Wirtschaft

Wird 2023 das Jahr der Anleihen?

Einiges spricht dafür, sagen Volker Kurr, Head of Europe, Institutional, und Matthew Rees, Head of Global Bond Strategies, von LGIM. Allerdings gelte das längst nicht für alle Papiere im selben Umfang

Nicht ausgeschlossen, dass Renditen für 10-jährige US-Anleihen wieder die Vier-Prozent-Marke knacken

„Die Anleihe macht ein Comeback: Zum ersten Mal seit langem stufen wir das aktuelle Renditeniveau als angemessen für die Duration ein. Die Inflation in den USA hat ihren Höhepunkt erreicht – andererseits wird allerdings die bevorstehende Rezession zu Zinssenkungen zwingen, um den Abschwung abzumildern.

Die ersten Anzeichen für eine US-Rezession dürften wir im Laufe des ersten Quartals 2023 sehen, aber noch nicht konkret genug, um handlungsfähige Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Erst im Laufe des Jahres werden sich Tiefe und Länge des Wirtschaftsabschwungs besser abschätzen lassen, was wiederum eine Erholung der Renditen von Staatsanleihen ermöglichen wird.

Dennoch glauben wir, dass der Weg hin zu niedrigeren Renditen holprig bleiben wird, denn die hohe Inflation könnte länger anhalten, als man es normalerweise in einer Rezession erwarten würde. Chinas Wiederöffnung wird eine wichtige treibende Kraft sein und könnte die Energiepreise noch länger auf hohem Niveau halten.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Renditen für 10-jährige US-Anleihen wieder die Vier-Prozent-Marke knacken. In diesem Fall könnten sich im Laufe des Jahres 2023 bessere Einstiegsmöglichkeiten für Anleihen ergeben als jetzt.

Vorsicht weiterhin ratsam

Im direkten Vorfeld einer Rezession sollten sich Anleger vielmehr eher auf möglichst sicherere Anleihen konzentrieren und die höher rentierlichen Teile des Markts ignorieren, die eben auch mit größeren Ausfall- und Herabstufungsrisiken behaftet sind.

Im Investment-Grade-Bereich haben diejenigen Unternehmen, die in der Pandemie die Spur halten konnten, bewiesen, dass ihre Geschäftsmodelle einem schweren Schock standhalten können. Sie haben von ihrer vorsichtigen Finanzpolitik im Jahr 2020 profitiert und sich dann gut entwickelt, als sich die Gewinne erholten.

Wir sind der Meinung, dass eine Rezession im Jahr 2023 diese Erholung zwar abwürgen dürfte – dass sie jedoch nicht annähernd das Niveau auf dem Höhepunkt der Pandemie erreichen wird.

Das kurze Ende der Investment-Grade-Anleihekurve erscheint angesichts der Umkehrung, die wir 2022 beobachten konnten, besonders attraktiv.

Vorausgesetzt, dass die ausgewählten Emittenten nicht ausfallen, bietet dieser Teil der Kreditmärkte unserer Ansicht nach überzeugende risikobereinigte Renditen.“

(LGIM / Manuela Blisse / surpress)

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