Wirtschaft

Aktueller Blick auf die Märkte

Von Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa

Finanzmärkte

 

Fed vor Zinsanhebung

In der vergangenen Woche versuchte Donald Trump, sich bei seiner ersten Rede vor dem US-Kongress sehr präsidial zu geben. Mit blau-weiß-gestreifter anstatt der sonst von ihm gewohnten roten Krawatte lieferte der neue US-Präsident zwar abermals keine konkreten Hinweise über seine geplante Steuerreform oder sein Infrastrukturprogramm. Sein eher plumper Versuch, die Hand verbal in Richtung des gesamten Kongresses auszustrecken und die mitunter vordergründig versöhnlichen Töne, die er anschlug, versetzen den Markt dennoch wieder in einen „Risiko-Modus“, der Kurse risikobehafteter Anlageklassen steigen ließ. Dass der DAX zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren und US-Aktien sogar auf frische Allzeithochs kletterten, zeigt, wie niedrig die Latte für Trump zu hängen scheint.

Anders als im Gesamtmonat Februar war die zurückliegende Woche darüber hinaus von stark steigenden Zinsen gekennzeichnet. Parallel steigende Zinsen und Aktienkurse waren dabei ein Spiegelbild des herrschenden Konjunkturoptimismus, der jüngst unter anderem durch sehr gute Laune bei den Einkaufsmanagern in den USA neue Nahrung erhielt

Ursächlich für den Zinsanstieg in der letzten Woche waren neben den guten Konjunkturdaten aber auch Kommentare verschiedener Mitglieder der US-Notenbank, die mehrheitlich und erstaunlich klar für einen raschen Zinsanstieg plädierten. Die am Markt eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinsanhebung im März machte daraufhin einen beachtlichen Satz und liegt nunmehr bei fast 80 Prozent. Mit ihrer Rede am Freitagabend gab sich Yellen keine Mühe, diese Marktwahrnehmung zu korrigieren, sodass eine Anhebung im März tatsächlich immer wahrscheinlicher wird.

Von Zinsanhebungen ist die EZB noch recht weit entfernt. Spannend wird auf der EZB-Ratssitzung in dieser Woche jedoch, ob und wenn ja wie stark die Zentralbank ihre Inflations- und Wachstumsprojektionen nach oben anpasst und wie Draghi mit den immer lautstärkeren Forderungen nach einer rascheren Straffung der Geldpolitik umgeht.

Eine leichte Anhebung der Inflationsprojektionen aufgrund des überraschend starken Basiseffektes bei der Inflationsrate sowie der vielversprechenden Frühindikatoren in der Eurozone scheint geboten. Bei der letzten Revision im Dezember wurden die Projektionen nach unten angepasst und dennoch die Rückführung des Anleiheankaufvolumens beschlossen. Dieser vordergründige Widerspruch hatte seinerzeit viele Marktteilnehmer verunsichert.

Eine Korrektur der Projektionen wird dieses Mal sehr wahrscheinlich von keiner Anpassung des Ankaufprogramms begleitet. Ohnehin dürfte sich die EZB nun in der heißen Phase der Wahlkämpfe in den Niederlanden, wo bereits nächste Woche gewählt wird, und in Frankreich stärker zurückhalten. Der Druck auf Draghi & Co. wird dennoch mit jeder positiven Nachricht aus der Wirtschaft größer und größer.

Was bedeutet das für Anleger?

Einige Marktteilnehmer waren im Februar skeptisch geworden ob der widersprüchlichen Signale, die von Renten- und Aktienmärkten ausgesendet wurden. Deutlich fallende Renditen deutscher sowie auch von US-Staatsanleihen ließen noch bis vor kurzem die Frage aufkommen, wie lange die Rallye an den Aktienmärkten noch weitergehen könne. Vereinzelt kam die Vermutung auf, der Rentenmarkt glaube im Gegensatz zum Aktienmarkt nicht so recht an ein globales Reflationsszenario. …

Dass die hohen Aktienkurse den einen oder anderen Anleger dennoch langsam skeptisch werden lassen, ist verständlich. Wenn sich jedoch mehr Wachstum mit mehr Inflation mischt, kann daraus durchaus ein Cocktail entstehen, der zusätzlichen Spielraum bei den Bewertungskennzahlen zulässt.

Die größte Gefahr droht aus unserer Sicht nach wie vor an der politischen Front. Weniger in Frankreich oder den Niederlanden – obwohl sich dort teilweise die Ereignisse überschlagen – sondern tatsächlich eher in den USA. Denn Rückschlagpotential besteht vor allem dann, wenn die neue US-Regierung bezüglich ihrer in Aussicht gestellten Maßnahmen enttäuscht. Ein mögliches Ende des Trump-Hypes am Markt dürfte dabei aber nicht zwangsläufig dem Ende der globalen Aktienrallye gleichkommen, da klar unterschieden werden muss zwischen dem „Trump-Trade“ einer- und dem „Reflation-Trade“ andererseits. … Wir bleiben daher in Bezug auf Aktien optimistisch gestimmt. (F. Herrmann)

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