Doch es gibt Möglichkeiten, das zu ändern.
Beresheet ist ein Gemeinschaftsprojekt der gemeinnützigen SpaceIL-Gruppe und von Israel Aerospace Industries. Es startete im Februar auf einer SpaceX Falcon 9-Rakete in die Erdumlaufbahn. Am Raumschiff ist eine Tafel befestigt mit der israelischen Flagge und der Inschrift „Small Country, Big Dreams“. Dazu noch der Spruch „Am Yisrael chai“, was so viel bedeutet wie „Die Nation Israel lebt“. Otorio wurde dagegen von zwei ehemaligen, hochrangigen Mitarbeitern der israelischen Armee gegründet, die ihre Erfahrung bei Cyberangriffen jetzt zivilen Unternehmen zur Verfügung stellen. Beide Unternehmen haben hohes wirtschaftliches Potential. Deutsche Venture Capital-Investoren und Unternehmen sind aber nicht dabei.
Institutionelle Investoren und Unternehmen in Deutschland haben erheblichen Nachholbedarf
Geht es um Venture Capital-Investments, haben deutsche Investoren im internationalen Vergleich erheblichen Aufholbedarf. Es mag schon an dem Begriff „Wagniskapital“ liegen, dass sich vor allem institutionelle Anleger zurückhalten. Sie setzen Wagniskapital mit Risiko gleich. Doch das muss nicht sein. Es gibt Möglichkeiten, auch mit begrenztem Risiko in junge, dynamische Unternehmen zu investieren. Vor allem Israel hat sich über die letzten Jahre zu einem etablierten und vielversprechenden Markt entwickelt. Über Verbriefungen können Investoren einen Zugang erhalten und davon profitieren.
Schaut man sich die jüngsten Zahlen an, so fallen diese ernüchternd aus. Nach einer Statistik der OECD, wurde in Deutschland gerade einmal etwas mehr als eine Milliarde Euro an Venture Capital investiert. Zum Vergleich: in den USA waren es mehr als 66 Milliarden Dollar. Das entspricht mehr als 86 Prozent aller Venture Capital Investments in den OECD-Staaten.
Deutschland kann nur wenige Erfolgsgeschichten vorweisen
Klar, es gibt auch in Deutschland Wagniskapitalgeber – und Erfolgsgeschichten. So hat die Deutsche Telekom in Berlin den sogenannten hub:raum installiert. Seit 2012 ist dieser die Schnittstelle von jungen Startups und der Telekom. Ziel von hub:raum ist es, Startup-Innovationen in Geschäftseinheiten der Telekom zu übertragen. Und das mit Erfolg, wie die Beispiele leanIX, oder Comfortcharge zeigt. Darüber hinaus haben zahlreiche junge deutsche Unternehmen zuletzt viele Millionen an Euro eingesammelt. Dazu zählen vor allem FinTechs wie die Smartphone-Bank N26 oder auch das Versicherungs-Start-Up Wefox. Doch es waren vornehmlich internationale Fonds, die sich hier engagiert haben. Deutsche Investoren fehlten zumeist.
Boomende Start-up-Szene in Israel
Im Schatten des Silicon Valley hat sich aber eine Start-up-Szene mit enormer Innovationskraft entwickelt: Israel. Das kleine Land hat sich im Laufe der Jahre zu einer wahren Startup-Nation entwickelt. Mehr als 6500 Startups gibt es schon heute dort – Tendenz weiter steigend. Zentrum ist dabei Tel Aviv. Die Startups gehen von den Universitäten und den R&D Centern des Militärs, sowie fast aller großen R&D Centern internationaler Konzerne aus, die dort angesiedelt sind. So gibt es jährlich einen staatlichen Etat von über 600 Millionen US-Dollar, der in Unternehmensgründer investiert wird. Und von den Großkonzernen kommt der Rest. So konnten Israels Technologiefirmen im vergangenen Jahr Rekordzuflüsse von gut 6,5 Milliarden US-Dollar einsammeln. Das war gegenüber 2017 ein Plus von 17 Prozent.
Aus deutscher Sicht sind vor allem die Deutsche Telekom zu nennen, die über Telekom Capital Partners in sieben israelischen Technologieunternehmen investiert ist, aber auch SAP, die jeweils mit einem eigenen Büro in Tel Aviv vor Ort sind. So hat sich SAP gerade erst zu Beginn dieses Jahres mit gut 30 Millionen US-Dollar an der IT-Firma Totango beteiligt. Doch im internationalen Vergleich ist das eher die Ausnahme. Rund 70 Prozent der Venture Capital-Investments kommen in Israel zwar aus dem Ausland. Doch auch hier haben sich die USA mit rund 35 Prozent an die Spitze gesetzt, während aus Deutschland gerade mal drei Prozent kommen. Dass sich solche Investments lohnen, zeigt nicht nur Mobileye, das vor zwei Jahren für 15 Milliarden Dollar vom US-Chiphersteller Intel gekauft wurde.
In der deutschen Industrie gibt es dagegen zu wenig Experten-Know-how, um sich in diesem Venture Capital-Markt enger einzubringen. Eine VDI-Umfrage hat gezeigt, dass etwa in punkto Künstlicher Intelligenz „die USA, China und Israel Vorreiter sind“. Aus Mangel an deutschen Alternativen müssen deutsche Unternehmen im Ausland Technologien einkaufen, wie die jüngste Daimler-Übernahme von Torc Robotics, einem US-Unternehmen zeigt, das auf autonome Fahrzeugsysteme spezialisiert ist.
HighTech Bonds als Beimischung für den Portfolio-Mix
Wie können sich Institutionelle Investoren und Unternehmen aus Deutschland aber nun an israelischen Unternehmen beteiligen oder den Zugang zur Technologie erhalten? Eine Möglichkeit sind sogenannte „HighTech-Bonds“ von Chartered Opus, eine Luxemburger Zertifikate-Plattform mit Arrangeur in Düsseldorf. „Das sind Privatplatzierungen und ab 150.000 US-Dollar Minimum erhältlich“, erklärt Axel Mielke von Chartered Opus. Diese strukturierten Wertpapiere enthalten ein Cash-Account und decken damit automatisch die „Capital Calls“ der Gesellschaften ab. Es ist also sehr einfach zu investieren. Beispiele sind etwa „HighTech Performance Bonds“, die in Pre-IPO-Anteile von israelischen Unternehmen wie Zsquare, SolCold oder Halo Digital investieren. Noch sind die Unternehmen recht unbekannt, das wird sich aber ändern. So hat ZSquare ein neues Endoskop entwickelt. Halo eine Software entwickelt, die Industrie-Roboter vor Hackern schützen soll.
Entscheidend ist, dass man überhaupt Zugang zu diesen Unternehmen erhält, weil derer Technologie-Sektor zu wenig transparent ist. Am erfolgreichsten sind übrigens Technologien, die später von größeren Unternehmen zum Schließen von Technologie-Lücken übernommen werden. Der Early-Stage-Investor kann über die High Tech Bonds frühzeitig investieren.
(Chartered Opus)