Der nicht ganz unerwartete Wendepunkt in der Entwicklung der Aktienmärkte ist eingetreten und eine Sektor-Rotation zeichnet sich ab. Die extremen Bewertungen einiger Luxus- und Technologieunternehmen scheinen vorerst an eine Grenze gestoßen zu sein, vor allem Gewinnmitnahmen und Zinserhöhungen machten den Kursen zu schaffen.
Meta/Facebook verlor Anfang Februar gar ein Viertel (25 %) seines Börsenwertes an einem einzigen Tag. Aber das ist noch längst nicht alles.
Wie in guten alten Zeiten
Ein von früheren Zeiten wohlbekanntes Zusammenspiel aus Geo- und Geldpolitik sowie weiterer Unsicherheitsfaktoren drängt die Pandemie in den Hintergrund. Auch wenn Anleger gerade Druck von allen Seiten Stand halten müssen – bei dem ein oder anderen Finanzmarktakteur dürfte der Status Quo nach zwei Jahren Corona-Fokus für gelegentliche Nostalgie-Gefühle sorgen. Denn auch in den kommenden Wochen dürfte die Entwicklung der Indizes nicht von gesundheitspolitischen Herausforderungen bestimmt werden. Doch was genau treibt die Märkte um?
Die Volatilität ist zurück. Der IWF hat im Januar die Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum gesenkt. Es deutet viel darauf hin, dass die Inflation nicht nur höher, sondern auch länger ausfällt. Die EZB ist von einer noch klaren Marschrichtung im Dezember zur ansonsten gewohnten Vagheit zurückgekehrt.
In den USA kann man hingegen damit rechnen, dass die Leitzinsen im März steigen werden. Und last but least, geht die Angst vor einem bewaffneten Konflikt in der Ukraine um.
Energie- und Finanzsektor im Aufwind
All diese Sorgenquellen nähren sich zum Teil gegenseitig. So begünstigt die geopolitische Eskalation den Anstieg der Rohstoffpreise und zerstört das Vertrauen. Das Ausmaß der Zweifel sorgt außerdem für die Rückkehr der Volatilität.
Der Vix-Index zur Messung der Volatilität des S&P 500 stieg Ende Januar auf 39, ein Niveau das er seit Oktober 2020 nicht mehr erreicht hatte. Der Januar hatte für die Märkte gut begonnen, endete aber mit einem Rückgang des MSCI World Index in Euro um 3,9 Prozent.
Trotzdem treten aus dieser Gemengelage momentan einige Gewinner hervor, allen voran Energieunternehmen. Royal Dutch Shell legte im Verlauf des Januars um satte 18 Prozent zu, TotalÉnergies um 15 Prozent. Zudem profitieren Finanzwerte vom neu ausgerichteten Marktumfeld: IntesaSanpaolo kam auf +15 Prozent, Allianz auf +9,5 Prozent, Société Générale auf +8 Prozent und auch der Kurs der BNP Paribas stieg um 3,7 Prozent an.
Mit Blick auf die kommenden Wochen sei zum Schluss noch ein weiterer, entscheidender Faktor erwähnt: Die Berichtssaison steht vor der Tür und die Ergebnisse des Jahres 2021 haben das Potenzial, die eingeleiteten Rotationsbewegungen sowohl zu verstärken als auch abzuschwächen. Wer allerdings auf Qualitätsunternehmen setzt, die mit nachhaltigen Geschäftsmodellen eine gewisse langfristige Resistenz gewährleisten, steht meistens auf der richtigen Seite.
(Clartan Associés)