Bei BlackRock ist man überzeugt, dass die Erwartung wieder stärkeren Wachstums und eines eher leicht inflationären als deflationären Umfeldes in den letzten Monaten den Optimismus an den Finanzmärkten maßgeblich befeuert haben. Mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und dem Versprechen von enormen fiskalischen Stimulusmaßnahmen erhielten Wachstums- und Inflationserwartungen den entscheidenden Anstoß. Bis dato zögerliche Investoren übersetzten sie beherzt in Kurssteigerungen an den Aktienmärkten und steilere Renditekurven bei Anleihen.
Auch nachdem die erste Welle dieser „Trump-Rally“ gegen Ende 2016 ausgelaufen war, setzte sich der Optimismus fort. Amerikanische Aktien liegen per heute seit Jahresbeginn um rund 6% im Plus, europäische folgen mit einem guten Prozentpunkt Abstand.
Immer deutlicher wird sichtbar, dass es nicht nur die immensen – und im Detail wohl kaum erfüllbaren – Versprechungen Trumps sind, welche die Märkte treiben, sondern zunehmend die Überzeugung, dass wir uns tatsächlich in einem wesentlich freundlicheren Makroumfeld befinden als in den meisten Jahren seit der Finanzkrise.
Nicht nur die Tatsache, dass Amerika, Europa und Asien zeitgleich am oder über ihrem Potentialpfad wachsen und damit diese Erholungsphase zu einer selten synchronisierten werden lassen, sorgt für Erwartung weiteren Kurspotentials. Auch die Einschätzung, dass zum ersten Mal in acht Jahren die Gefahr einer Japanisierung der gesamten industrialisierten Welt, das heißt eines Abdriftens in eine deflationäre Spirale, als gebannt betrachtet werden könnte, wäre nichts weniger als ein Regimewechsel.
Kein Wunder, dass starke Zahlen wie jene bezüglich der Inflation in den USA in der letzten Woche (Verbraucherpreise im Februar plus 2,7%, Kernrate 2,2%) von Investoren gern als Bestätigung für diese positive Zeitenwerde interpretiert werden. ….
Und … nun richtet sich der Blick auf die nächste Herausforderung: Frankreich. Auch in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone stehen die Zeichen aus unserer Sicht eher günstig. Emmanuel Macron, der erst 39jährige ehemalige Investmentbanker und Wirtschaftsminister, scheint derzeit mit seiner Bewegung En Marche in den Wahlumfragen knapp vorn zu liegen, hauchdünn vor Marine Le Pen vom rechtspopulistischen Front National.
Ähnlich wie Wilders in den Niederlanden verfolgt Le Pen vor allem einen antieuropäischen, nationalistischen Kurs. Frankreich aus dem Eurosystem zu entfernen und den Franc wieder einzuführen, ist eines der Kernelemente ihres Wahlprogramms. Da ein derartiges Szenario aus Sicht der Kapitalmärkte vermutlich dramatische Folgen hätte, sorgt jeder Zugewinn Le Pens in den Umfragen für Nervosität.
Im Gegenzug atmen Marktteilnehmer durch, wenn die Gefahr eines Front National-Sieges eher abnimmt, was in der Tat in den letzten Wochen der Fall gewesen ist. Sollte, was im Moment wahrscheinlich aussieht, in der Stichwahl am 7. Mai Macron gegen Le Pen antreten, würde nach aktuellen Umfragen Macron mit 64:36 gewinnen. …
Natürlich wird bis zum ersten Wahlgang am 23. April noch einiges Wasser die Seine herunterfließen, und wir haben gelernt, bei politischen Eventrisiken bis zum letzten Moment mit Überraschungen zu rechnen. Dennoch sieht aus heutiger Sicht vieles danach aus, als sollte mit der Frankreich-Wahl eine weitere Bremse gelöst werden, die Investoren bisher vor europäischen Assets hat zurückschrecken lassen.
Was bedeutet das für Anleger?
Eine gewichtige Rolle beim Blick auf die relative Attraktivität vor allem Amerikas und Europas spielt die Beurteilung der jeweiligen Zentralbankpolitik. Während die EZB bis auf weiteres berechenbar in Wartestellung bleibt, hat die Fed es aus unserer Sicht bisher vermocht, die jüngsten starken Makrodaten konsequent in straffere Geldpolitik zu übersetzen, ohne die Märkte damit zu überfordern. Entsprechend waren die Reaktionen auf die Zinsanhebung der vergangenen Woche positiv, Frau Yellens Blick auf den weiteren Verlauf 2017 wurde sogar als eher taubenhaft, also vorsichtig, interpretiert.
Hier kommt natürlich wieder Trump ins Spiel, denn sollte die neue US-Administration fiskalisch derart aufs Gaspedal treten wie vom Präsidenten angekündigt, dürfte die Inflation stärker steigen und die Fed eventuell zu stärkerem Einbremsen zwingen.
Für den Moment erwarten wir aber, wie auch der Konsensus, zwei weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr, vermutlich in Juni und September. Sollte es der Fed gelingen, diese Schritte ebenfalls schlüssig zu erklären und glaubwürdig anzukündigen, steht einer weiteren friedlichen Koexistenz graduell steigender Zinsen und Aktienkurse nichts im Wege. (BR)