Aufgrund von Lieferengpässen sowie höherer Energie- und Rohstoffkosten ist die Inflation auch in Japan deutlich angestiegen. Mit 4,3 Prozent wurde im Januar der höchste Stand seit Anfang der achtziger Jahre erreicht.
Nur aufgrund staatlicher Energiehilfen sank die Teuerung im Februar auf 3,3 Prozent, wobei die Kernrate der Inflation – ohne die Komponenten Energie und Nahrungsmittel– –erneut auf 3,5 Prozent anstieg.
Bank of Japan hält an niedrigen Leitzinsen fest
Und trotzdem hält die japanische Notenbank, die Bank of Japan (BoJ), an den niedrigen Leitzinssätzen fest. Anders als die EZB oder die Fed kontrolliert die BoJ auch die Zinsen bei Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten und hat im Dezember 2022 die Spanne für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen auf bis zu 0,5 Prozent p.a. erweitert.
Die Spekulation auf einen bevorstehenden restriktiveren geldpolitischen Kurs ließ die Renditen ansteigen und den Yen gegenüber dem Euro und dem US-Dollar zwischenzeitlich aufwerten.
Unterstützt wurde diese Erwartung vom bevorstehenden Wechsel an der Spitze des BoJ Anfang April. Als neuer Chef der Notenbank wurde allerdings der Ökonomieprofessor Kazui Ueda benannt, der die ultra-expansive Geldpolitik mitentwickelt hat. Ueda unterstrich diese Position in seiner Rede vor dem Parlament, warnte aber gleichzeitig vor einer Erstarrung der Geldpolitik.
Uninteressant für viele Investoren
Durch die Zinskurvensteuerung wurden japanische Staatsanleihen angesichts weltweit deutlich steigender Zinsen im letzten Jahr für viele Investoren uninteressant. Zusammen mit der Inflationsentwicklung und der signifikanten Schwächung des Yen seit Anfang 2021 scheint ein flexiblerer Kurs unter Ueda angemessen.
Fazit: Aufgrund der deflationären Vergangenheit, der wirtschaftlichen Instabilität sowie der rekordhohen Staatsverschuldung von mehr als 250 Prozent bezogen auf das BIP bleibt eine Zinswende mit stark steigenden Leitzinsen unwahrscheinlich.
Wie lange dieser Kurs durchzuhalten ist, hängt insbesondere von der weiteren Inflationsdynamik ab. Vor diesem Hintergrund stehen die Veröffentlichungen der März-Verbraucherpreisdaten Ende dieser Woche auch in Japan im Mittelpunkt des Interesses.
(DONNER & REUSCHEL / Manuela Blisse / surpress)