Wirtschaft

Aktueller Blick auf die Märkte mit BlackRock

Von Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock für Deutschland, die Schweiz, Österreich und Osteuropa

Que sera, Euro/Dollar-Kurs?

Bei BlackRock ist man überzeugt, dass die Erwartung wieder stärkeren Wachstums und eines eher leicht inflationären als deflationären Umfeldes in den letzten Monaten den Optimismus an den Finanzmärkten maßgeblich befeuert haben. Mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und dem Versprechen von enormen fiskalischen Stimulusmaßnahmen erhielten Wachstums- und Inflationserwartungen den entscheidenden Anstoß. Bis dato zögerliche Investoren übersetzten sie beherzt in Kurssteigerungen an den Aktienmärkten und steilere Renditekurven bei Anleihen.

Auch nachdem die erste Welle dieser „Trump-Rally“ gegen Ende 2016 ausgelaufen war, setzte sich der Optimismus fort. Amerikanische Aktien liegen per heute seit Jahresbeginn um rund 6% im Plus, europäische folgen mit einem guten Prozentpunkt Abstand.

Immer deutlicher wird sichtbar, dass es nicht nur die immensen – und im Detail wohl kaum erfüllbaren – Versprechungen Trumps sind, welche die Märkte treiben, sondern zunehmend die Überzeugung, dass wir uns tatsächlich in einem wesentlich freundlicheren Makroumfeld befinden als in den meisten Jahren seit der Finanzkrise.

Nicht nur die Tatsache, dass Amerika, Europa und Asien zeitgleich am oder über ihrem Potentialpfad wachsen und damit diese Erholungsphase zu einer selten synchronisierten werden lassen, sorgt für Erwartung weiteren Kurspotentials. Auch die Einschätzung, dass zum ersten Mal in acht Jahren die Gefahr einer Japanisierung der gesamten industrialisierten Welt, das heißt eines Abdriftens in eine deflationäre Spirale, als gebannt betrachtet werden könnte, wäre nichts weniger als ein Regimewechsel.

Kein Wunder, dass starke Zahlen wie jene bezüglich der Inflation in den USA in der letzten Woche (Verbraucherpreise im Februar plus 2,7%, Kernrate 2,2%) von Investoren gern als Bestätigung für diese positive Zeitenwerde interpretiert werden. ….

Und … nun richtet sich der Blick auf die nächste Herausforderung: Frankreich. Auch in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone stehen die Zeichen aus unserer Sicht eher günstig. Emmanuel Macron, der erst 39jährige ehemalige Investmentbanker und Wirtschaftsminister, scheint derzeit mit seiner Bewegung En Marche in den Wahlumfragen knapp vorn zu liegen, hauchdünn vor Marine Le Pen vom rechtspopulistischen Front National.

Ähnlich wie Wilders in den Niederlanden verfolgt Le Pen vor allem einen antieuropäischen, nationalistischen Kurs. Frankreich aus dem Eurosystem zu entfernen und den Franc wieder einzuführen, ist eines der Kernelemente ihres Wahlprogramms. Da ein derartiges Szenario aus Sicht der Kapitalmärkte vermutlich dramatische Folgen hätte, sorgt jeder Zugewinn Le Pens in den Umfragen für Nervosität.

Im Gegenzug atmen Marktteilnehmer durch, wenn die Gefahr eines Front National-Sieges eher abnimmt, was in der Tat in den letzten Wochen der Fall gewesen ist. Sollte, was im Moment wahrscheinlich aussieht, in der Stichwahl am 7. Mai Macron gegen Le Pen antreten, würde nach aktuellen Umfragen Macron mit 64:36 gewinnen. …

Natürlich wird bis zum ersten Wahlgang am 23. April noch einiges Wasser die Seine herunterfließen, und wir haben gelernt, bei politischen Eventrisiken bis zum letzten Moment mit Überraschungen zu rechnen. Dennoch sieht aus heutiger Sicht vieles danach aus, als sollte mit der Frankreich-Wahl eine weitere Bremse gelöst werden, die Investoren bisher vor europäischen Assets hat zurückschrecken lassen.

Was bedeutet das für Anleger?

Eine gewichtige Rolle beim Blick auf die relative Attraktivität vor allem Amerikas und Europas spielt die Beurteilung der jeweiligen Zentralbankpolitik. Während die EZB bis auf weiteres berechenbar in Wartestellung bleibt, hat die Fed es aus unserer Sicht bisher vermocht, die jüngsten starken Makrodaten konsequent in straffere Geldpolitik zu übersetzen, ohne die Märkte damit zu überfordern. Entsprechend waren die Reaktionen auf die Zinsanhebung der vergangenen Woche positiv, Frau Yellens Blick auf den weiteren Verlauf 2017 wurde sogar als eher taubenhaft, also vorsichtig, interpretiert.

Hier kommt natürlich wieder Trump ins Spiel, denn sollte die neue US-Administration fiskalisch derart aufs Gaspedal treten wie vom Präsidenten angekündigt, dürfte die Inflation stärker steigen und die Fed eventuell zu stärkerem Einbremsen zwingen.

Für den Moment erwarten wir aber, wie auch der Konsensus, zwei weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr, vermutlich in Juni und September. Sollte es der Fed gelingen, diese Schritte ebenfalls schlüssig zu erklären und glaubwürdig anzukündigen, steht einer weiteren friedlichen Koexistenz graduell steigender Zinsen und Aktienkurse nichts im Wege. (BR)

print

Tags: , , , , , , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

25 Jahre Mein Geld
Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

-
Welche Neuerungen gibt es zum BAV-Geschäft?

Im bAV Geschäft gibt es immer wieder neue Trends und verbesserte Tarife. Was können Berater und Vermittler für 202472025 erwarten?

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 03 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben